[58] Zeus und Here beschließen Trojas Untergang. Athene beredet den Pandaros, einen Pfeil auf Menelaos zu schießen. Den Verwundeten heilt Machaon. Die Troer rücken an, und Agamemnon ermuntert die achaiischen Heerführer zum Angriff. Schlacht.
Aber die Götter um Zeus ratschlageten all in Versammlung,
Sitzend auf goldener Flur; sie durchging die treffliche Hebe,
Nektar umher einschenkend; und jen' aus goldenen Bechern
Tranken sich zu einander und schaueten nieder auf Troja.
Schnell versuchte Kronion das Herz der Here zu kränken
Durch aufregende Wort' und redete solche Vergleichung:
Zwo sind hier Menelaos der Göttinnen jetzo gewogen,
Here von Argos zugleich und Athen', Alalkomenens Göttin.
Aber beide von fern des Anschauns nur sich erfreuend
Sitzen sie, weil dem andern die holdanlächelnde Kypris
Stets als Helferin naht und die graulichen Keren ihm abwehrt.
Nun auch entzog sie jenen, da Todesgraun er zuvorsah.
Aber gesiegt hat wahrlich der streitbare Held Menelaos.
Uns nun laßt erwägen, wohin sich wende die Sache:
Ob wir hinfort durch Kriegsgewalt und verderbende Zwietracht
Züchtigen oder in Frieden die beiderlei Völker versöhnen.
Wäre dies euch allen so angenehm und gefällig,
Gern noch möchte sie stehn, des herrschenden Priamos Feste,
Doch Menelaos zurück die Argeierin Helena führen.
Jener sprach's, da murrten geheim Athenäa und Here.
Nahe sich saßen sie dort, nur Unheil sinnend den Troern.
ene nunmehr blieb schweigend und redete nichts, Athenäa,
Eifernd dem Vater Zeus, und ihr tobte das Herz in Erbittrung.
Here nur konnte den Zorn nicht bändigen, sondern begann so:
Welch ein Wort, Kronion, du Schrecklicher, hast du geredet!
Willst du, daß ganz ich umsonst arbeitete, daß ich vergebens
Schweiß der Mühe vergoß, und umher mit ermatteten Rossen
Völker erregt', um dem Priamos Gram und den Söhnen zu schaffen?
Tu's! Doch nimmer gefällt es dem Rat der anderen Götter!
Unmutsvoll nun begann der Herrscher im Donnergewölk Zeus:
Grausame, was hat Priamos doch und Priamos' Söhne
Dir so Böses getan, daß sonder Rats du dich abmühst,[59]
Ilios auszutilgen, die Stadt voll prangender Häuser?
Möchtest du doch, eingehend durch Tor' und türmende Mauern,
Roh ihn verschlingen, den Priamos selbst und Priamos' Söhne,
Samt den Troern umher; dann würde dein Zorn dir gesättigt!
Tue, wie dir's gefällt, daß nicht der Hader in Zukunft
Beiden, dir selber und mir, zu größerem Zwiste gedeihe.
Eines verkünd ich dir noch, und du bewahr es im Herzen:
Wenn auch mir im Eifer hinwegzutilgen gelüstet
Eine Stadt, wo dir erkorene Günstlinge wohnen,
Daß du alsdann nicht weilest den Rächenden, sondern mich lassest!
Gab doch ich selbst dir willig, obgleich unwilligen Herzens.
Denn was unter der Sonn und dem sternumleuchteten Himmel
Irgend erscheint von Städten der sterblichen Erdebewohner,
Hoch mir vor allen geehrt war Ilios' heilige Feste,
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs.
Nie ja mangelte mir der Altar des gemeinsamen Mahles,
Nie des Weins und Gedüftes, das uns zur Ehre bestimmt ward.
Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here:
Siehe, drei vor allen sind mir die geliebtesten Städte,
Argos und Sparta zugleich und die weitdurchwohnte Mykene;
Diese verderb im Zorn, wann etwa dein Herz sie erbittern,
Niemals werd ich solche verteidigen oder dir eifern.
Wenn ich ja gleich mißgönnend dir wehrete, sie zu verderben,
Nichts doch schaffte mein Tun; denn weit gewaltiger bist du.
Aber auch mein Arbeiten geziemet es nicht zu vereiteln.
Denn auch ich bin Göttin, entstammt dem Geschlechte, woher du:
Ich, die erhabenste Tochter, gezeugt vom verborgenen Kronos,
Zweifach erhöht: an Geburt, und weil ich deine Genossin
Ward ernannt, der du mächtig im Kreis der Unsterblichen waltest.
Aber wohlan, dies wollen wir nachsehn einer dem andern,
Dir ich selbst und du mir; auch andre unsterbliche Götter
Folgen uns dann. Doch jetzo beschleunige Pallas Athene,
Hinzugehn in der Troer und Danaer furchtbare Schlachtreihn,
Daß sie versuch, ob die Troer die siegesstolzen Achaier
Etwa zuerst anfahn zu beleidigen wider den Eidschwur.
