Scena VI.

[65] Petrus. Hans Pfriem. Paulus.


PETRUS.

Ist dann der Himel des allein?

Allers vngewaschen Pengels nein,

Du Vnhold, hast dich rein gelogen,

Semptlich vnd sonderlich betrogen,

Richst an all sünd vnd schelmerey,

Das niemand kan vor dir gedeien,

Vnd bleibst Hans Pfriem, wie vor vnd nach,

Machst vns schirr hie allen vngemach,

Helst aller Seligen seelen nur,

Vor lauter jauch vnd Narren puer.

HANS PFRIEM.

Hui, Hoi, Fahre sacht, du alter Greis,

Fein seuberlich, mit der Braut auffm eiss.

PETRUS.

Ich hab befehl, gebiete in ernst,

Geh, packe dich naus, auffs aller fernst,[65]

Vnd diese seelige stett berür

Von hinnen nun noch nimermehr.

HANS PFRIEM.

Hui, Bletling, Hui, vnd wes du jehst.

PETRUS.

Ich sage dir, Gott sey vns der nehst,

Naus in all hundert Teuffel namen,

Das wir im Himmel frieden haben.

HANS PFRIEM.

Hui, bistu nicht der küne Degen,

Der sich seins lebens darff erwegen.

Darff ohr abhawen? vnd seinem Herrn

Beystehn, mit ernst, doch weit von fern,

Vnd ferner nicht, als bis zum herde,

Vnd das jhn auch keine Magd gefehrde?

PETRUS.

Bistu nicht auch der Störenfried?

Der sich der Himelsruhe genied,

Mit allen schanden vnd schelmerein,

Tregt eitel Hundesloden ein,

Verwirt, verjrt, Macht alle gemenge,

Veracht, verlacht, mit jhrem geprenge,

Gott vnd der Heiligen seelen sein,

Vnd solte der nicht auch sehn darein?

Der aus dem Himmel hat zerstrewt,

Von wegen jhr' boshafftigkeit,

Der vngehorsamen Engel scharen,

Die viel, viel besser, dann du, waren?

HANS PFRIEM.

Heiligster Vater Bapst, wie man euch nent,

Sagt mir gleich zu, vnd recht bekent,

Seidt jhr nicht, seitsen sach, der Man,

Den Christ der Herr lies hefftig an,

Mit worten bös, vnd hies jhn hart,

Ein Teuffel, vnd ein ergerliche art?

Da du mit deiner weisheit kunst,

Wie butter an der Sonne bestunst.

Ja, wann ichs recht berichtet bin,

So deucht mich jmmer in meim sinn,

Jhr seidt der Schelm, der vnsern Herrn,

Vor allen Jüngern weit vnd fern,

Auffs greulichst, als kein Mameluck,

Ja drey mal nach einander fluck,

Verleugnet vnd verschwur behent,[66]

Bey stein vnd pein, ob er jhn kent,

Mich dünckt, du giengst mit jhm in todt,

Er warts wol inne, in seiner not,

Du eidsuergessner alter Greis,

Der gute Meister würdts wol weis,

Da du jhn stecken list allein,

Wol in der grösten marter sein,

Vnd lieffst daruon, Feilt auch nicht weit,

Du werst selbst auff der Jüden seit,

Gefalln, vnd hettest leichter dingn,

Den Herrn ans Creutz nan helffen bringn.

PETRUS.

Bin ich gefalln, vnd habs versehn,

Wie soll man thun? es ist geschehn,

Doch hab ich rew vnd leid gehat,

Bekenne mich leider zu der that,

Vnd habs hernach nicht mehr gethan,

Du aber bist ein störrisch Man,

Der nicht erkent seine missethat,

Hatt nie gebeten Gott vmb gnad,

Bleibt auff seinen alten hefen liegen,

Thut alle warnung vorgenügen

Mit schenden, schelt vnd lesterwort,

Dergleich kaum jemandt hat erhort.

HANS PFRIEM.

Das dich vorlauffnen Mamelucken,

Der Hellen rachen müste verschlucken,

Du dreyfach eids vorgessner Man,

Solte recht vor recht wider dich bestahn,

Du hettest dich in abgrund der Hell,

Lang nein verschworn, du Judasgesell,

Du hettest den Galgen zehnmal bas,

Wie du dann selbs nicht leugnest das,

Verdient, dann Judas der Verrether,

Warst noch viel erger Vbeltheter.

PETRUS.

Das habe ich meinem Herren fron,

Vnd seinem anblick mild vnd schon,

Zu dancken, vnd seiner grossen güt,

Das er mich hat so fast behüt.

