[376] Den zurückkehrenden Achilleus erwartet Hektor vor der Stadt, obgleich die Eltern von der Mauer ihn jammernd hereinrufen; beim Annahen des Schrecklichen flieht er, dreimal um Ilios verfolgt. Zeus wägt Hektors Verderben, und sein Beschützer Apollon weicht. Athene in Deiphobos' Gestalt verleitet den Hektor zu widerstehen. Achilleus fehlt, Hektors Lanze prallt ab; darauf mit dem Schwert anrennend, wird er am Halse durchstochen, dann entwaffnet und rückwärts am Wagen zu den Schiffen geschleift. Wehklage der Eltern von der Mauer und der zukommenden Andromache.
So flohn jene zur Stadt angstvoll wie die Jungen der Hindin,
Kühleten atmend den Schweiß und tranken, den Durst sich zu löschen,
Längs der Mauer gestreckt an der Brustwehr. Doch die Achaier
Wandelten dicht zur Mauer, die Schilde gelehnt an die Schultern.
Hektorn zwang zu beharren das schreckenvolle Verhängnis
Außerhalb vor Ilios' Stadt und dem skäischen Tore.
Aber zum Peleionen begann itzt Phöbos Apollon:
Warum doch, o Peleide, verfolgst du mich eilenden Laufes,
Selbst ein Sterblicher nur den Unsterblichen? Schwerlich indes wohl
Kennst du den himmlischen Gott, daß sonder Rast du dich abmühst.
Traun, nichts gilt der Troer Gefecht dir, welche du scheuchtest;
Diese flohn in die Feste gedrängt und du wandtest dich hieher.
Nie ja tötest du mich, der keinem Verhängnisse frönet.
Unmutsvoll antwortete drauf der schnelle Achilleus:
O des Betrugs, Ferntreffer, du grausamster unter den Göttern,
Daß du so weit von der Mauer mich wendetest! Wahrlich noch viele
Knirschten die Zähn' in den Staub, eh Ilios' Stadt sie erreichet!
Doch mir nahmst du den herrlichen Ruhm und rettetest jene
Sonder Müh; denn du darfst nicht Rache scheun in der Zukunft!
Traun, ich rächte mich gern, wenn genug der Stärke mir wäre!
Dieses gesagt, hineilt' er voll trotzenden Muts zu der Mauer,
Ungestüm wie ein Roß, zum Siege gewöhnt, mit dem Wagen,
Welches behend und gestreckt einhersprengt durch das Gefilde:
So der Peleid, eilfertig die Knie und die Schenkel bewegt' er.
Priamos aber, der Greis, ersah ihn zuerst mit den Augen,
Strahlenvoll wie der Stern, da er herflog durch das Gefilde,
Welcher im Herbst aufgeht und mit überstrahlender Klarheit
Scheint vor vielen Gestirnen in dämmernder Stunde des Melkens[377]
(Welcher Orions Hund genannt wird unter den Menschen;
Hell zwar glänzt er hervor, doch zum schädlichen Zeichen geordnet,
Denn er bringt ausdörrende Glut den elenden Menschen):
So dort strahlte das Erz um die Brust des laufenden Herrschers.
Laut wehklagte der Greis und schlug sein Haupt mit den Händen,
Hoch empor sie erhebend, und rief wehklagend hinunter,
Flehend dem lieben Sohn, der außerhalb vor dem Tore
Stand, voll heißer Begier, mit dem Peleionen zu kämpfen;
Diesem rief laut jammernd der Greis und streckte die Händ' aus:
Hektor, erwarte mir nicht, mein trautester Sohn, den Verderber
Einsam, getrennt von den andern, daß nicht dich ereile das Schicksal
Unter Achilleus' Hand, der weit an Stärke dir vorgeht!
Möchte der Grausame doch den Unsterblichen also geliebt sein
Wie mir selbst! Bald läg er, ein Raub den Hunden und Geiern,
Dargestreckt. Dann schwände der Gram, der das Herz mir belastet!
Ach, der Söhne so viel und so tapfere raubte mir jener,
Mordend teils und verkaufend in fernentlegene Inseln!
Jetzt auch zween der geliebten, Lykaon samt Polydoros,
Schau ich nirgend im Heere der eingeschlossenen Troer,
Die mir Laothoe beide gebar, die Fürstin der Weiber.
Wenn sie nur noch leben im Kriegsheer, wieder hinfort dann
Könnt ich mit Erz und Gold sie befrein, denn ich habe daheim ja;
Vieles ja gab der Tochter der graue, gepriesene Altes.
Sind sie jedoch schon tot und in Aides Schattenbehausung,
Gram dann füllt mir das Herz und der Mutter, die wir sie zeugten.
Aber das übrige Volk wird weniger jene betrauern,
Wenn nur du nicht stirbst, von Achilleus' Stärke gebändigt.