Sprach's, ihr gehorchte der Vater des Menschengeschlechts und der Götter,
Wandte sich schnell zur Athen' und sprach die geflügelten Worte:[60]
Eile sofort in das Heer der Troer hinab und Achaier,
Daß du versuchst, ob die Troer die siegesstolzen Achaier
Etwa zuerst anfahn zu beleidigen wider den Eidschwur.
Also Zeus, und erregte die schon verlangende Göttin;
Stürmenden Schwungs entflog sie den Felsenhöhn des Olympos.
Gleich wie ein Stern, gesendet vom Sohn des verborgenen Kronos,
Schiffenden oder dem Heere gewaffneter Völker zum Zeichen,
Strahlend brennt und im Flug unzählige Funken umhersprüht:
Also senkt' hineilend zur Erde sich Pallas Athene
Zwischen die Heere hinab, und Staunen ergriff, die es ansahn,
Rossebezähmende Troer und hellumschiente Achaier.
Also redete mancher, gewandt zum anderen Nachbar:
Wieder fürwahr soll Kriegesgewalt und verderbende Zwietracht
Züchtigen, oder in Frieden versöhnt nun beiderlei Völker
Zeus, der dem Menschengeschlecht des Kriegs Obwalter erscheinet!
So nun redete mancher der Troer umher und Achaier.
Jen', ein Mann von Gestalt, durchdrang der Troer Getümmel,
Gleich dem Antenoriden Laodokos, mächtig im Speerkampf,
Rings nach Pandaros forschend, dem Göttlichen, ob sie ihn fände.
Jetzo fand sie den starken untadligen Sohn des Lykaon
Stehend und rings um den Herrscher die starke, geschildete Heerschar
Seines Volks, das ihm folgte vom heiligen Strom des Äsepos.
Nahe trat sie hinan und sprach die geflügelten Worte:
Möchtest du jetzt mir gehorchen, verständiger Sohn des Lykaon?
Wagtest du wohl, Menelaos ein schnelles Geschoß zu entsenden?
Preis gewännst du und Dank von allem Volke der Troer,
Aber vor allen zumeist vom herrschenden Held Alexandros,
Der dich, traun, vorzüglich mit glänzenden Gaben belohnte,
Säh er jetzt Menelaos, den streitbaren Sohn des Atreus,
Deinem Geschosse besiegt, die traurige Flamme besteigen.
Auf denn und schnelle den Pfeil zum rühmlichen Held Menelaos.
Aber gelob Apollon, dem lykischen bogenberühmten,
Eine Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern,
Heimgekehrt in dein Haus zur heiligen Stadt Zeleia.
Jene sprach's und bewegte das Herz des törichten Mannes.
Schnell entblößt' er den Bogen, geschnitzt von des üppigen Steinbocks
Schönem Gehörn, dem er selber die Brust von unten getroffen;[61]
Als er dem Felsen entsprang, am gewähleten Ort ihn erwartend,
Zielt' und durchschoß er die Brust, daß rücklings am Fels er hinabsank.
Sechzehn Handbreit ragten empor am Haupte die Hörner.
Solche schnitzt' und verband der hornarbeitende Künstler,
Glättete alles umher und beschlug's mit goldener Krümmung.
Diesen nun stellt' er geschickt, nachdem er ihn spannt', auf die Erde
Angelehnt; und mit Schilden bedeckten ihn tapfere Freunde,
Daß nicht zuvor anstürmten die streitbaren Männer Achaias,
Eh er gefällt Menelaos, den streitbaren Fürsten Achaias.
Jetzo des Köchers Deckel eröffnet' er, wählte den Pfeil dann,
Ungeschnellt und gefiedert, den Urquell dunkeler Qualen.
Eilend ordnet' er nun das herbe Geschoß auf der Senne;
Und er gelobt' Apollon, dem lykischen bogenberühmten,
Eine Dankhekatombe der Erstlingslämmer zu opfern,
Heimgekehrt in sein Haus zur heiligen Stadt Zeleia.
Fassend dann zog er die Kerbe zugleich und die Nerve des Rindes,
Daß die Senne der Brust annaht' und das Eisen dem Bogen.
Als er nunmehr kreisförmig den mächtigen Bogen gekrümmet,
Schwirrte das Horn und tönte die Senn' und sprang das Geschoß hin,
Scharfgespitzt in den Haufen hineinzufliegen verlangend.
Doch nicht dein, Menelaos, vergaßen die seligen Götter,
Ewig an Macht, vor allen des Zeus siegprangende Tochter,
Welche vor dich hintretend das Todesgeschoß dir entfernte.
Gleich so wehrete sie's vom Leibe dir, wie wenn die Mutter
Wehrt vom Sohne die Flieg, indem süßschlummernd er daliegt;
Aber dorthin lenkt' es die Herrscherin, wo sich des Gurtes
Goldene Spang ihm schloß, und zwiefach hemmte der Harnisch.
