Siebente Scene.


[376] Vorige. Ein Gefreiter mit zwei Mann Wache.


GEFREITER.

Herr Joachim Nettelbeck –

NETTELBECK ohne aufzusehen.

Ist hier. Was soll's?

GEFREITER.

Es thut mir leid, doch hab' ich Ordre, Herr,

Euch in Arrest zu führen.

ROSE erstaunt.

In Arrest?

NETTELBECK fertig schreibend.

»In tiefster Ehrfurcht treugehorsamster

Bürgervorsteher Joachim Nettelbeck.«

GEFREITER.

Und zwar sofort und ohne Aufschub.

NETTELBECK der nicht gehört hat.

So!

Das wär' gethan. Nun noch gesiegelt.


Sucht nach dem Petschaft.


GEFREITER.

Hört Ihr?

NETTELBECK.

Was giebt's?


Umblickend.


Ja so! Was bringt Ihr mir?

ROSE.

O Pathe –

GEFREITER.

Ihr habt sogleich mir in Arrest zu folgen,

Herr Nettelbeck. Der Oberst –

NETTELBECK aufstehend.

In Arrest?

Der alte Nettelbeck? Hör, lieber Sohn,

Du bist wol nicht bei Trost.

GEFREITER die Achseln zuckend.

Bedaure sehr,

Doch meine Ordre –[377]

NETTELBECK.

Sieh eins! Und warum?

GEFREITER.

Das weiß ich nicht. Doch merken konnt' ich wol,

Ihr habt den Gouverneur sehr aufgebracht.

NETTELBECK.

Hab' ich? Das ist mir lieb. Ich dachte schon,

Der Alte sei durch Nichts mehr aufzubringen.

Wenn der Franzos an seiner Pfeife sich

Die Lunt' anstecken wollte, pafft' er sie

Erst recht in Brand und griff' an seine Mütze

Und sagte: Serviteur! Hm! Also doch!

Hab' ich ihm warm gemacht? Na dann geht hin

Und meldet ihm, es sei recht gern geschehn,

Und grüßt auch die Mamsell.


Zu Rose.


Du, bring ein Licht.

GEFREITER.

Ich bitte nicht zu spaßen.

NETTELBECK auf den Tisch schlagend.

Himmelkreuz,

Auch mir wird's außer Spaß!


Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke. Band 10, Berlin 1872–1910, S. 376-378.
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