[198] Aus dem Italiänischen, von Flemming. S. 503. Ausgabe Merseb. 1685.
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Denn die wollustvolle Heerde
Tanzt zum Klange der Schalmeien,
Hirt und Heerde muß sich freuen,
Wenn im Tanz auf grüner Erde
Böck' und Lämmer lieblich ringen. –
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Denn die Sterne, gleich den Freiern,
Prangen in den lichten Schleiern:
Was die lauten Zirkel klingen,
Darnach tanzen sie am Himmel
Mit unsäglichem Getümmel.
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Denn der Wolken schneller Lauf
Steht mit dunkelm Morgen auf:
Ob sie gleich sind schwarz und trübe,
Dennoch tanzen sie mit Liebe
Nach der lauen Lüfte Singen.
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Denn die Wellen, so die Winde
Lieblich in einander schlingen,
Die verwirren sich geschwinde.
Wenn die buhlerische Luft
Sie verschläget an die Kluft,
Tanzt der Fluthen Fuß im Sprunge,
Wie der Nymphen glatte Zunge.
[198]
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Denn der bunten Blumen Schaar,
Wenn auf ihr bethautes Haar
Die verliebten Weste dringen,
Geben einen lieben Schein,
Gleich als soltens Tänze seyn. –
Laßt uns tanzen, laßt uns springen!
Laßt uns laufen für und für!
Denn durch Tanzen lernen wir
Eine Kunst von schönen Dingen.
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