[17] Petrus. Petrona.
PETRUS.
Wo ist mein alte Fischerin,
Die schandgeheite Thorwerterin?
Mich dünckt, sie gibt gut achtung drauff,
Das niemt nicht rein in Himel lauff,
PETRONA.
Hie bin ich Mann, hertzliebster Herr,
PETRUS.
Sihe auff die thür, Gehe nicht zu ferr,
Vnd las mir keinen Frömbden rein,
Wie heut auch im abwesen mein,
Der alte wünderliche Pech,
Sich reingeflickt hatt also frech,
PETRONA.
Halt' mirs zu gut, hertzlieber Man,
Wie solt ich alte Fraw jhm than?
PETRUS.
Du hetst jhn sollen stossen aus,
PETRONA.
Wie, wenn er dann nicht wolt hinaus?
PETRUS.
Eia, der schnöden alten Tholn,
Ist dir die Thür darumb befohln,
Das ich mich nie zu keiner zeit,
Auff dich verlassen darff ein Meidt,
Sol jmmer hinden vnd forne sein,
Worzu bedürffet ich dann dein?
Du soltest jhn nicht lassen ein,
Weit, weit von dannen heissen sein,
PETRONA.
Ach hertzer Mann zu fried euch gebet,
Vorgeblich jhr darwider strebet,
Es kan doch nun nicht anders sein,
Man trage ein mehr was bessers ein,
PETRUS.
Das weis ich wol, Lehr du michs nicht,
PETRONA.
Auch was er sich hat selbst verpflicht,
PETRUS.
Das weis ich auch, Vnd habs in hut,
Wenn er sich demnach halten thut,
PETRONA.
Je ja.
PETRUS.
Das kan ein jeder Bawer,
Das er sich viel, auff Schelm vnd Lawer,
Vnd Buben schelten, vnd Bösewicht,
Verpflichten thue, Hilfft aber nicht,
Wenn man sol lösn die Eidespflicht,
Da findt man niemt daheimen nicht,
Ich sehe den Pech dafür nicht an,[17]
Das er sich selbst verleugnen kan,
Vnd kriechen in ein ander haut,
So fast mir jmmer vor jhm grawt,
PETRONA.
Das wolt' Gott nicht, mein hertzer Mann,
PETRUS.
Halts maul. Vnd weil ich jo nicht kan,
Jtzt abermal daheimen sein,
So halt wol haus, vnd gehe hinein,
PETRONA.
Ich wil es thun.
PETRUS.
Lass niemand ein,
Befehl ich dir mit allen trewn,
Bis ich komm wider, Wenn gleich er,
Der Engel Gabriel selbs da wer,
PETRONA.
Ich wil es thun.
PETRUS.
So gehe hinein,
PETRONA.
Ich Gehesen sach.
PETRUS.
Die thür schleus ein,
PETRONA.
Ich thue es Man,
PETRUS.
So thues wolan.
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
|
Buchempfehlung
»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
162 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro