|
[161] Vorige. Kotzeluch. Zwei Träger die ein Fortepiano hereinbringen.
LORENZ. Ach, du verflischte Mode, do brengt a de Musicke! Will entwischen.
KOTZELUCH hält ihn am Rockschoß, zieht ihn zurück und schließt die Thür. Halt, nicht von der Stelle! – Sie haben mit dem Eintrittsgeld entschlüpfen wollen. War das eine bloße Künstlercaprice, und sind Sie veritabel der, für den wir Sie gehalten haben, so mögen Sie verzeihen. Aber ich muß mich auf alle Fälle sichern; mir ist ein Gedanke aufgestiegen: meine Köchin, die ein paar Jahre in Schlesien zubrachte, behauptet, sie reden Schlesisch-, nicht Englisch-Deutsch; – (sie hat aus der Küche vernommen, wie Sie vor der Hausthür gefragt haben, ob hier ein Gasthaus sei?) – Sie könnten ein Gewisser sein, könnten mich betrogen haben; und wenn Sie der Gewisse wären, und wenn Sie mich betrogen hätten, würden Sie bedeutende Prügel genießen. Zu den Trägern. Bewacht die Thür! – Hier steht das Clavicembalo! Hier ist ein Stuhl! – Jetzt legen Sie los, – oder ich lege los!
FRANZ leise zu ihm. Nur Muth!
LOUISE eben so. Setzen Sie sich hin.
FRANZ. Spielen Sie dreist: er hört nicht gut.
LORENZ sich setzend. Nu, das wird doch ooch keene Hexerei sein, uf dam Klimperkasten werd ma doch a Brinkel rüm grammeln können!?
KOTZELUCH im Vorgrunde, allein. Er setzt sich. Er ist's doch wohl; er redet wieder entschieden Englisch.
Pause.
[162] Man hört außerhalb ein Posthorn.
KOTZELUCH der durch seine Pantomime zeigt, da er nicht deutlich hört. Bravo, Bravo! Seht, Kinder, das bringt er durch Kunst hervor: er spielt Posthorn auf dem Piano und es hat nur einen Fagott-Zug.
LORENZ streicht mit den Fingern über die Tasten.
KOTZELUCH. Ungeheure Fertigkeit, aber schwacher Anschlag.
FRANZ leise zu Lorenz. Etwas stärker!
LORENZ gehorcht.
KOTZELUCH. Ach, nun kommt er in's Feuer! Bravissimo! Wunderbare Uebergänge! Kühn, sehr kühn! – Da habt Ihr's nun, was der Ruf macht! Wenn ein And'rer so spielte, zum Beispiel ich, – würden Kenner Mancherlei auszusetzen haben, aber solch ein Künstler ... sein Name tödtet die Kritik!
FRITZ. Mir wird sehr unwohl.
Es klopft stark an die Thüre.
DIE TRÄGER wollen öffnen.
KOTZELUCH. Nichts da. Laßt klopfen! Jetzt darf mich Niemand stören.
DIE MAGD von außen. Um des Himmels Willen, machen Sie auf! Ach, das Unglück!
ALLE. Ein Unglück?
Es wird geöffnet.
Ausgewählte Ausgaben von
Die Kalkbrenner
|