Komm denn herein in die Stadt, mein Trautester, daß du errettest
Trojas Männer und Fraun, daß nicht mit Ruhm du verherrlichst
Peleus' Sohn und selber dein süßes Leben verlierest!
Auch erbarme dich mein, des Elenden, weil ich noch atme,
Ach des Jammervollen, den Zeus an der Schwelle des Alters
Straft, zu schwinden in Gram und unendliches Weh zu erblicken!
Meine Söhn' erwürgt und hinweggerissen die Töchter,
Ausgeplündert die Kammern der Burg und die stammelnden Kinder
Hin auf den Boden geschmettert in schreckenvoller Entscheidung,
Auch die Schnüre geschleppt von der grausamen Hand der Achaier![378]
Selber zuletzt wohl lieg ich zerfleischt am Tor des Palastes
Von blutgierigen Hunden, nachdem ein mordendes Erz mir,
Zuckend oder geschnellt, den Geist aus den Gliedern hinwegnahm,
Die ich im Hause genährt am Tisch, zu Hütern des Tores;
Sie dann lecken mein Blut, und wild von rasendem Wahnsinn
Liegen sie vorn am Tor! Dem Jünglinge stehet es wohl an,
Wenn er im Streit erschlagen, zerfleischt von der Schärfe des Erzes
Daliegt; schön ist alles im Tode noch, was auch erscheinet.
Aber wird das grauende Haupt und der grauende Bart nun,
Auch die Scham von Hunden entstellt dem ermordeten Greise:
Das ist, traun, das kläglichste Leid den elenden Menschen!
Also der Greis, und raufte sich graues Haar mit den Händen
Rings von dem Haupt; doch nicht war Hektors Geist zu bewegen.
Auch die Mutter zunächst wehklagete, Tränen vergießend,
Trennte des Busens Gewand und erhob die Brust mit der Linken;
So, von Tränen benetzt, die geflügelten Worte begann sie:
Hektor! Scheue, mein Sohn, den Anblick, ach und erbarm dich
Meiner selbst! Wo ich je die stillende Brust dir geboten,
Denke mir des, mein Kind, und wehre dem schrecklichen Manne
Hier, in die Mauer gerettet; nur dort nicht stelle dich jenem!
Rasender! Wenn er sogar dich ermordete! Nimmer beweint ich
Dich auf Leichengewanden, du trautester Sprößling des Schoßes,
Noch die reiche Gemahlin; vielmehr so entfernt von uns beiden,
Dort an der Danaer Schiffen zerfleischten dich hurtige Hunde!
Also weineten beide, den lieben Sohn anflehend,
Laut mit Geschrei; doch nicht war Hektors Geist zu bewegen.
Nein, er erharrt' Achilleus', des ungeheuren, Herannahn.
So wie ein Drach im Gebirge den Mann erharrt an der Felskluft,
Satt des giftigen Krauts und erfüllt von heftigem Zorne
(Gräßlich schaut er umher, in Ringel gedreht um die Felskluft):
So unbändigen Mutes verweilt' auch Hektor und wich nicht,
Lehnend den hellen Schild an des Turms vorragende Mauer.
Tief aufseuft' er und sprach zu seiner erhabenen Seele:
Wehe mir! Wollt ich anjetzt in Tor und Mauer hineingehn,
Würde Polydamas gleich mit kränkendem Hohn mich belasten,
Welcher mir riet, in die Feste das Heer der Troer zu führen
Vor der verderblichen Nacht, da erstand der edle Achilleus.[379]
Aber ich hörete nicht; wie heilsam, hätt ich gehöret!
Jetzo nachdem ich verderbte das Volk durch meine Betörung,
Scheu ich Trojas Männer und saumnachschleppende Weiber,
Daß nicht einst mir sage der Schlechteren einer umher wo:
Hektor verderbte das Volk, auf eigene Stärke vertrauend!
Also spricht man hinfort; doch mir weit heilsamer wär es,
Mutig entweder mit Sieg von Achilleus' Morde zu kehren
Oder ihm selbst zu fallen im rühmlichen Kampf vor der Mauer.
Aber legt ich zur Erde den Schild von geründeter Wölbung,
Samt dem gewichtigen Helm, und den Speer an die Mauer gelehnet,
Eilt ich, entgegenzugehn dem tadellosen Achilleus,
Und verhieß ihm Helena selbst und ihre Besitzung
Alle, soviel Alexandros daher in geräumigen Schiffen
Einst gen Troja geführt, was unseres Streites Beginn war,
Daß er zu Atreus' Söhnen es führt' (auch umher den Achaiern
Anderes auszuteilen, wieviel die Stadt auch verschließet);
Und ich nähme darauf von Trojas Fürsten den Eidschwur,
Nichts insgeheim zu entziehn, nein zwiefach alles zu teilen,
Was an Gut die liebliche Stadt inwendig verschließet. –
Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken?
