Biographie

Johann Gottfried Herder (Gemälde von Anton Graff, 1785)
Johann Gottfried Herder (Gemälde von Anton Graff, 1785)

1744

25. August: Johann Gottfried Herder wird in Mohrungen (Ostpreußen) als drittes Kind des Kantors und Volksschullehrers Gottfried Herder und seiner zweiten Frau Anna Elisabeth, geb. Pelt, geboren. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und besucht die Lateinschule in Mohrungen.

1760

Herder wird Kopist bei dem Diakon der Mohrungener Stadtkirche, Sebastian Friedrich Trescho, für den er religiöse Erbauungsschriften abschreibt. In der Pfarrbibliothek, die einen großen Bestand antiker und zeitgenössischer Literatur hat, betreibt er autodidaktische Studien.

1762

Das erste Gedicht Herders, »Gesang an Cyrus«, erscheint.

Immatrikulation an der Universtität Königsberg zum Theologiestudium. Herder hört die Vorlesungen Immanuel Kants und wird sein Schüler.

Seinen Lebensunterhalt verdient er als Nachhilfelehrer. Nebenbei schreibt er literaturtheoretische Texte, Rezensionen und Gedichte.

Freundschaft mit Johann Georg Hamann und seinem künftigen Verleger Johann Friedrich Hartknoch.

1764

November: Auf Empfehlung Hamanns wird Herder Kollaborator (Aushilfslehrer) an der Domschule in Riga, wo er u.a. Naturkunde, Geschichte und Deutsch unterrichtet.

1765

Februar: Herder legt das theologische Examen ab.

Er wird Prediger an der Domkirche und erhält eine feste Anstellung als Lehrer.

In den »Rigaischen Anzeigen« und der »Königsbergischen Zeitung« beginnen Beiträge Herders zu erscheinen.

1766

In seiner ersten literaturkritischen Schrift »Über die neuere deutsche Literatur. Fragmente« (3 Bände, vordatiert auf 1767) wendet sich Herder gegen die Nachahmung fremder Literatur. Nicht durch das Kopieren, sondern durch die selbstbewußte Besinnung auf die eigene Muttersprache könne die deutsche Literatur den Rang klassischer römischer und griechischer Dichtung erreichen.

1768

»Über Thomas Abbts Schriften«.

1769

Die Sammlung kunst- und literaturkritischer Betrachtungen »Kritische Wälder oder Betrachtungen, die Wissenschft und Kunst des Schönen betreffend« erscheint (3 Bände).

Mai: Herder tritt eine Reise nach Frankreich an, die ihn zunächst per Schiff nach Nantes führt, anschließend nach Paris.

In Paris Bekanntschaft mit Denis Diderot.

Auf der Reise entsteht das »Journal meiner Reise im Jahre 1769« (Erstdruck aus dem Nachlaß 1846). Es enthält keine Reisebeschreibungen, sondern gibt vielmehr Auskunft über Herders Pläne und Ideen und enthält Entwürfe zu vielen seiner späteren Arbeiten.

Dezember: Antritt der Rückreise über Belgien und Amsterdam nach Hamburg.

1770

In Hamburg Bekanntschaft mit Gotthold Ephraim Lessing und Matthias Claudius.

Herder reist nach Eutin, von wo aus er den Erbprinzen von Eutin auf seiner Bildungsreise durch Europa als Erzieher und Kabinettsprediger begleitet.

Juli: In Darmstadt lernt er Johann Heinrich Merck und Karoline Flachsland kennen.

August: Verlobung mit Karoline Flachsland.

September: In Straßburg trennt Herder sich von der Reisegesellschaft, um ein Augenleiden medizinisch behandeln zu lassen, allerdings mißlingt die Operation.

Bekanntschaft mit Goethe, den er nachhaltig beeinflußt.

1771

April: Herder tritt die Stelle eines Hofpredigers und Konsistorialrats in Bückeburg, der Residenz des Grafen von Schaumburg-Lippe, an.

Mit seiner in Straßburg verfaßten »Abhandlung über den Ursprung der Sprache« (gedruckt 1772) gewinnt Herder die Preisaufgabe der Berliner Akademie der Wissenschaften. In dieser Schrift erklärt er die Sprachentwicklung und die Entstehung der Nationalsprachen auf dem Hintergrund der natürlichen geographischen, klimatischen und sozialen Bedingungen eines Volks.

Beginn der Mitarbeit an Friedrich Nicolais »Allgemeiner Deutscher Bibliothek«.

1772

Herder reist nach Göttingen, wo er den Altphilologen Christian Gottlob Heyne besucht.

Sommer: Kuraufenthalt in Pyrmont.

1773

2. Mai: Heirat mit Karoline Flachsland

Herder gibt die Aufsatzsammlung »Von deutscher Art und Kunst, einige fliegende Blätter« heraus. Neben Goethes Schrift »Von deutscher Baukunst« enthält der Band u.a. Herders Abhandlungen »Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker« und »Shakespeare«. Beide Aufsätze Herders sind gekennzeichnet von seiner Bewunderung für den bodenständigen Impetus von Nationalliteraturen, den Herder zum einen im Volkslied und zum anderen exemplarisch in den Dramen Shakespeares hervorhebt.

1774

Sommer: Kuraufenthalt in Pyrmont.

»Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit«.

In seinem Werk »Älteste Urkunde des Menschengeschlechts« deutet Herder die Schöpfungsgeschichte als literarischen Mythos (2 Bände, 1774–76).

»Wie die Alten den Tod gebildet?« (Abhandlung).

1775

Herder wird Superintendent in Bückeburg.