Stürmend traf das Geschoß den festanliegenden Leibgurt,
Sieh, und hinein in den Gurt, den künstlichen, bohrte die Spitze;
Auch in das Kunstgeschmeide des Harnisches drang sie geheftet
Und in das Blech, das er trug zur Schutzwehr gegen Geschosse,
Welches am meisten ihn schirmt', allein sie durchdrang ihm auch dieses;
Und nun ritzte der Pfeil die obere Haut des Atreiden,
Daß ihm sogleich vorströmte das dunkelnde Blut aus der Wunde.
Wie wenn ein Elfenbein die Mäonerin oder die Karin,
Schön mit Purpur gefärbt, zum Wangenschmucke des Rosses
(Dort nun liegt's im Gemach, und viel der reisigen Männer[62]
Wünschten es wegzutragen; doch Königen hegt sie das Kleinod,
Beides ein Schmuck dem Rosse zu sein und Ehre dem Lenker):
Also umfloß, Menelaos, das färbende Blut dir die Schenkel,
Stattlich von Wuchs, und die Bein' und zierlichen Knöchel hinunter.
Schauer durchdrang alsbald den Herrscher des Volks Agamemnon,
Als er sah, wie das Blut ihm schwarz hinfloß aus der Wunde;
Schauer durchdrang ihn selber, den streitbaren Held Menelaos,
Aber sobald er die Schnur auswärts und die Haken erblickte,
Ward von neuem mit Mut sein männliches Herz ihm erfüllet.
Schwer aufseufzend begann der Völkerfürst Agamemnon,
Haltend die Hand Menelaos', es seufzten umher die Genossen:
O du teurer Bruder, zum Tode dir schloß ich das Bündnis,
Dich allein hinstellend, für uns mit den Troern zu kämpfen!
Denn dich trafen die Troer, das heilige Bündnis zertretend!
Aber umsonst ist nimmer der Eidschwur oder der Lämmer
Blut, noch der lautere Wein und der Handschlag, dem wir vertrauet.
Wenn auch jetzo sogleich der Olympier nicht es vollendet,
Doch vollendet er spät! Und hoch ihm werden sie büßen,
Werden mit eigenem Haupte, mit Weib und Kindern es büßen!
Denn das erkenn ich gewiß in des Herzens Geist und Empfindung:
Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt,
Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs!
Dann wird Zeus, der Kronid, aus strahlender Höhe des Äthers
Gegen sie all erschüttern das Graun der umnachteten Ägis,
Zürnend ob solchem Betrug! Geschehn wird dieses unfehlbar!
Aber in bitteren Schmerz versenkst du mich, o Menelaos,
Wenn du stirbst und das Maß der Lebenstage nun füllest!
Siehe, voll Schmach dann kehrt ich zur wasserdürstigen Argos!
Denn alsbald gedächten des Vaterlands die Achaier,
Und wir verließen den Ruhm dem Priamos hier und den Troern,
Helena, Argos' Kind; es moderten deine Gebeine,
Liegend in Trojas Gefild, am unvollendeten Werke!
Mancher vielleicht dann spräche der übermütigen Troer,
Fröhlich das Grab umhüpfend dem rühmlichen Held Menelaos:
Daß doch so bei allen den Zorn vollend' Agamemnon,
Wie er jetzo umsonst herführte das Volk der Achaier!
Denn schon kehret' er heim zum lieben Lande der Väter,[63]
Leer die sämtlichen Schiff', und verließ den Held Menelaos!
Also spräche man einst. Dann reiße sich weit mir die Erd auf!
Doch ihn tröstete so der bräunliche Held Menelaos:
Sei getrost und schrecke noch nicht das Volk der Achaier.
Nicht zum Tod hat jetzo das scharfe Geschoß mich verwundet,
Sondern mich schützte der Gurt von getriebener Pracht und darunter
Auch die Bind und das Blech, das Erzarbeiter gebildet.
Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks Agamemnon:
Möcht es doch also sein, du Geliebtester, o Menelaos!
Aber es prüfe der Arzt die blutende Wund und lege
Linderung drauf, um vielleicht die dunkele Qual zu bezähmen.
Sprach's, und rief Talthybios schnell, den göttlichen Herold:
Auf, Talthybios, eil und rufe mir schleunig Machaon,
Ihn, Asklepios' Sohn, des unvergleichbaren Arztes,
Anzuschaun Menelaos, den streitbaren Fürsten Achaias;
Diesen traf mit Geschoß ein bogenkundiger Troer
Oder ein Lykier jetzt, zum Ruhme sich, uns zur Betrübnis.
Jener sprach's, da gehorchte des Königes Worte der Herold;
Schnell durchging er die Scharen der erzumschirmten Achaier,
Schauete forschend umher und fand den Helden Machaon
Stehend, und rings um den Herrscher die starke, geschildete Heerschar
Seines Volks, das ihm folgt' aus der rossenährenden Trikka.
