[739] FRAUENHOVEN. Wo bleibt der Herzog? Die Pferde werden ungeduldig!
TÖRRING. Er wird die Totengruft besehen, die sie sich bauen ließ. Sie ist gestern oder heut fertig geworden. Ich sah sie beide zu den Karmelitern hinübergehen.
NOTHHAFFT VON WERNBERG. Doch ein seltsamer Gedanke für ein junges Weib! Eine Totengruft!
TÖRRING. Nun, im Anfang gerade so seltsam nicht! Da mag ihr beklommen genug gewesen sein, und mit Recht. Jetzt freilich siehts anders aus! Und doch kann man noch nicht wissen, wie's kommt! Das schwache Kind in München ist nicht stark dadurch geworden, daß der alte Herzog ihm die Krone aufsetzte. Ja, er hats vielleicht nur getan, weil er sich darauf verließ, daß sie schon von selbst wieder herunterfallen würde!
FRAUENHOVEN. Da irrt Ihr! Wie oft hat er Albrecht durch seinen Bruder die förmliche Entsagung abzudringen gesucht!
TÖRRING. Das war immer nur ein Stich, eine verkappte Anfrage, ob er ihrer noch nicht satt sei! Wenn Ernst keinen Hintergedanken hatte, warum stellte er sich zwischen ihn und den Kaiser, als die ser wegen der Regensburger Händel Rechenschaft forderte? Der alte Sigmund meinte es sehr ernsthaft, das[739] Podagra hat einen wackern Reichsvogt aus ihm gemacht, und seine Kommissarien, wir dürfens uns wohl bekennen, hätten nicht einmal Brillen aufzusetzen gebraucht, um einen offenen Aufruhr zu entdecken. Warum kehrten sie so plötzlich in München um?
FRAUENHOVEN. Ihr seht immer schwarz!
NOTHHAFFT VON WERNBERG. Sie kommen! Steigen wir zu Pferde, daß wir den Abschied abkürzen! Aber vorher – Er ergreift den Becher.
TÖRRING. Auf guten Ausgang! Sie stoßen an und gehen ab.
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Agnes Bernauer
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