Laß mich ja nicht flehend ihm nahn! Nein, sonder Erbarmung
Würd er und sonder Scheu mich niederhaun, den Entblößten,
Grad hinweg wie ein Weib, sobald ich der Wehr mich enthüllet.
Nicht fürwahr nun gilt es, vom Eichbaum oder vom Felsen
Lange mit ihm zu schwatzen, wie Jungfrau traulich und Jüngling,
Jungfrau traulich und Jüngling zu holdem Geschwätz sich gesellen.
Besser zu feindlichem Kampfe hinangerannt, daß wir eilig
Sehn, wem etwa von uns der Olympier Ehre verleihe!
Also dacht er und blieb. Doch näher kam ihm Achilleus,
Ares gleich an Gestalt, dem helmerschütternden Streiter,
Pelions ragende Esch auf der rechten Schulter bewegend,
Fürchterlich; aber das Erz umleuchtet' ihn, ähnlich dem Schimmer
Lodernder Feuersbrunst und der hellaufgehenden Sonne.
Hektor, sobald er ihn sah, erzitterte; nicht auch vermocht er
Dort zu bestehn, und er wandte vom Tore sich, ängstlich entfliehend.
Hinter ihm flog der Peleide, den hurtigen Füßen vertrauend.
So wie ein Falk des Gebirgs, der geschwindeste aller Gevögel,[380]
Leicht mit gewaltigem Schwung nachstürmt der schüchternen Taube
(Seitwärts schlüpfet sie oft, doch nah mit hellem Getön ihr
Schießet er häufig daher, voll heißer Begier zu erhaschen):
So drang jener im Flug gradan. Doch es flüchtete Hektor
Längs der troischen Mauer, die hurtigen Knie bewegend;
Beid an der Warte vorbei und dem wehenden Feigenbaume,
Immer hinweg von der Mauer, entflogen sie über den Fahrweg.
Und sie erreichten die zwo schönsprudelnden Quellen, woher sich
Beide Bäch' ergießen des wirbelvollen Skamandros.
Eine rinnt beständig mit warmer Flut, und umher ihr
Wallt aufsteigender Dampf wie der Rauch des brennenden Feuers;
Aber die andere fließt im Sommer auch kalt wie der Hagel
Oder des Winters Schnee und gefrorene Schollen des Eises.
Dort sind nahe den Quellen geräumige Gruben der Wäsche,
Steinerne, schöngehaun, wo die stattlichen Feiergewande
Trojas Weiber vordem und liebliche Töchter sich wuschen,
Als noch blühte der Fried, eh die Macht der Achaier daherkam.
Hier nun rannten vorbei der Fliehende und der Verfolger.
Vornan floh ein Starker, jedoch ein Stärkerer folgte
Stürmenden Laufs: denn nicht um ein Weihvieh oder ein Stierfell
Strebten sie, welches man stellt zum Kampfpreis laufender Männer,
Sondern es galt das Leben des gaulbezähmenden Hektors.
So wie zum Siege gewöhnt um das Ziel starkhufige Rosse
Hurtiger wenden den Lauf (denn es lohnt ein köstlicher Dreifuß
Oder ein blühendes Weib am Fest des gestorbenen Herrschers):
Also kreiseten sie dreimal um Priamos' Feste
Rings mit geflügeltem Fuß, und die Ewigen schaueten alle.
Jetzo begann der Vater des Menschengeschlechts und der Götter:
Wehe doch! Einen Geliebten umhergejagt um die Mauer
Seh ich dort mit den Augen, und herzlich jammert mich seiner,
Hektors, welcher so oft mir Schenkel der Stier' auf dem Altar
Zündete, bald auf den Höhen des vielgewundenen Ida,
Bald in der oberen Burg! Nun drängt ihn der edle Achilleus
Rings um Priamos' Stadt, mit hurtigen Füßen verfolgend.
Aber wohlan, ihr Götter, erwägt im Herzen den Ratschluß,
Ob er der Todesgefahr noch entfliehn soll oder anitzo
Fallen, wie tapfer er ist, dem Peleionen Achilleus.[381]
Drauf antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene:
Vater mit blendendem Strahl, Schwarzwolkiger, welcherlei Rede!
Einen sterblichen Mann, längst ausersehn dem Verhängnis,
Denkst du anitzt von des Todes graunvoller Gewalt zu erlösen?
Tu's, doch nimmer gefällt es dem Rat der anderen Götter!
Ihr antwortete drauf der Herrscher im Donnergewölk Zeus:
Fasse dich, Tritogeneia, mein Töchterchen! Nicht mit des Herzens
Meinung sprach ich das Wort; ich will dir freundlich gesinnt sein.
Tue, wie dir nun selbst es genehm ist; nicht so gezaudert!
Also Zeus, und erregte die schon verlangende Göttin;
Stürmenden Schwungs entflog sie den Felsenhöhn des Olympos.
Hektorn drängt' unablässig im Lauf der Verfolger Achilleus.