HANS PFRIEM.

So last mich auch sein, wer ich bin,

Der Herr verwirfft mich auch nicht hin,[67]

Denn er sihet keine Person nicht an,

Ich bin jhm gleich so lieber Man,

Als eben jhr, Herr Peter mein,

Wiewol jhr nemt den vorteil ein,

Das jhr könt machen gros geplerr,

Vnd euch so rhümen: Herre, Herr,

Han wir nicht stets im Namen dein,

Gestifft viel Wunder gros vnd klein?

Ich armer Pech, weis nichts zurhümen,

Hab keine thaten zu benühmen,

Halt mich nachs Herrn befehl allein,

Ans schlecht elende, Erbarm dich mein.

PETRUS.

Du kanst dein lestern doch nicht lassen,

HANS PFRIEM.

Ey lieber Herr, Sagt mir, in massen,

Wie jhr die rhümt, wo habt jhr gleich,

Die Schlüssel zu gem Himmelreich?

Hoia, wolan, jhr bringt erfür,

Den Bannschlüssel zum verdamnis mir,

Wo habt jhr aber hin gethan,

Den andern Schlüssel, zeigt mirs an,

Damit jhr mich solt lösen fein,

Vnd in gen Himmel schließen ein,

Den braucht jhr selten, Mit dem Bann,

Seidt jhr vorn für von stunden an,

Wie solt jhr aber kommen rein,

Mein liebe Himmelsschliesserein?

Last sehn die Schlüssel: last sie sehn,

Ob sie auch vor Dittriche können bestehn

Ich gebe euch nicht ein gutes wort,

Das jhr mich einliest an den ort,

Auff meins Herrn Christi güt vnd gnad,

Wol ich getrost hereiner tratt,

Der ist mein Herr, mein Friedeschildt,

Dem traw ich vnd seinen gnaden mildt,

Dem weis ichs danck, das er mich hat

Eingelassen, vnd günt mir noch die stat,

Jhr aber, Wirdiger Herre mein,

Wolt mit mir vnbekümmert sein,

Vnd dencken, wie das Sprichwort laut,[68]

Wer Gott vertrawt, hat wol gebawt,

Vnd was Gott selber gibt vnd gan,

Das mus Sent Peter vngnommen lan,

Ewer Achtbar Wird, Herr Paul, Ich bitt,

Wolt euch hierin beschweren nit,

Zu gut der Christen seligkeit,

Damit Herr Peter nicht zu weit,

Sich von der rechten bahn verjrre,

Vnd mich, sampt andern mehr verwirre,

Wolt jhn doch lassen lencken ein,

Gleich wie vor zeitt in Syrien fein,

Jhr lasset jhm ein guten Tex,

Thuts, gebt jhm auff eine derbe Lex,

Der alte Jecke, verstehts nicht recht,

Mag leicht, er noch was newes auffbrecht,

Gebür ein Schisma, der Oelefantz,

So würde in nobis Krug ein Tantz,

Heia, do recht, helstu nun dein maul?

Ich bin traun nicht gewest sehr faul,

Ich hab jhm redlich eingeschanckt,

Das er mirs Veltens wenig danckt,

Ich hab jhm recht gethan, dem Tropffen,

Seht, seht, wie hengt er nun den schopffen,

So mus mans solchen Gesellen reichen,

Wenn man jhn' wil die steltzen bstreichen,

Hai, kenst' mich nun? weist, wer ich sey?

Hans Pfriemer heiss ich ohne schew,

Hastu nicht genung an dem' wolauff,

Ich wil dir besser paucken auff.

PAULUS.

Wir schaffen doch beim Blute nichts,

Gehn gleich ein mehr dauon gerichts.

PETRUS.

Er ist ein vnuernünfftig Thier,

Ein Kue, ein Ochs, ein grober Stier,

Ein wilde Bestie, ohne verstandt,

Von grausam, wüstem, rohem tandt,

Zu nichts nicht besser, dann zum strick

Geweiht, vnd das er bald erstick,

Am Gurgelwasser, das man jhm

Aus seiner eignen Leber nim,[69]

Im Kuttelhofe, da man seins gleich',

Zum Bade bereitet seuberleich,

Es weis, vorsteht zum Teuffel nichts,

Vnd gleichwol alle ding vorfichts,

Niemand durchaus sich warnen lest,

Sein kopff allein ist stets der best,

Des wird er haben kleinen frommen,

Wird wol verdienten lohn bekommen,

Den lohn der vngerechtigkeit,

Der alln seins gleichen ist bereit.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 65-70.
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Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

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