Nahe trat er hinan und sprach die geflügelten Worte:
Auf, Asklepios' Sohn, dich ruft der Fürst Agamemnon,
Anzuschaun Menelaos, den streitbaren Sohn des Atreus:
Diesen traf mit Geschoß ein bogenkundiger Troer
Oder ein Lykier jetzt, zum Ruhme sich, uns zur Betrübnis.
Jener sprach's, ihm aber das Herz im Busen erregt' er;
Schnell durchwandelten sie das Gedräng in den Scharen Achaias.
Als sie nunmehr hinkamen, wo Atreus' Sohn Menelaos
Blutend stand, und um jenen die Edelsten alle versammelt
Rings, er selbst in der Mitte, der götterähnliche Streiter,
Zog er sofort das Geschoß aus dem festanliegenden Leibgurt;
Und wie er auszog, bogen die spitzigen Haken sich rückwärts.
Hierauf löst' er den Gurt von getriebener Pracht und darunter
Auch die Bind und das Blech, das Erzarbeiter gebildet.
Als er die Wunde geschaut, wo das herbe Geschoß ihm hineindrang,[64]
Sog er das quellende Blut und legt' ihm lindernde Salb auf,
Kundig, die einst dem Vater verliehn der gewogene Cheiron.
Während sie dort umeilten den Rufer im Streit Menelaos,
Zogen bereits die Troer heran in geschildeten Schlachtreihn.
Jen' auch hüllten sich wieder in Wehr und entbrannten von Streitlust.
Jetzt nicht hättest du schlummern gesehn Agamemnon den Herrscher,
Nicht hinab sich schmiegen und nicht unwillig zu kämpfen,
Sondern gefaßt hineilen zur männerehrenden Feldschlacht.
Denn dort ließ er die Ross' und den erzumschimmerten Wagen;
Und sein Genoß hielt jene, die mutig schnaubenden abwärts,
Held Eurymedon, Sohn von Piräos' Sohn Ptolemäos.
Ihm gebot er mit Ernst, daß er nahete, würden ihm etwa
Matt die Glieder vom Gang, die Ordnungen rings zu durchwalten.
Selbst dann eilt' er zu Fuß und umging die Scharen der Männer.
Wo er nunmehr streitfertig erfand Gaultummler Achaias,
Nahe trat er hinan und sprach die ermunternden Worte:
Nun, Argeier, gedenkt rastlos des stürmenden Mutes!
Denn nicht wird dem Betruge mit Hilf erscheinen Kronion,
Sondern welche zuerst nun beleidigten wider den Eidschwur,
Deren Leichname sollen, ein Raub der Geier, vermodern;
Aber die blühenden Weiber und noch unmündigen Kinder
Führen wir selbst in Schiffen, nachdem die Stadt wir erobert!
Die er alsdann saumselig erfand zur traurigen Feldschlacht,
Solche straft' er mit Ernst und rief die zürnenden Worte:
Argos' Volk, Pfeilkühne, Verworfene, schämt ihr euch gar nicht?
Warum steht ihr dort so betäubt wie die Jungen der Hindin,
Die, nachdem sie ermattet vom Lauf durch ein weites Gefilde,
Dastehn, nichts im Herzen von Kraft und Stärke noch fühlend?
Also steht ihr jetzo betäubt und starrt vor der Feldschlacht!
Säumt ihr, bis erst die Troer herannahn, wo wir die Schiffe
Stellten mit prangendem Steuer am Strand der grauen Gewässer,
Dort zu sehn, ob schirmend Kronions Hand euch bedecke?
So mit Herrschergebot umwandelt' er jegliche Heerschar.
Jetzo erreicht' er die Kreter, im Gang durch der Männer Getümmel.
Jen' um Idomeneus her, den feurigen, standen gewappnet,
Aber Idomeneus selber voran, in der Stärke des Ebers;
Und Meriones folgte, die hinteren Reihn ihm erregend.[65]
Diese sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon,
Und zu Idomeneus schnell mit freundlicher Rede begann er:
Du, Idomeneus, bist mir geehrt vor den Reisigen allen,
Du im Kriege sowohl als sonst in jedem Geschäfte,
Auch am Mahl, wann festlich den edleren Helden von Argos
Funkelnder Ehrenwein in vollen Krügen gemischt wird.
Denn obgleich die andern der hauptumlockten Achaier
Trinken beschiedenes Maß, doch steht dein Becher beständig
Angefüllt, wie der meine, nach Herzenswunsche zu trinken.
Auf denn, gestürmt in die Schlacht, wie du immer vordem dich gerühmet!
Aber Idomeneus rief, der Kreter Fürst, ihm entgegen:
Atreus' Sohn, dir bleib ich ein treugesinnter Genosse
Immerdar, wie zuerst ich angelobt und beteuert.
Nur die anderen reize der hauptumlockten Achaier,
Schleunig den Kampf zu beginnen, dieweil sie kränkten das Bündnis,
Trojas Volk! Nun möge sie Tod und Jammer in Zukunft
Treffen, dieweil sie zuerst nun beleidigten wider den Eidschwur!
