Scena secunda.

[792] Matthias. Der Prediger. Scharffrichter. Sein Knecht. Die Bauern. Des Marckmeisters Knechte.


PREDIGER. Lieber Matthia seidt nhur getrost vnd erschrecket nicht vor dem tott, den es jst hir eine kurtze Zeitt, fast nhur ein hertz es sol nicht lange weren, so werdet jhr bey vnserm hern Jesu Christo jn dem Paradeus jn der ewigen freude vnd wonne sein vnd ewiglich leben, laßet euch nhur eure sünde leydtt sein, jhr werdetts befinden gott wirdt euch beystehen.

MATZ. Weyl jrs so wol wißet, so kompt her jn meine stadtt vnd versucht es jhr werdetts auch wol finden wie einem zu sinne jst der henken sol.

PREDIGER. O Matthia las diese rede ferne von dir sein, vnd bekümmere dich mitt vnserm her gott, vnd bette das Vatter vnser damitt dir Gott deine schultt vergeben möge.

MATTHIAS. Jck wolde datt mi die fuste nicht gebunden weren jch wolt mitt dir Diebhencker noch darumb speien ob du mich hencken sollest.

PREDIGER. Lieber las die narren poßen pleiben vnd bette.

MATTHIAS. Was sol jch viel betten, jch habe lange gebettet, jch sehe aber noch nicht, das einer kompt der sich vor mir wil hencken laßen.

PREDIGER. Ah matz bedenke dich doch es wil den weg hinaus wie du wol meinst.

MATTHIAS. Das weys jch auch wol wen jch nach meinem willen mochte gehen, so wollte jch auff die schencke gehen nhu mus jch nach den galgen gehen.

PREDIGER. Ah lieber Matz bedenke dich doch eines andern.[793]

MATZ. Jch mich bedenken, was jch wil, da wirdt nichts anderst aus jch mus hengen.

PREDIGER. Ah matz du hast Zeitt das du dich bekerest sich der ortt da du hin sollst jst nicht weit.

MATZ. Saget mir was das jch nicht weys, das sehe jch selber wol, lieber steiget jhr doch erst hinauff damitt jchs sehe, wie man sich dazu stellen mus, es jst ein heylose ding vmb das hengen, den es ist kein vortheil dabey was man an den schuen ersparet das zerreißet es am halse wieder.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 792-794.
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