Reise nach Darmstadt und Pyrmont, wo er Johann Wilhelm Ludwig Gleim kennenlernt.

»Ursachen des gesunkenen Geschmacks bei den verschiedenen Völkern, da er geblühet«.

1776

Sommer: Kuraufenthalt in Pyrmont.

Auf Vermittlung von Christoph Martin Wieland und Goethe wird Herder in Weimar zum Generalsuperintendenten, Oberkonsistorialrat und Hofprediger ernannt.

Oktober: Ankunft in Weimar und Antrittspredigt in der Stadtkirche.

1777

Sommer: Kuraufenthalt in Pyrmont.

Erste Auseinandersetzungen mit Goethe.

1778

»Lieder der Liebe. Die ältesten und schönsten aus dem Morgenlande. Nebst 44 alten Minneliedern«.

Herders Sammlung von »Volksliedern« (2 Bände, 1778–79; Neuausgabe unter dem Titel »Stimmen der Völker in Liedern«,1807), mit der er auf den Wert charakteristischer Nationalpoesie aufmerksam machen möchte, erscheint.

»Plastik. Einige Wahrnehmungen über Form und Gestalt aus Pygmalions bildendem Traume«.

»Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele«.

»Neueingerichtetes Sachsen-Weimar-Eisenach- und Jenaisches Gesangbuch«.

1779

Herder verfaßt die Preisschrift »Über den Einfluß der schönen Literatur in den höheren Wissenschaften«.

Meinungsverschiedenheiten mit Goethe, von dem Herder seine kirchliche und inzwischen auch schulpolitische Arbeit nicht angemessen gewürdigt sieht.

1780

Freundschaft mit Johann Georg Müller.

»Briefe, das Studium der Theologie betreffend« (4 Bände, 1780–81).

Erneut wird eine Abhandlung Herders von der Berliner Akademie der Wissenschaften preisgekrönt: »Vom Einfluß der Regierungen auf die Wissenschaften und der Wissenschaften auf die Regierung«.

1782

Herders Abhandlung »Vom Geist der Ebräischen Poesie« (2 Bände, 1782–83) erscheint. Darin untersucht er die Bibel, die er als nationale hebräische Dichtung auffaßt, unter literaturhistorischen Gesichtspunkten.

1783

Beginn der engen Freundschaft mit Sophie von Schardt.

Herder reist nach Halberstadt, wo er den Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim trifft, und besucht Friedrich Gottlieb Klopstock in Hamburg. Begegnung mit Matthias Claudius in Wandsbek.

1784

Herders »Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit«, in denen er seine Vorstellung von einem Prozeß der stufenweisen Höherentwicklung der Menschheit darlegt, beginnen zu erscheinen. (4 Bände, 1784–91).

Matthias Claudius besucht Herder in Weimar.

Bekanntschaft mit Friedrich Heinrich Jacobi, der sich in Weimar aufhält.

1785

Herder hat maßgeblichen Anteil an der Schulreform in Weimar.

Bekanntschaft mit Georg Forster.

Aufenthalt in Karlsbad.

»Zerstreute Blätter« (6 Bände, 1785–97).

1786

Reise nach Karlsbad.

1787

Die Berliner Akademie der Wissenschaften ernennt Herder zum Ehrenmitglied.

»Gott, einige Gespräche«.

1788

August: Zusammen mit dem Trierer Domherrn Friedrich von Dalberg bricht Herder zu einer längeren Italienreise auf, die ihn über Verona und Rom bis nach Neapel führt, zum Teil in Gesellschaft der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar (bis Juli 1789).

In Rom lernt er die Malerin Angelika Kauffmann kennen.

1789

Herder wird zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums für das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ernannt.

Der Beginn der Französischen Revolution wird von Herder begrüßt, der mit den Ideen des Republikanismus sympathisiert.

1791

Reise nach Karlsbad.

1792

Kuraufenthalt in Aachen.

1793

»Briefe zur Beförderung der Humanität« (10 Bände, 1793–97).

1794

»Christliche Schriften« (5 Bände, 1794–98).

Herder besucht Gleim in Halberstadt.

1795

»Terpsichore« (3 Bände, 1795–96).

Herder verfaßt Beiträge für die von Schiller herausgegebene Zeitschrift »Die Horen«.

1796

Weitere Beiträge in den »Horen« und im »Musenalmanach« Schillers.

Beginn der Freundschaft mit Jean Paul.

1798

Herder trifft Jean Paul in Jena.

Oktober: Jean Paul zieht nach Weimar um, wo er engen Kontakt zu Herder pflegt.

1799

Mit seiner Schrift »Verstand und Erfahrung. Eine Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft. - Vernunft und Sprache. Eine Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft« (2 Bände) kritisiert Herder die Transzendentalphilosphie Immanuel Kants.

1800

Eine weitere Abhandlung gegen Kants Ideen, die Schrift »Kalligone. Vom Angenehmen und vom Schönen« (3 Bände), mit der Herder gegen die Ästhetik Kants polemisiert, erscheint.

1801

Herder wird zum Präsidenten des Oberkonsistoriums ernannt.

Herders Zeitschrift »Adrastea« beginnt zu erscheinen (6 Bände, 1801–03).

8. Oktober: Der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph erhebt Herder in den Adelsstand.

1802

»Der Cid«, Herders Übertragung und Bearbeitung von Romanzen über den spanischen Nationalhelden Cid, mit der er sich der epischen heroischen Volksdichtung widmet, erscheint in »Adrastea«.

1803

Krankheit und Kuraufenthalte in Eger und Franzensbad.

August: Reise nach Dresden.

18. Dezember: Tod Herders in Weimar.

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