Scena tertia.

[548] Siluester. Vincentius. Iohan Bouset vnd andere diener.


SILUESTER gehet Vincentio entgegen, gibt jhme die Handt, vnd spricht. Herr Oberster, Die sache will gutt werden, Die Jungfraw hat den Ring angenomen, Vnd will euch schrifftlich antworten.

VINCENTIUS. O E.F.D. müsse grossen danck haben.

SILUESTER. Herr Oberster ist euch die zeit auch lang geworden?

VINCENTIUS. O Nein, Wir seindt in E.F.D. Stalle gewesen, Vnd haben derselben Pferde besehen.[548]

SILUESTER. Wie gefallen sie euch dann?

VINCENTIUS. Sie gefallen vns zimblich wol. Aber wir haben einmal ein Ros gehabt, desgleichen möchten wir E.F.D. wol gönnen.

SILUESTER. Was war es dann vor ein Pferdt?

VINCENTIUS. Es war ein Neapolitanisch Roß, Das hatten wir dermassen abgerichtet, Das es alles thate, was wir jhm beuohlen, Vnd hatten darzu wieder Ruten noch Sporen von nöthen, Dasselbe stund vor den Hünern vnnd Hasen, wie ein vorstenhender Hundt. Dann wir ritten einmal bei der Nacht durch einen Busch, Darin war ein klein Wässerlein, Das Pferd stund stille, Spitzete die Ohren, Do merckten wir wol, das es etwaß bedeutete, Vnd namen vnsern Stein, Welchen wir zu Venedig gekaufft vnnd zuuor Holtz gewesen, Aber dadurch, das es lange im Meer gelegen zum Stein geworden war, Vnd die Tugent an sich hatte, Das er des Nachts so ein hellen schein von sich gabe, das man dabey schreiben vnd lesen konte, herfür, ersahen drey Hasen bei einander in einem Busch, vnd Dreyhundert Antvogel, auff dem Wässerlein, erschossen dauon Sieben, vnnd liessen sie liegen, Dann wir nicht trawen dürffen, obs vielleicht Gespenst were.

IOHAN BOUSET. Das Pferd mus ein gut scharff Gesicht gehabt haben. Das er die Endten vnd Hasen gesehen, Oder ein dünne Nase, Das es die Endte gerochen hat.

VINCENTIUS. Im gleichen haben wir auch einmal ein Spannisch Pferd gehabt, Welches so offt es vor den König, Oder die Königin kommen, Oder sonsten einen der Herrn Geschlechts gewesen, Nieder gekniet, Vnd jhnen Reuerentz gethan, Von einem Knie auff das ander gefallen, Darnach sich vber drey Stunde auffm Platze eines Tisches breit, ohne auffhören getommelt, Das auch der König zu Hispanien zu vns gesandt, Vnd vns anzeigen lassen,[549] Es jammerte jhm des Pferdes, Wir solten doch abziehen. Wie wir nun abzogen, War eine See dabey, Welcher vberfroren, Auff demselben Eise tommelte es sich noch vber zwo Stunde, Vnd renneten darauff Curira, Gleitet auch kein mal, Vnd hatte darzu keine Stollen an den Eisen. Do das der König erfuhre, Wolte er vns dafür zwey andere schöne Hengste, Vnd Sechs Tausent dobbelte Ducaten geben. Wir aber schlugen jhm dasselbe abe, Darüber er denn auch hefftig erzürnet wardt. Dasselbe Pferdt kondte niemandts, als wir selbs reiten, Vnd wenn wir jhme auch nicht allezeit, Ehe wir auffsassen, Eine Maulschell gaben, So war es gar trawrig, Vnd gedachte, Wir zürneten mit jhm. In Summa, Wir können desselben Pferds Tugendt nicht alle erzelen, Dann es holete auch wieder aus dem Wasser, als ein Schieß Hundt.

IOHAN BOUSET. Das ist ein köstlich Pferdt gewesen, Wenn man derselben viel hette, So dürffte man so viel Hunde nicht halten.

VINCENTIUS. Dasselbe Pferd wolte einsmals vnser Knecht reiten, Vnd es ein weinig mit den Spohren angreiffen, Vnnd weil es niemandts als vns leiden konte, Warff es denselben Knecht auß dem Sattel vnd Stiefeln herauß, Das die Stiefel vnd Sporen in den Steigbügeln stehen plieben, Vnnd der Knecht viel drey ribben im Leibe entzwey.

IOHAN BOUSET. Der Knecht muß mit den Füsen vheste in die Bügel getreten, Oder sonsten lose gesessen haben. Silentium.

VINCENTIUS. E.F. Durchleuchtigkeit werden ohne zweiffel einen guten Reitschmid haben?

SILUESTER. Ja, Wir haben etzliche Schmiede, Aber wie fraget jhr so?

VINCENTIUS. Wir haben einen Schmid gehabt, Der war seiner Kunst so[550] fertig, Das er im Ringrennen in voller Currir einem Pferde ein Eisen auffgeschlagen kondte, Vnd am Rennen nichts hinderte.

IOHAN BOUSET. Der Schmiedt mus seiner Kunst gewiß gewesen sein, Vnd eine gerade Faust gehabt, Vnd es lange gebraucht haben.

VINCENTIUS. Wir müssen E.F.D. noch von einem abgerichten Pferde sagen, Sie werden es wol schwerlich gleuben, Aber es ist gewiß geschehen. Wir haben ein Pferd gehabt, Mit demselben haben wir in ein tieff Moraß gesatzt, vnd hat das Pferd alle vier Eisen abgerissen, Wie wir nun solches im forth reiten merckten, wendeten wir vns wider zu dem orte, Da war das Pferd so gerade vnd abgerichtet, das es gleich alle vier Eisen im Sprunge traff, Die Nägel sich wieder zuzogen, Vnd das Pferd mit den Eisen versorget was. Wie wir dann auch denselben tag noch Acht grosser Meil ritten. Vnnd zu Abendts jhme kein Nagel mangelte.

IOHAN BOUSET. Das ist ein gros glück gewesen, Es sol nicht allzeit so wol gerhaten. Vnd wenn man derselben Pferde viel hette, So dürffte man den Schmieden vor das beschlagen so viel Geldes nicht geben. Inmittelst kömpt ein Junge, vnd bringet Vincentio von der Jungfrawen Angelica einen Brieff.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 548-551.
Lizenz:
Kategorien: