Zwölfte Szene


[747] Törring und Pappenheim treten kämpfend auf Im Hintergrunde kämpfen Reisige und Burgknechte. Auch Preising wird sichtbar, aber ohne das Schwert zu ziehen.


PAPPENHEIM. Ergebt Euch, Törring!

TÖRRING. Ho!

PAPPENHEIM. So nehmt! Ich hab Euch lange genug geschont!

TÖRRING. Pah!

PAPPENHEIM. Wars nicht vom besten?

TÖRRING. Ei was! Er holt aus, fällt aber in die Kniee. Doch! Zu Agnes hinüber. Edle Frau, Ihr seht – Was hilfts Euch?

PAPPENHEIM beugt sich auf ihn nieder. Ihr habts nicht anders gewollt!

TÖRRING fällt um. Machts Kreuz über mich! Freund oder –


Er stirbt.


THEOBALD wirft den Ast weg und stürzt auf Törring zu. Da erb ich was!

AGNES. Theobald!

THEOBALD. Weiß wohl, es ist ein Hochmut von mir! Aber –


Er nimmt Törrings Schwert.


PAPPENHEIM sich wendend. Wo ist die Hexe, um die ich dies edle Blut vergoß?

AGNES schreitet ihm entgegen. Wen sucht Ihr?

PAPPENHEIM senkt unwillkürlich sein Schwert und greift an den Helm, dann schlägt er sich vor die Stirn. Teufel, was mach ich!

THEOBALD. Ihr Knechte, schart euch um eure Gebieterin! Sie hat gewiß jedem von euch Gutes getan!

DIE KNECHTE scharen sich.[747]

PAPPENHEIM zu den Seinigen. Ergreift sie! Die ists!

THEOBALD tritt vor Agnes. Solange ich lebe, gehts nicht!

PAPPENHEIM. Was willst du?

THEOBALD. Es ist die Tochter meines Meisters!

PAPPENHEIM. Badergesell, kannst du zählen? Nieder mit ihm, wenn er nicht weichen will, und fort mit ihr!

DIE REISIGEN drängen sich um Agnes herum, aber mit Scheu und ohne sie anzurühren, weil sie von ihrer Schönheit geblendet sind. Ha! Ei! Die!

PAPPENHEIM. Nun, was gafft ihr? Hat sies euch schon angetan, wie dem armen Herzog, oder wollt ihr warten, bis ihrs weg habt? Laßt ihr nur Zeit, guckt ihr nur in die gefährlichen schönen Augen, so läßt sie euch Borsten wachsen, statt der Haare, und Klauen, statt der Nägel! Ich dächte, ihr hättet genug von ihren Künsten gehört. Muß ich selbst den Schergendienst verrichten? Er dringt auf Agnes ein und will sie ergreifen.

THEOBALD schwingt das Schwert, wie ein Rad, um den Kopf herum, so daß Pappenheim sich nicht nähern kann.

PAPPENHEIM. Ei, dich soll ja – Er will Theobald durchstoßen.

AGNES wirft sich zwischen beide. Schont ihn! Er denkt an meinen alten Vater! Ich folg Euch! Aber vergeßt nicht, es ist Herzog Albrechts Gemahlin, die Ihr in seinem eigenen Schloß überfallt!

PAPPENHEIM will wieder auf Theobald eindringen. Der Bursch hat mich – –

PREISING rasch hervortretend. Im Namen des Herzogs, meines Herrn, jedes Schwert in die Scheide!

PAPPENHEIM indem er sein Schwert einsteckt. Warum auch nicht! Ich soll sie nur fangen!

AGNES. Theobald, kehrt noch nicht nach Augsburg zurück! Dies kann das Ende nicht sein!


Sie geht voran.


PAPPENHEIM folgt ihr mit den Reisigen.

THEOBALD will gleichfalls folgen, schlägt sich dann aber vor die Stirn. Nein! Nach Ingolstadt! Zu ihm! Das erste Pferd, das ich unterwegs treffe, ist mein! Stürzt fort.

PREISING. Gott gebe, daß sie jetzt auf mich höre! Noch kann ich sie vom Tode retten, und ich wills. Ab.[748]

Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 747-749.
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