Wie wenn den Sohn des Hirsches der Hund im Gebirge verfolget,
Aufgejagt aus dem Lager, durch windende Tal' und Gebüsche
(Ob auch jener sich berg und niederduck in dem Dickicht,
Stets doch läuft er umher, der Spürende, bis er gefunden):
So barg Hektor sich nicht dem mutigen Renner Achilleus.
Wenn er auch oft ansetzte, zum hohen dardanischen Tore
Hinzuwenden den Lauf und den festgebaueten Türmen,
Ob vielleicht von oben der Freunde Geschoß ihn beschützte,
Eilete stets der Verfolger zuvor und wendet' ihn abwärts
Nach dem Gefild, er selbst an der Seite der Stadt hinfliegend.
Wie man im Traum umsonst den Fliehenden strebt zu verfolgen
(Nicht kann dieser hinweg ihm entfliehn, noch jener verfolgen):
Also ergriff nicht dieser im Lauf noch enteilete jener.
Doch wie wär itzt Hektor entflohn den Keren des Todes,
Wenn nicht ihm noch einmal zuletzt Apollon der Herrscher
Nahete, welcher ihm Kraft aufregt' und hurtige Schenkel?
Aber dem Volke verbot mit winkendem Haupt der Peleide,
Nicht ihm daherzuschnellen auf Hektor herbe Geschosse,
Daß kein Treffender raubte den Ruhm, er der zweite dann käme.
Als sie nunmehr zum vierten die sprudelnden Quellen erreichet,
Jetzo streckte der Vater empor die goldene Waage,
Legt' in die Schalen hinein zwei finstere Todeslose,
Dieses dem Peleionen und das dem reisigen Hektor,
Faßte die Mitt und wog; da lastete Hektors Schicksal
Schwer zum Aides hin, es verließ ihn Phöbos Apollon.[382]
Doch zu Achilleus kam die Herrscherin Pallas Athene;
Nahe trat sie hinan und sprach die geflügelten Worte:
Jetzt doch, hoff ich gewiß, Zeus' Liebling, edler Achilleus,
Bringen wir großen Ruhm hinab zu den Schiffen Achaias,
Hektor dort austilgend, den unersättlichen Krieger.
Nun nicht mehr vermag er aus unserer Hand zu entrinnen,
Nein, wieviel auch erdulde der treffende Phöbos Apollon,
Hingewälzt vor die Knie des ägiserschütternden Vaters.
Aber wohlan, nun steh und erhole dich, während ich selber
Jenem genaht zurede, dir kühn entgegen zu kämpfen.
Also sprach Athen'; er gehorcht' ihr freudigen Herzens,
Stand und ruhte gelehnt auf die erzgerüstete Esche.
Jene verließ ihn selbst und erreichte den göttlichen Hektor,
Ganz dem Deiphobos gleich an Wuchs und gewaltiger Stimme;
Nahe trat sie hinan und sprach die geflügelten Worte:
Ach, mein älterer Bruder, wie drängt dich der schnelle Achilleus,
Rings um Priamos' Stadt mit hurtigen Füßen verfolgend!
Aber wohlan, wir bleiben und widerstehn unerschüttert!
Ihm antwortete drauf der helmumflatterte Hektor:
Stets, Deiphobos, warst du auch sonst mein trautester Bruder
Aller, die Priamos zeugt' und Hekabe, unsere Mutter;
Aber noch mehr gedenk ich hinfort dich im Herzen zu ehren,
Daß du um meinetwillen, sobald du mich sahst mit den Augen,
Dich aus der Mauer gewagt, da andere drinnen beharren.
Ihm antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene:
Bruder, mich bat der Vater mit Flehn und die würdige Mutter,
Die umeinander die Knie mir rühreten, auch die Genossen
Fleheten, dort zu bleiben, so sehr sind alle voll Schreckens.
Doch mein Herz im Busen durchdrang der schmerzende Kummer.
Nun gradan mit Begierde zum Kampf! Nun unserer Lanzen
Nicht geschonet annoch! Damit wir sehn, ob Achilleus
Uns vielleicht ermordet und blutige Waffen hinabträgt
Zu den gebogenen Schiffen, ob deiner Lanz er dahinsinkt!
Dieses gesagt, ging jene voran, die täuschende Göttin.
Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden, gegeneinander,
Jetzo begann anredend der helmumflatterte Hektor:
Nicht hinfort, o Peleid, entflieh ich dir so wie bis jetzo![383]
Dreimal umlief ich die Feste des Priamos, nimmer es wagend,
Deiner Gewalt zu beharren; allein nun treibt mich das Herz an,
Fest dir entgegenzustehn, ich töte dich oder ich falle!
Laß uns jetzt zu den Göttern emporschaun, welche die stärksten
Zeugen des Eidschwurs sind und jeglichen Bundes Bewahrer.
