[262] Aus Kranzens Nachr, von Grönl. Th. 1.
Wehe mir, daß ich deinen Sitz ansehen soll, der nun leer ist! Deine Mutter bemühet sich vergebens, dir die Kleider zu trocknen!
Siehe! meine Freude ist ins Finstre gegangen, und in den Berg verkrochen.
Ehedem gieng ich des Abends aus, und freute mich: ich streckte meine Augen aus, und wartete auf dein Kommen.
Siehe du kamst! du kamst muthig angerudert mit Jungen und Alten.
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Du kamst nie leer von der See: dein Kajack war stets mit Seehunden oder Vögeln beladen.
Deine Mutter machte Feuer und kochte. Von dem Gekochten, das du erworben hattest, ließ deine Mutter den übrigen Leuten vorlegen, und ich nahm mir auch ein Stück.
Du sahest der Schaluppe rothen Wimpel von weiten, und ruftest: da kommt Lars (der Kaufmann.)
Du liefst an den Strand und hieltst das Vordertheil der Schaluppe.
Denn brachtest du deine Seehunde hervor, von welchen deine Mutter den Speck abnahm. Und dafür bekamst du Hemde und Pfeileisen.
Aber das ist nun aus. Wenn ich an dich denke, so brauset mein Eingeweide.
O daß ich weinen könnte, wie ihr andern, so könnte ich doch meinen Schmerz lindern.
Was soll ich mir wünschen? Der Tod ist mir nun selbst annehmlich worden, aber wer soll mein Weib und meine übrigen kleinen Kinder versorgen?
Ich will noch eine Zeitlang leben: aber meine Freude soll seyn in Enthaltung dessen, was den Menschen sonst lieb ist. –
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