Prologvs, Oder Vorrede.

[13] Nach dem diss Spiels der Tichter gut,

Hat kommen lassen in sein muth,

Das er anfenglich schreiben thet,

So guts jhm da gelücket hett,

Von Kinderschulen, ohne tandt,

Welchs er mit nam' Almansor nant,

Hatt auch vernommen, wies gar viel

Vorstendigen Leuten wolgefiel,

Als hatt er nochmals vnd forthin,

So fern jhm Gott sein leben günn,

Dergleichen Schrifften vorgenommen,

Die er an tag möcht lassen kommen,

Die vor gemeinen Mann vnd Leien,

Mögn nicht so gar vndienstlich sein,

Drumb hat er diss sein ander Spiel,

Newlich geticht, wers lesen wil,

Vnd hat es selbst aus seim Latein,

In Deutsche sprach vertolmetscht sein,

Damit ein jeder möcht verstahn,

Wie ers gut meine, der redlich' Man,

Vnd schreibe niemt nichts in den rücken,

Beger' auch kein mit list zudrücken,

Sey nur allein darauff bedacht,

Wie er der Lehren viel mit macht,

Christlich, erinnerungshalben, treibe,

In sein vnd vieler hertzen schreibe,

Die man mit lust, so spielens weis',

Leicht fass, vnd wol behalt mit vleis,

Denn bösen Meulern ist er feind,

Hatt nie kein Menschen nicht verleumbd,

Das lest er darumb sagen mich,

Auff das jo niemandt anders sich,

Zu jhm vorsehe, vnd seim geticht,

Dann das es sey durchaus gericht,

Zum besten jedermenniglich,

Darumb er euch gantz dienstiglich,

Grosgünstige Herren bittet euch,[13]

Wie jhr erschienen seid zugleich,

Vmb Adels willen, tugend vnd ehrn,

An anders thut er sich nicht kern,

Helt jhm vor höhste zier zumal,

Das er ewrs gleichen wolgefall,

Vnd obs nur were ein einig Man,

Helt ers jhm doch vor lobesan,

Dem eintzelen mit ehrn gefalln,

Dann bösen Buben allzumaln.


Ferner, die Sach in diesem Spiel,

Betreffend, ich das sagen wil,

Es ist nicht new, noch seltzam hewr,

Wiewols macht fromme Leute tewr,

Das jederman ist so geschwindt,

Selb gegen sich gantz mild vnd lind,

Vnd wil von jedermenniglich,

Sein thun vnd lassen vppiglich,

Gelobet vnd gebillicht han,

Dargegen aber ohn vnterlan,

All' ander' Leute red vnd that,

Ehe ers noch recht erforschet hat,

Verleumbden, tadeln, schelten drauff,

Das ist gemeiner Werlet lauff,

Hierumb der Tichter bittet euch,

Das jhr jhn berichtet semptigleich,

Auff welcher seiten hie ein Man,

Sich weniger wol vergreiffen kan,

Das er jhm selbst allein gefall,

Oder, das er ander allzumal,

Verleumbd vnd tadel? oder auch

Zusamen beydes sich gebrauch?

Wist jhr das nicht? wolt nicht heraus?

So thut er sich erwegen kraus,

Sey wie jhm sey, ohn allen schertz,

Begert, das jhr jhm heut ohn schmertz,

Alleine gleben wolt mit lust,

Jhm hören zu, vnd was er sust,

Vornemen wird auff diesem Plan,[14]

Durchaus euch wolgefallen lan,

Sonst nichtes loben, Ohn was ehr,

Auffbringen wird vor newe Mehr,

Dann seiner so zu warten aus,

Hatt er beschlossen heut durchaus,

Das keine Mutter jhr Kindlein fron

Mag ausgewarten also schon,

Vnd so wil er viel lieber hie

Verschulden sich, dann sonsten je,

Denn was er haben kan zur beut,

Ohn schad vnd nachteil ander' Leut,

Das acht' er jhm zuhaben schlecht,

Ohn alle Sünd, mit gutem recht,

Bös Leumund aber vnd Affterkosn,

Sey vber oder vnter der Rosn,

Das acht' er jhm vor keinen rhum,

Thut auch kein' andern loben drumb,

Allr tugend, ehr vnd redligkeit,

Bevleist er sich zu jeder zeit,

Was vnrecht ist vnd schambar ding,

Findt vberall sein' Putzerling,

Darzu ists auch gefehrlich gar,

All' ding nur meistern jmmerdar,

Vnd kan sich einer bald versteigen,

Wer all zu klug wil sein am Reigen.

Wo zeugt sich hin dis alles nun,

Möcht einer billich fragen thun,

Dahin, das gar ein newes Spiel,

Ich auff die bahn jetz bringen wil,

Hans Pfriem ist es auff Deutsch genant,

Momoscopus nach Griechem Land,

Welch wort ich euch im Deutschen wol,

Den Meister Klügel nennen sol,

Das Spiel man hiebeuor hat nie,

In keiner Sprach gefunden je,

Ohn das das Mehrlein wird gemelt,

Aus alten Schrifften her erzelt,

Wie auch der hocherleucht Prophet

Luther, des Pfriemers meldung thet,[15]

Das hat der Tichter nun mit vleis,

Also verfast in Spielens weis,

Wündscht, das es euch gefall' gar wol,

Euch auch hierumb er loben sol,

Wann jhr jhm gebt gut Audients,

Ewr augen, ohrn, schencket gantz,

Mit hertz vnd sinne, mit zung vnd mund,

Damit jhr recht vornemen kund,

Den Hansen Pfriemer, das euch nicht,

Auch gleichesfals, wie jhm, geschicht,

Vnd man euch aus der Gselschafft weis',

Gleich wie jhn aus dem Paradeis,

Derhalb' seid still, vnd habt an alln

Ein bsonder guten wolgefalln,

Was jhr werd sehn vnd hören hie,

Kein wort sol euch misfallen je,

Man wil hie keinen klügler han,

Der alles zu seiden spinnen kan,

Ob gleich sind alle sachen nicht,

Nach meim vnd deinem kopffe gericht,

Was ist dann mehr? geht mich nicht an,

Wenn ich nur das verrichten kan,

Was mir befohln, So steht es frey,

Meinthalb eim jeden ohne schew,

Zu reden, thun, vnd nemen für,

Was jhm gefelt, auff sein verbür,

Das rath ich euch auch, Lieben Herrn,

Das jhr euch nicht versteigt zu ferrn,

Thut nichts sonst mehr, Ohn seht vns zu,

Vnd lernt von Hansen Pfriemer nu,

Ob jhr, was auff der Welt geschicht,

Gott geb, wies alls werd ausgericht,

Recht vnrecht gleich, bös oder gut,

Bei Menschen Kinden, wer es thut,

Auch Göttliche sachen, solt vergessen,

Oder mit ewer eigen witz ermessen.
[16]

Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 13-17.
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Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

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