Denn ich werde dich nimmer mit Schmach mißhandeln, verleiht mir
Zeus, als Sieger zu stehn und dir die Seele zu rauben;
Sondern nachdem ich gewonnen dein schönes Geschmeid, o Achilleus,
Geb ich die Leiche zurück den Danaern. Tue mir Gleiches.
Finster schaut' und begann der mutige Renner Achilleus:
Hektor, mir nicht, unvergeßlicher Feind, von Verträgen geplaudert!
Wie kein Bund die Löwen und Menschenkinder befreundet,
Auch nicht Wölf' und Lämmer in Eintracht je sich gesellen,
Sondern bitterer Haß sie ewig trennt voneinander:
So ist nimmer für uns Vereinigung oder ein Bündnis,
Mich zu befreunden und dich, bis einer, gestürzt auf den Boden,
Ares mit Blute getränkt, den unaufhaltsamen Krieger!
Jeglicher Kampfeskund erinnre dich! Jetzo gebührt dir's,
Lanzenschwinger zu sein und unerschrockener Krieger!
Nicht entrinnst du annoch; durch meine Lanze bezähmt dich
Pallas Athene sofort! Nun büßest du alles auf einmal,
Meiner Genossen Weh, die du Rasender schlugst mit der Lanze!
Sprach's, und im Schwung entsandt er die weithinschattende Lanze.
Diese jedoch, vorschauend, vermied der strahlende Hektor;
Denn er sank in die Knie. Und es flog der eherne Wurfspieß
Über ihn weg in die Erd; ihn ergriff und reichte die Göttin
Schnell dem Peleiden zurück, unbemerkt von dem streitbaren Hektor.
Aber Hektor begann zu dem tadellosen Achilleus:
Weit gefehlt! Wohl schwerlich, o göttergleicher Achilleus,
Offenbarete Zeus mein Geschick dir, wie du geredet,
Sondern du warst ein gewandter und hinterlistiger Schwätzer,
Daß ich vor dir hinbebend des Muts und der Stärke vergäße.
Nicht mir Fliehendem soll dein Speer den Rücken durchbohren,
Sondern gerad anstürm ich. Wohlauf, in die Brust ihn gestoßen,
Wenn dir ein Gott es verlieh! Doch jetzt vermeide die Schärfe
Dieses Speers! O möchte dein Leib doch ganz ihn empfangen!
Leichter wäre sodann der Kampf für die Männer in Troja,[384]
Wenn du sänkst in den Staub; du bist ihr größestes Unheil!
Sprach's, und im Schwung entsandt er die weithinschattende Lanze,
Traf und verfehlete nicht, gerad auf den Schild des Peleiden;
Doch weit prallte vom Schilde der Speer. Da zürnete Hektor,
Daß sein schnelles Geschoß umsonst aus der Hand ihm entflohn war,
Stand und schaute bestürzt, denn ihm fehlt' ein anderer Wurfspieß.
Laut zu Deiphobos drauf, dem Weißgeschildeten, ruft' er,
Fordernd den ragenden Speer, allein nicht nahe war jener.
Hektor erkannt' es anjetzt in seinem Geist und begann so:
Wehe mir doch, nun rufen zum Tode mich wahrlich die Götter!
Denn ich dachte, der Held Deiphobos wolle mir beistehn,
Aber er ist in der Stadt, und es täuschte mich Pallas Athene.
Nun ist nahe der Tod, der schreckliche! Nicht mir entfernt noch;
Auch kein Entfliehn! Denn ehmals beschloß noch solches im Herzen
Zeus und des Donnerers Sohn, der Treffende, welche zuvor mich
Stets willfährig geschirmt; doch jetzo erhascht mich das Schicksal.
Daß nicht arbeitlos in den Staub ich sinke, noch ruhmlos,
Nein, erst Großes vollendend, wovon auch Künftige hören!
Also redete jener und zog das geschliffene Schwert aus,
Welches ihm längs der Hüfte herabhing, groß und gewaltig.
An nun stürmt' er gefaßt wie ein hochherfliegender Adler,
Welcher, herab auf die Ebne gesenkt aus nächtlichen Wolken,
Raubt den Hasen im Busch, wo er hinduckt, oder ein Lämmlein:
Also stürmete Hektor, das hauende Schwert in der Rechten.
Gegen ihn drang der Peleid, und Wut erfüllte das Herz ihm
Ungestüm. Er streckte der Brust den geründeten Schild vor,
Schön und prangend an Kunst, und der Helm, viergipflig und strahlend,
Nickt' auf dem Haupt, und die stattliche Mähn aus gesponnenem Golde
Flatterte, welche der Gott auf dem Kegel ihm häufig geordnet.
Hell wie der Stern vorstrahlet in dämmernder Stunde des Melkens,
Hesperos, der am schönsten erscheint vor den Sternen des Himmels,
So von der Schärfe des Speers auch strahlet' es, welchen Achilleus
Schwenkt' in der rechten Hand, wutvoll dem göttlichen Hektor,
Spähend den schönen Leib, wo die Wund am leichtesten hafte.