Jener sprach's; und vorbei ging freudigen Muts Agamemnon.
Jetzo erreicht' er die Ajas im Gang durch der Männer Getümmel.
Beide standen in Wehr, und es folgt' ein Gewölke des Fußvolks.
Also schaut von der Warte die finstere Wolke der Geißhirt
Über das Meer aufziehn, von Zephyros Hauche getragen
(Siehe, schwärzer denn Pech dem Fernestehenden scheint sie,
Über das Meer annahend, und führt unermeßlichen Sturmwind;
Jener erstarrt vor dem Blick und treibt die Herd in die Felskluft):
Also zog mit den Ajas Gewühl streitfertiger Jugend
Dort zur blutigen Schlacht in dichtgeordneten Haufen
Schwarz einher, von Schilden umstarrt und spitzigen Lanzen.
Diese sah mit Freuden der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen und sprach die geflügelten Worte:
Ajas beid, Heerführer der erzumschirmten Achaier,
Ihr dort braucht, zu erregen das Volk, nicht meines Gebotes;
Denn schon selbst ermahnt ihr die Eurigen, tapfer zu kämpfen.
Wenn doch, o Vater Zeus und Pallas Athen' und Apollon,
Solch ein Mut nun allen das Herz im Busen beseelte!
Bald dann neigte sich uns des herrschenden Priamos Feste,
Unter unseren Händen besiegt und zu Boden getrümmert![66]
Dieses gesagt, verließ er sie dort und eilte zu andern,
Wo er den Nestor fand, den tönenden Redner von Pylos,
Emsig die Freund' anordnend und wohl ermahnend zur Feldschlacht,
Jen' um Pelagon her und Chromios und den Alastor,
Auch um Hämon den Held und den völkerweidenden Bias.
Erst die Reisigen stellt' er mit Rossen zugleich und Geschirren,
Hinten sodann die Männer zu Fuß, die vielen und tapfern,
Mauer zu sein des Gefechts; und die Feigen gedrängt in die Mitte,
Daß, wer so gar nicht wollte, die Not ihn zwänge zu streiten.
Erst die Reisigen nun ermahnet' er, jedem gebietend,
Wohl zu hemmen die Rosse, nicht wild durcheinander zu tummeln:
Keiner, auf Wagenkund und Männerstärke vertrauend,
Wag allein vor andern zum Kampfe sich gegen die Troer;
Keiner auch weiche zurück, denn also schwächt ihr euch selber.
Welcher Mann vom Geschirr hinkommt auf des anderen Wagen,
Strecke die Lanze daher; denn weit heilsamer ist solches.
Das war der Alten Gebrauch, die Städt' und Mauern zertrümmert,
Solchen Sinn und Mut im tapferen Herzen bewahrend.
Also ermahnte der Greis, vorlängst wohlkundig des Krieges.
Ihn auch sah mit Freude der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
Möchten, o Greis, wie der Mut dein Herz noch füllet im Busen,
So dir folgen die Knie und fest die Stärke dir dauern!
Aber dich drückt des Alters gemeinsame Last! O ihr Götter,
Daß sie ein anderer trüg und du ein Jüngling einhergingst!
Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:
Atreus' Sohn, ja gerne verlangt' ich selber noch jetzo
Der zu sein, wie ich einst den Held Ereuthalion hinwarf!
Doch nicht alles zugleich verliehn ja die Götter den Menschen.
War ich ein Jüngling vordem, so naht mir jetzo das Alter.
Aber auch so begleit ich die Reisigen noch und ermahne
Andre mit Rat und Worten; denn das ist die Ehre der Alten.
Speere laß hinschwingen die Jünglinge, welche der Jahre
Weniger zählen denn ich und noch vertrauen der Stärke!
Jener sprach's; und vorbei ging freudigen Muts Agamemnon,
Fand dann Peteos' Sohn, den Rossetummler Menestheus,
Stehn und umher die Athener geschart, wohlkundig des Feldrufs.[67]
Aber zunächst ihm stand der erfindungsreiche Odysseus,
Welchem umher Kephallener in unverächtlichen Schlachtreihn
Standen. Denn nicht ertönte noch beider Volke der Aufruhr,
Weil nur jüngst miteinander erregt andrängten die Scharen
Rossebezähmender Troer und Danaer. Aber erwartend
Standen sie, wann vorrückend ein anderer Zug der Achaier
Stürmt' in der Troer Volk und dort anhöbe das Treffen.
Diese schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu ihnen und sprach die geflügelten Worte:
O du, Peteos' Sohn, des gottbeseligten Herrschers!
Und du, reichlich geschmückt mit Betörungen, sinnend auf Vorteil!
Warum also geschmiegt entfernt ihr euch, harrend der andern?
Wohl euch beiden geziemt' es, zugleich mit den ersten der Kämpfer
Dazustehn und der flammenden Schlacht euch entgegenzustürzen!
