Scena quarta.

[795] GROSVOGTT. Almechtiger Gott, wie jst mir so wehe vnd so bange, jch weys nicht wor jch ane oder zu sol den wo jck mich hinwende sehe jch an allen ortten welches mich erschreket, jtzunder füle jch erst recht was jch gethan habe, mein gewissen klaget mich vor Gott an wie jch habe haus gehalten, die trenen welche jch den armen leutten durch meine schinderey aus den augen gedrungen, die sehe vnd hore jch itzunder, wie sie vber mich zu Gott schreyen vnd mich verklagen, hette jch diesen Kerl anfangs gestrafft vnd nicht dergestalt mitt jhm durch die finger gesehen so were so manch arm Man nicht betrübt vnd betrogen worden, ehr wer auch vieleicht mitt jhm dazu nicht kommen dahin er jtzunder gerathen. Ach jch weis nicht wo jch vor angst große nott vnd pein hin sol. Ah da kompt eben auch ein Wetter her jch mus hinein jn mein haus damitt michs nicht vbereilen muge. NB. Gehet abe vnd wen ehr in die thür tritt geschiet ein starker schlag, das er jns haus zu Boden fellt.

PREDIGER. Aus diesen vorhergehenden geschichten jst klerlich zu ersehen,[795] vnd zu spuren wie wunderlich seltzam vnd erschrecklich Gottes gerichte sein, den obschon zue Zeitten eine vbelthatt verschwiegen vnd vngestraffet bleibett, so schicket es doch Gott wunderlich vnd zeuget zue Zeitten die handtt abe vnd strafft also eine sünde mitt der andern, weyl es den nhun jhn der Weldt anders nicht hergehet als jtzunder angetzeiget worden, als sol dies spiel einem jdem zur lehr vnd Warnung als ein Spigel vorgestellet sein, damitt sich ein jder wes standes er auch sey jn seinem Beruff ehrlich auffrichtig vnd treulich verhalte damitt er nicht der mal eins ein solch greulich ende nemen vnd gottes erschrecklichen Zorn auff sich laden muge. Wie wunderlich vnd seltzam ja wie langkmödig vnd doch erschrecklich Gottes Gericht sein, zeigen diese vorgehende vnderschiedliche Geschichten klerlich an, den obwoll des fleschers angezogene Bubenstucke vnd Betriegerey Jhme wegen seiner gegebenen stich Pfenning ein Zeitlang vor frey außgangen, So hatt es doch Gott entlich wunderlich geschicket, das es hatt außbrechen müßen, damit ehr auch von wegen seines vielfältigen Betruges vnd Büberey seine gebürliche Straffe empfangen mügen vnd hatt Gott die handt endtlich von jhme abgezogen, Dar der Teuffel dan nicht lange gefiret, sondern jhn in Diebstall gefüret darüber ehr den auch entlich sein verdiente Lohn bekomen vnd nicht allein den leib, Sondern auch die Seele verscherzet, Wie ein schrecklich Exempell auch Gotts Zorn Allen Beuelhabern so in Ambttern sitzen zur Warnung an dem Großvogtt vnd Marckmeister vorgestellet, ist daßelbe deutlich gnug vermeldet worden. Weil es den nhu nicht ohne, das der jzigen gemeinen Weltt lauff nach, also wie angezeigt anderst nicht pflegt her zu gehen, so woll mitt falschen verkaufen, alß mit stichpfennig zu nemen, Alß soll auch dies Spiel einem jdern, so woll der in Emptern sitzet, alß der auch handtierung triebet, vnd der sich zu seinem gewißen derogestalt befindett dieß zur Lehr vnd Warnung vorgestalt sein, Damit er nicht derogestalt deromaleins von Gott diesen vorgebilten Exempeln nach schrecklich müge gestrafft werden, das nun solches ein Jder thuen vnd woll jn Acht nehmen müge darzu helffe mir vnd euch semptlich die heilige Dreifaltigkeit, Amen.

Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 795-796.
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