Rings zwar sonst umhüllt' ihm den Leib die eherne Rüstung,
Blank und schön, die er raubte, die Kraft des Patroklos ermordend,
Nur wo das Schlüsselbein den Hals begrenzt und die Achsel,[385]
Schien die Kehl ihm entblößt, die gefährlichste Stelle des Lebens.
Dort mit dem Speer anstürmend, durchstach ihn der edle Achilleus,
Daß ihm hindurch aus dem zarten Genick die Spitze hervordrang.
Doch nicht gänzlich den Schlund durchschnitt der eherne Speer ihm,
Daß er noch zu reden vermocht im Wechselgespräche.
Und er entsank in den Staub; da rief frohlockend Achilleus:
Hektor, du glaubtest gewiß, da Patrokleus' Wehr du geraubet,
Sicher zu sein, und achtetest nicht des entfernten Achilleus.
Törichter! Jenem entfernt war ein weit machtvollerer Rächer
Bei den gebogenen Schiffen, ich selbst, zurück ihm geblieben,
Der dir die Knie gelöst! Dich zerren nun Hund' und Gevögel,
Schmählich entstellt, ihn aber bestatten mit Ruhm die Achaier.
Wieder begann schwachatmend der helmumflatterte Hektor:
Dich beschwör ich beim Leben, bei deinen Knien und den Eltern,
Laß mich nicht an den Schiffen der Danaer Hunde zerreißen,
Sondern nimm des Erzes genug und des köstlichen Goldes
Zum Geschenk, das der Vater dir beut und die würdige Mutter.
Aber den Leib entsende gen Ilios, daß in der Heimat
Trojas Männer und Fraun des Feuers Ehre mir geben.
Finster schaut' und begann der mutige Renner Achilleus:
Nicht beschwöre mich, Hund, bei meinen Knien und den Eltern!
Daß doch Zorn und Wut mich erbitterte, roh zu verschlingen
Dein zerschnittenes Fleisch für das Unheil, das du mir brachtest!
So sei fern, der die Hunde von deinem Haupt dir verscheuche!
Wenn sie auch zehnmal soviel und zwanzigfältige Sühnung
Hergebracht darwögen und mehreres noch mir verhießen,
Ja wenn dich selber mit Gold auch aufzuwägen geböte
Priamos, Dardanos' Sohn: auch so nicht bettet die Mutter
Dich auf Leichengewand' und wehklagt, den sie geboren,
Sondern Hund' und Gevögel umher zerreißen den Leichnam!
Wieder begann schon sterbend der helmumflatterte Hektor:
Ach, ich kenne dich wohl und ahndete, nicht zu erweichen
Wärest du mir, denn eisern ist, traun, dein Herz in dem Busen.
Denke nunmehr, daß nicht dir Götterzorn ich erwecke
Jenes Tags, wann Paris dich dort und Phöbos Apollon
Töten, wie tapfer du bist, am hohen skäischen Tore!
Als er dieses geredet, umschloß ihn das Ende des Todes.[386]
Aber die Seel aus den Gliedern entflog in die Tiefe des Ais,
Klagend ihr Jammergeschick, getrennt von Jugend und Mannkraft.
Auch dem Toten erwiderte noch der edle Achilleus:
Stirb! Mein eigenes Los, das empfang ich, wann es auch immer
Zeus zu vollenden beschließt und die andern unsterblichen Götter!
Also sprach er und zog die eherne Lanz aus dem Leichnam;
Sie dann legt' er zur Seit und raubte die Wehr von den Schultern,
Blutbefleckt. Da umliefen ihn andere Männer Achaias,
Die ringsher anstaunten den Wuchs und die herrliche Bildung
Hektors, und auch keiner umstand ihn ohne Verwundrung.
Also redete mancher, gewandt zum anderen Nachbar:
Wunder doch! Viel sanfter fürwahr ist nun zu betasten
Hektor, als da die Schiff' in lodernder Glut er verbrannte!
Also redete mancher und nahte sich, ihn zu verwunden.
Aber nachdem ihn entwaffnet der mutige Renner Achilleus,
Stand er in Argos' Volk und sprach die geflügelten Worte:
Freund', ihr Helden des Danaerstamms, o Genossen des Ares,
Jetzo da diesen Mann mir die Götter verliehn zu bezähmen,
Der viel Böses getan, weit mehr denn die anderen alle:
Auf nun, laßt uns die Stadt in Rüstungen rings versuchen,
Bis wir ein wenig erkannt den Sinn, den die Troer bewahren,
Ob sie vielleicht uns räumen die Burg, weil dieser dahinsank,
Oder zu stehn sich erkühnen, wiewohl nicht Hektor begleitet.
Aber warum bewegte das Herz mir solche Gedanken?