Seid doch ihr die ersten zum Mahle mir immer gerufen,
Rüsteten wir den Edlen ein Ehrenmahl, wir Achaier!
Freud ist's dann, zu schmausen gebratenes Fleisch und zu trinken
Becher des süßen Weins, des erlabenden, weil euch gelüstet!
Doch nun säht ihr mit Freude, wenn auch zehn Scharen Achaias
Euch zuvor eindrängen mit grausamem Erz in die Feldschlacht!
Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:
Welch ein Wort, o Atreid, ist dir aus den Lippen entflohen?
Wie doch nennst du zur Schlacht saumselig uns? Wann wir Achaier
Gegen die reisigen Troer die Wut des Ares erregen,
Wirst du schaun, so du willst und solcherlei Dinge dich kümmern,
Auch Telemachos' Vater gemischt in das Vordergetümmel
Troischer Reisigen dort! Du schwatzest da nichtige Worte!
Lächelnd erwiderte drauf der Herrscher des Volks Agamemnon,
Als er zürnen ihn sah, und wendete also die Rede:
Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
Weder Tadel von mir verdienest du, weder Ermahnung.
Denn ich weiß, wie das Herz in deinem Busen beständig
Milde Gedanken mir hegt; du gleichst an Gesinnung mir selber.
Komm, dies wollen hinfort wir berichtigen, wenn ja ein hartes
Wort entfiel; das mögen die Himmlischen alles vereiteln!
Dieses gesagt, verließ er sie dort und eilte zu andern.
Tydeus' Sohn nun fand er, den stolzen Held Diomedes,[68]
Stehn auf rossebespanntem und wohlgefügetem Wagen;
Neben ihm Sthenelos auch, den kapaneischen Sprößling.
Ihn auch schalt erblickend der Völkerfürst Agamemnon;
Und er begann zu jenem und sprach die geflügelten Worte:
Wehe mir, Tydeus' Sohn, des feurigen Rossebezähmers,
Wie du erbebst! Wie du bang umschaust nach den Pfaden des Treffens!
Nie hat Tydeus wahrlich so gar zu verzagen geliebet,
Sondern weit den Genossen voraus in die Feinde zu sprengen.
Also erzählt, wer ihn sah in der Kriegsarbeit; denn ich selber
Traf und erblickt' ihn nie; doch strebet' er, sagt man, vor andern.
Vormals kam, sich entfernend vom Krieg, der Held in Mykene
Gastlich, samt Polyneikes, dem Göttlichen, Volk zu versammeln,
Weil sie mit Streit bezogen die heiligen Mauern von Thebe;
Und sie fleheten sehr um rühmliche Bundesgenossen.
Jen' auch wollten gewähren und billigten, was sie gefordert;
Doch Zeus wendete solches durch unglückdrohende Zeichen.
Als sie nunmehr uns verlassen und fort des Weges gewandelt
Und den Asopos erreicht, von Gras und Binsen umufert,
Sendeten dort die Achaier den Tydeus wieder mit Botschaft.
Jener enteilt' und fand die versammelten Kadmeionen
Fröhlich am Mahl im Palaste der heiligen Macht Eteokles'.
Doch er erblödete nicht, der Rossebändiger Tydeus,
Fremdling zwar und allein, von vielen umringt der Kadmeier,
Sondern rief zu Kämpfen hervor; und in jeglichem siegt' er
Sonder Müh: so mächtig als Helferin naht' ihm Athene.
Jene, von Zorn ihm entbrannt, die kadmeiischen Sporner der Rosse,
Legeten Hinterhalt, auf dem Heimweg seiner zu harren,
Jünglinge, fünfzig an Zahl; und zween Anführer geboten,
Mäon, der Hämonid, unsterblichen Göttern vergleichbar,
Und Autophonos' Sohn, der trotzende Held Lykophontes.
Aber es ward auch jenen ein schmähliches Ende von Tydeus;
Alle streckt' er dahin, und einen nur sandt er zur Heimat.
Mäon entsandt er allein, der Unsterblichen Zeichen gehorchend.
So war Tydeus einst, der Ätolier! Aber der Sohn hier
Ist ein schlechterer Held in der Schlacht, doch ein besserer Redner.
Jener sprach's; ihm erwiderte nichts der Held Diomedes,
Ehrfurchtvoll dem Verweise des ehrenvollen Gebieters.[69]
Aber Kapaneus' Sohn, des Gepriesenen, gab ihm zur Antwort:
Rede nicht falsch, Atreide, so wohlbekannt mit der Wahrheit!
Tapferer rühmen wir uns, weit mehr denn unsere Väter!
Wir ja eroberten Thebe, die siebentorige Feste,
Weniger zwar hinführend des Volks vor die trotzende Mauer,
Doch durch Götterzeichen gestärkt und die Hilfe Kronions.
Jene bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben.
Darum preise mir nicht in gleicher Ehre die Väter!
Finster schaut' und begann der starke Held Diomedes:
Trauter, halte dich still und gehorche du meiner Ermahnung.
