[733] STACHUS tritt ein. Ein Bauer ist da, mit einer ungeheuer großen Ähre, die er dem Herzog zeigen will!
PREISING. Nur heute nicht! Er wird vom Sterbebett keine Augen dafür mitbringen!
STACHUS. Das hab ich ihm schon gesagt! Aber er läßt sich nicht bedeuten, und Ihr wißts ja, daß wir mit den gemeinen Leuten nicht unsanft verfahren dürfen!
PREISING. So laß ihn stehen, bis er von selbst geht! Hört man denn nichts von dem armen Prinzen? Wirds nicht doch ein wenig besser? Bei Gott ist ja kein Ding unmöglich!
STACHUS. Besser! Vor einer halben Stunde ward er versehen! Herr Kanzler, die Augsburger Hexe paßt schon auf, und der Teufel läßt sie nicht im Stich, wie sollts besser werden!
PREISING. Was redst du da wieder, Stachus!
STACHUS. Was sie alle reden! In der Burg, auf der Straße, an der Schranne, im Klosterhof, wo man auch hinkommt, alle, alle! Ein hochwürdiger Pater Franziskaner hat diese Bernauerin schon von der Kanzel herab verflucht, er hat gesagt, sie sei wert, bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, da wirds doch wohl wahr sein! Und wie sollts auch nicht! Erst stirbt der Vater, der gute, gute Herzog Wilhelm; dies Wams hab ich von ihm! Dann folgt seine Gemahlin! Heute rot, morgen tot; wir mußten sie beweinen, eh sie ihn noch beweinen konnte. Nun der Prinz, der freundliche kleine Adolf! Hört Ihr? Das Sterbeglöcklein! Es ist aus! Aus! Er ballt die Hände, wie zum Flachen. Und ich sollte nicht!? – Er sinkt auf die Kniee und betet.
PREISING sinkt gleichfalls auf die Kniee.
STACHUS aufstehend. Selbst in Brand stecken mögt ich den Scheiterhaufen! Die fände so viele Henker, als es treue Baiern gibt. Nun gehts an den Herzog, den regierenden Herrn, gebt nur acht! Ab.[733]
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Agnes Bernauer
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