Liegt doch tot bei den Schiffen und ohne Klag und Bestattung
Unser Freund Patroklos, den nie ich werde vergessen,
Weil ich mit Lebenden geh und Kraft in den Knien sich reget!
Wenn man auch der Toten vergißt in Aides Wohnung,
Dennoch werd ich auch dort des trautesten Freundes gedenken!
Auf nun, mit Siegesgesang des Päeon, Männer Achaias,
Kehren wir, Hektor führend, hinab zu den räumigen Schiffen!
Groß ist der Ruhm des Sieges; uns sank der göttliche Hektor,
Welchem die Troer der Stadt wie einem Gott sich vertrauten!
Sprach's, und schändlichen Frevel ersann er dem göttlichen Hektor.
Beiden Füßen nunmehr durchbohret' er hinten die Sehnen
Zwischen Knöchel und Fers und durchzog sie mit Riemen von Stierhaut,
Band am Sessel sie fest und ließ nachschleppen die Scheitel,[387]
Trat dann selber hinein und erhob die prangende Rüstung;
Treibend schwang er die Geißel, und rasch hinflogen die Rosse,
Staubgewölk umwallte den Schleppenden, rings auch zerrüttet
Rollte sein finsteres Haar, da ganz sein Haupt in dem Staube
Lag, so lieblich zuvor! Allein nun hatt es den Feinden
Zeus zu entstellen verliehn in seiner Väter Gefilde.
Also bestäubt ward jenem das Haupt ganz. Aber die Mutter
Rauft' ihr Haar und warf den glänzenden Schleier des Hauptes
Weit hinweg und blickte mit Jammergeschrei nach dem Sohne.
Kläglich weint' auch der Vater und jammerte; doch von den Völkern
Tönte Geheul ringsher und Angstgeschrei durch die Feste.
Weniger nicht scholl jetzo die Wehklag, als wenn die ganze
Ilios hochgetürmt in Glut hinsänke vom Gipfel.
Kaum noch hielten die Völker den Greis, der in zürnender Wehmut
Strebte hinauszugehn aus dem hohen dardanischen Tore.
Allen fleht' er umher, auf schmutzigem Boden sich wälzend,
Nannte jeglichen Mann mit seinem Namen und sagte:
Haltet, o Freund', und laßt mich allein, wie sehr ihr besorgt seid,
Gehn vor die Feste hinaus und nahn den Schiffen Achaias!
Anflehn will ich den Mann, den entsetzlichen Täter des Frevels,
Ob er vielleicht mein Alter mit Ehrfurcht und Erbarmung
Anschaut; denn auch jenem ist schon grauhaarig der Vater,
Peleus, der ihn erzeugt' und nährete, ach zum Verderben
Trojas! Doch vor allen mir selbst bereitet' er Jammer;
Denn so viele Söhn' erschlug er mir, blühender Jugend!
Alle jedoch betraur ich nicht so sehr, herzlich betrübt zwar,
Als ihn allein, des wütender Schmerz mich zum Ais hinabführt,
Hektor! Wär er doch nur in meinen Armen gestorben!
Satt dann hätten wir uns das Herz geweint und gejammert
Ich und die ihn gebar, die unglückselige Mutter!
Also sprach er weinend, und ringsum seufzten die Bürger.
Hekabe aber erhub die Wehklag unter den Weibern:
Sohn, was soll ich Arme hinfort noch leben in Jammer,
Da du Trauter mir starbst? Der mir bei Nacht und bei Tage
Ruhm und Trost in Ilios war und allen Errettung,
Trojas Männern und Fraun, die dich wie einen der Götter
Achteten! Traun, du würdest mit großer Ehre sie krönen,[388]
Lebtest du noch! Nun aber hat Tod und Geschick dich ereilet!
Also sprach sie weinend. Doch nichts noch hörte die Gattin
Hektors; denn nicht kam ihr ein Kundiger, welcher die Botschaft
Meldete, daß der Gemahl ihr auswärts blieb vor dem Tore,
Sondern sie webt' ein Gewand im innern Gemach des Palastes,
Doppelt und blendend weiß und durchwirkt mit mancherlei Bildwerk.
Jetzo rief sie umher den lockigen Mägden des Hauses,
Eilend ein groß dreifüßig Geschirr auf Feuer zu stellen,
Zum erwärmenden Bade, wann Hektor kehrt' aus der Feldschlacht.
Törin! Sie wußte nicht, daß weit entfernt von den Bädern
Ihn durch Achilleus' Hände besiegt Zeus' Tochter Athene.
Aber Geheul vernahm sie und Jammergeschrei von dem Turme,
Und ihr erbebten die Glieder, es sank zur Erde das Webschiff;
Ängstlich nunmehr in dem Kreis schönlockiger Mägde begann sie:
Auf, ihr zwo, mir gefolgt, ich eile zu schaun, was geschehn ist!