Denn nicht ich verarg es dem Hirten des Volks Agamemnon,
Daß er treibt zum Kampfe die hellumschienten Achaier.
Denn ihm folgt ja der Ruhm, wenn Achaias Söhne die Troer
Bändigen und mit Triumph zur heiligen Ilios eingehn;
Ihm auch unendlicher Gram, wenn gebändiget sind die Achaier.
Aber wohlan, und beide gedenken wir stürmenden Mutes!
Sprach's, und vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang er zur Erde.
Graunvoll klirrte das Erz umher am Busen des Königs,
Als er sich schwang; ihm hätt auch ein Männlicher unten gezittert.
Wie wenn die Meeresflut zum hallenden Felsengestad her
Wog an Woge sich stürzt, vom Zephyros aufgewühlet
(Weit auf der Höhe zuerst erhebt sie sich; aber anjetzo,
Laut am Lande zerplatzt, erdonnert sie, und um den Vorstrand
Hänget sie krumm aufbrandend und speit von ferne den Salzschaum):
Also zogen gedrängt die Danaer, Haufen an Haufen,
Rastlos her in die Schlacht. Es gebot den Seinen ein jeder
Völkerfürst; still gingen die anderen. Keiner gedächt auch,
Solch ein großes Gefolg hab einen Laut in den Busen:
Ehrfurchtsvoll verstummend den Königen; jegliche Heerschar
Hell von buntem Geschmeid, in welches gehüllt sie einherzog.
Trojas Volk, wie die Schafe des reichen Manns in der Hürde
Zahllos stehn und mit Milch die schäumenden Eimer erfüllen,
Blökend ohn Unterlaß, da der Lämmer Stimme gehört wird:
Also erscholl das Geschrei im weiten Heere der Troer;
Denn nicht gleich war aller Getön, noch einerlei Ausruf;
Vielfach gemischt war die Sprach, und mancherlei Stammes die Völker.
Hier ermunterte Ares und dort Zeus' Tochter Athene,[70]
Schrecken zugleich und Graun und die rastlos lechzende Zwietracht,
Sie, des mordenden Ares verbündete Freundin und Schwester,
Die erst klein von Gestalt einherschleicht; aber in kurzem
Trägt sie hoch an den Himmel ihr Haupt und geht auf der Erde,
Diese nun streuete Zank zu gemeinsamem Weh in die Mitte,
Wandelnd von Schar zu Schar, das Geseufz der Männer vermehrend.
Als sie nunmehr anstrebend auf einem Raum sich begegnet,
Trafen zugleich Stierhäut' und Speere zugleich und die Kräfte
Rüstiger Männer in Erz; und die hochgenabelten Schilde
Naheten dichtgedrängt, und umher stieg lautes Getös auf.
Jetzo erscholl Wehklagen und Siegsgeschrei miteinander,
Würgender dort und Erwürgter, und Blut umströmte die Erde.
Wie zween Ström' im Herbste geschwellt, den Gebirgen entrollend,
Zum gemeinsamen Tal ihr strudelndes Wasser ergießen
Aus unendlichen Quellen durch tiefgehöhltes Geklüft hin
(Ferne hört ihr Geräusch der weidende Hirt auf den Bergen):
Also erhub den Vermischten sich Wutgeschrei und Verfolgung.
Erst nun erschlug den Troern Antilochos einen der Kämpfer,
Mutig im Vordergewühl des Talysios' Sohn Echepolos.
Diesem traf er zuerst den umflatterten Kegel des Helmes,
Daß er die Stirne durchbohrt'; hineindrang tief in den Schädel
Jenem die eherne Spitz', und Nacht umhüllt' ihm die Augen;
Und er sank wie ein Turm im Ungestüme der Feldschlacht.
Schnell des Gefallenen Fuß ergriff Elephenor, der Herrscher,
Chalkodons Sohn, Heerfürst der hochgesinnten Abanter;
Dieser entzog den Geschossen begierig ihn, daß er ihm eilig
Raubte das Waffengeschmeid; allein kurz währt' ihm die Arbeit.
Denn wie den Toten er schleifte, da sah der beherzte Agenor,
Daß dem Gebückten die Seit entblößt vom Schilde hervorschien,
Zuckte den erzgerüsteten Schaft und löst' ihm die Glieder.
Also verließ ihn der Geist; doch über ihm tobte der Streit nun
Schrecklich umher der Troer und Danaer. Ähnlich den Wölfen
Sprangen sie wild aneinander und Mann für Mann sich erwürgend.
Ajas, der Telamonid, erschlug Anthemions Sohn itzt,
Jugendlich, blühend an Kraft, Simoeisios, welchen die Mutter,
Einst vom Ida kommend, an Simois Ufer geboren,
Als sie, die Herde zu schaun, dorthin den Eltern gefolgt war;[71]
Darum nannte sie ihn Simoeisios. Aber den Eltern
Lohnet' er nicht die Pflege; denn kurz nur blühte das Leben
Ihm, da vor Ajas' Speer, des mutigen Helden, er hinsank.
Denn wie er vorwärts ging, traf jener die Brust an der Warze
Rechts, daß gerad hindurch ihm der eherne Speer aus der Schulter
Drang und er selbst in den Staub hintaumelte: gleich der Pappel,
Die in gewässerter Aue des großen Sumpfes emporwuchs,
Glatten Stamms, nur oben entwuchsen ihr grünende Zweige;
Und die der Wagener jetzt abhaut mit blinkendem Eisen,
Daß er zum Kranz des Rades sie beug am zierlichen Wagen;
Jetzo liegt sie welkend am Bord des rinnenden Baches:
So Anthemions Sohn Simoeisios, als ihm die Rüstung
Ajas raubte, der Held. Doch Antiphos, rasch in dem Panzer,
Sandt ihm, Priamos' Sohn, die spitzige Lanz im Gewühl her,
Fehlend zwar, doch dem Leukos, Odysseus' edlem Genossen,
Flog das Geschoß in die Scham, da zurück den Toten er schleifte.
Auf ihn taumelt er hin, und der Leichnam sank aus der Hand ihm.
Um den erschlagenen Freund entbrannt im Herzen Odysseus,
Ging durchs Vordergefecht, mit strahlendem Erze gerüstet,
Stand dann jenem genaht und schoß den blinkenden Wurfspieß,
Rings umschauend zuvor; und zurück ihm stoben die Troer,
Als hinzielte der Held; doch flog nicht umsonst das Geschoß ihm,
Sondern Priamos' Sohn Demokoon traf es, den Bastard,
Der von Abydos ihm kam, vom Gestüt leichtrennender Gäule.
Ihm nun sandte die Lanz, um den Seinigen zürnend, Odysseus
Durch den Schlaf, und hindurch aus dem anderen Schlafe gestürmet
Kam die eherne Spitz; und Nacht umhüllt' ihm die Augen.
Dumpf hinkracht' er im Fall, und es rasselten um ihn die Waffen.
Rückwärts wichen die ersten des Kampfs und der strahlende Hektor.
Doch laut schrien die Danaer auf und entzogen die Toten,
Drangen dann noch tiefer hinein. Des zürnet' Apollon,
Hoch von Pergamos schauend, und rief, die Troer ermunternd:
Auf, ihr reisigen Troer, wohlauf! Und räumet das Feld nicht
Argos' Volk; ihr Leib ist ja weder von Stein noch von Eisen,
Daß abprallte der Wurf des leibzerschneidenden Erzes!
Nicht einmal Achilleus, der Sohn der lockigen Thetis,
Kämpft; er ruht bei den Schiffen, das Herz voll nagenden Zornes![72]
Also rief von der Stadt der Schreckliche. Doch die Achaier
Trieb Zeus' Tochter zum Kampf, die herrliche Tritogeneia,
Wandelnd von Schar zu Schar, wo säumende Kämpfer erschienen.
Jetzt umstrickte der Tod Amarinkeus' Sohn, den Diores;
Denn ihn traf an dem Knöchel des rechten Fußes ein Feldstein,
Fausterfüllend und rauh; es warf der thrakische Führer
Peiros, Imbrasos' Sohn, der hergekommen von Änos.
Sehnen zugleich und Knochen zerschmetterte sonder Verschonen
Ihm der entsetzliche Stein, daß er rücklings hinab auf den Boden
Taumelte, beide Händ' umher zu den Freunden verbreitend,
Atemlos hinschlummernd. Da nahete, der ihn verwundet,
Peiros, und bohrte die Lanz in den Nabel ihm; und es entstürzten
Alle Gedärme zur Erd, und Nacht umhüllt' ihm die Augen.
Ihn, den Stürmenden, traf mit dem Speer der Ätolier Thoas
Über der Warz in die Brust, und es drang in die Lunge das Erz ihm.
Eilend sprang nun Thoas hinan und riß ihm des Speeres
Mächtigen Schaft aus der Brust; dann zog er das schneidende Schwert aus,
Schwang es und haut' ihm über den Bauch und raubt' ihm das Leben.
Doch nicht nahm er die Wehr; denn rings umstanden ihn Thraker
Mit hochsträubendem Haar, langschaftige Spieße bewegend,
Welche, wie groß der Held, wie gewaltig er war und wie ruhmvoll,
Dennoch zurück ihn drängten; er wich voll jäher Bestürzung.
Also lagen sie beid im Staube gestreckt miteinander,
Thrakiens edler Fürst und der erzumschirmten Epeier
Fürst zugleich; auch sanken noch viel umher der Genossen.
Jetzo hätte kein Mann das Werk der Krieger getadelt,
Wandelt' er, ungetroffen und ungehaun von dem Erze,
Rings durch das Waffengewühl und leitete Pallas Athene
Ihn an der Hand, abwehrend den fliegenden Sturm der Geschosse.
Denn viel sanken der Troer und viel der Danaer vorwärts
Jenes Tags in den Staub und bluteten nebeneinander.
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