Sechstes Buch

[201] Wir haben bisher die Erde als einen Wohnplatz des Menschengeschlechts überhaupt betrachtet und sodann die Stelle zu bemerken gesucht, die der Mensch in der Reihe der Lebendigen auf ihr einnimmt. Lasset uns jetzt, nachdem wir die Idee seiner Natur überhaupt festgestellet haben, die verschiednen Erscheinungen betrachten, in denen er sich auf diesem runden Schauplatz zeiget.

Aber wer gibt uns einen Leitfaden in diesem Labyrinth? Welchen sichern Fußtritten dörfen wir folgen? Wenigstens soll kein trügendes Prachtkleid einer angemaßten Allwissenheit die Mängel verhüllen, die der Geschichtschreiber der Menschheit und noch viel mehr der Philosoph dieser Geschichte notwendig mit sich träget; denn nur der Genius unsres Geschlechts übersiehet desselben ganze Geschichte. Wir fangen von den Verschiedenheiten in der Organisation der Völker an, wenn auch aus keinem andern Grunde, so daher, weil man sogar schon in den Lehrbüchern der Naturgeschichte diese Verschiedenheiten bemerket.

Quelle:
Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 2 Bände, Band 1, Berlin und Weimar 1965, S. 201.
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