Eben vernahm ich die Stimme der Schwäherin; ach, und mir selber
Schlägt das Herz im Busen zum Hals empor, und die Knie
Starren mir! Sicherlich naht ein Unheil Priamos' Söhnen!
Fern sei meinem Ohr die Verkündigung! Aber mit Unruh
Sorg ich, den mutigen Hektor hab itzt der edle Achilleus
Abgeschnitten allein von der Stadt, ins Gefilde verfolgend,
Und wohl schon ihn gehemmt in seiner entsetzlichen Kühnheit,
Welche stets ihn beseelt! Denn niemals weilt' er im Haufen,
Sondern voran flog mutig der Held und zagte vor niemand!
Sprachs', und hinweg aus der Kammer enteilte sie gleich der Mänade,
Wild ihr pochendes Herz; und es folgten ihr dienende Weiber.
Aber nachdem sie den Turm und die Schar der Männer erreichet,
Stand sie und blickt' auf der Mauer umher und schauete jenen
Hingeschleift vor Ilios' Stadt; und die hurtigen Rosse
Schleiften ihn sorglos hin zu den räumigen Schiffen Achaias.
Schnell umhüllt' ihr die Augen ein mitternächtliches Dunkel,
Und sie entsank rückwärts und lag entatmet in Ohnmacht.
Weithin flog vom Haupte der köstlich prangende Haarschmuck,
Vorn das Band und die Haub und die schöngeflochtene Binde,
Auch der Schleier, geschenkt von der goldenen Aphrodite
Jenes Tags, da sie führte der helmumflatterte Hektor
Aus Eetions Burg nach unendlicher Bräutigamsgabe.[389]
Rings auch standen ihr Schwestern des Manns und Frauen der Schwäger,
Haltend die Atemlose, vom Kummer betäubt wie zum Tode.
Als sie zu atmen begann und der Geist dem Herzen zurückkam,
Jetzt mit gebrochener Klage vor Trojas Frauen begann sie:
Hektor, o weh mir Armen! Zu gleichem Geschick ja geboren
Wurden wir einst: du selber in Priamos' Hause zu Troja,
Aber ich zu Thebe am waldigen Hange des Plakos,
In Eetions Burg, der mich erzog, da ich klein war,
Elend ein elendes Kind! Ach hätt er mich nimmer erzeuget!
Du nun gehst zu Aides' Burg in die Tiefen der Erde,
Scheidend von mir; ich bleib, in Schmerz und Jammer verlassen,
Eine Witw' im Haus und das ganz unmündige Söhnlein,
Welches wir beide gezeugt, wir Elenden! Nimmer, o Hektor,
Wirst du jenem ein Trost, da du tot bist, oder dir jener!
Überlebt er auch etwa den traurigen Krieg der Achaier,
Dennoch wird ja beständig ihm Sorg und Gram in der Zukunft
Drohn; denn andere werden ihm rings abschmälern sein Erbgut.
Siehe, der Tag der Verwaisung beraubt ein Kind der Gespielen;
Immer senkt es die Augen beschämt, mit Tränen im Antlitz.
Darbend gehet das Kind umher zu den Freunden des Vaters,
Fleht und faßt den einen am Rock und den andern am Mantel;
Aber erbarmt sich einer, der reicht ihm das Schälchen ein wenig,
Daß er die Lippen ihm netz und nicht den Gaumen ihm netze.
Oft verstößt es vom Schmaus ein Kind noch blühender Eltern,
Das mit Fäusten es schlägt und mit kränkenden Worten es anfährt:
Hebe dich weg! Dein Vater ist nicht bei unserem Gastmahl!
Weinend geht von dannen das Kind zur verwitweten Mutter,
Unser Astyanax, der sonst auf den Knien des Vaters
Nur mit Mark sich genährt und fettem Fleische der Lämmer;
Und wann, müde des Spiels, er auszuruhen sich sehnte,
Schlummert' er süß im schönen Gestell, in den Armen der Amme,
Auf sanftschwellendem Lager, das Herz mit Freude gesättigt.
Doch viel duldet er künftig, beraubt des liebenden Vaters,
Unser Astyanax, wie Trojas Männer ihn nennen;
Denn du allein beschirmtest die Tor' und die türmenden Mauern.
Nun wird dort an den Schiffen der Danaer, fern von den Eltern,
Reges Gewürm dich verzehren, nachdem du die Hunde gesättigt,[390]
Nackt! Doch liegen genug der Gewand' in deinem Palaste,
Fein und zierlich gewebt von künstlichen Händen der Weiber!
Aber ich werde sie all in lodernder Flamme verbrennen!
Nichts ja frommen sie dir, denn niemals ruhst du auf ihnen!
Brennen sie denn vor Troern und Troerinnen zum Ruhm dir!
Also sprach sie weinend, und ringsum seufzten die Weiber.
Ausgewählte Ausgaben von
Ilias
|
Buchempfehlung
Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.
70 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro