[153] All ding der Bapst sich vnterwindt,
so törlich, das offt merckt ein kindt,
sein geben auß gelogen sein,
als ob er meynt der Sonnen schein,
vnd ander ding am himel hoch
zůzyehen vnder bäpstlich joch.
Drumb würt hye angezeygt in schimpff,
daz er der sachen hab kein glimpff,
vnd nimpt sich an das er nit kan,
Als dann kan mercken yederman.
drumb můssz er diße scompen han.
Nach dem diß nachfolgend büchlin, etzwas mer dann die vorigen, vff poetische art zůgericht, ist zůmercken, daz hye werden eingefürt als vnterredner, Sol, das ist, die Sonn, oder der Sonnen gott. den die heyden [Rand: Sol.] auch Apollinem vnd Phebum nennen. Des sůn ist Phaeton, vnd würt hye den [Rand: Phaëton.] poetischen fabelen noch, für der Sonnen fůrman dar gegeben. Von dißem sagen die poeten, das er ettwo in seiner iugent, als ein vnerfarner fürwitziger iüngling, seinen vatter gebetten hat, jn lassen den Sonnen wagen einen tag auß regieren. Der jm das erlaubt. Dieweyl er aber[154] den wagen vnd die pferd nit zů regieren wisszte, irret er am himel, fůr zů nider, vnd zündet das gantz erdtreich an. Darumb jn Jupiter, als er das ersah, mit dem tonder niderschlůg, vnd in Pad (ist ein wasser in Italien) warff. Da ward er, als etzliche gedicht haben, zů einem schwanen; als aber Lucianus sagt, ist er in der Sonnen reich, von seinem vatter zů einem regierer vnd gubernator gesetzt, vnd nun mer ein vnsterblicher gott worden. Dißes hat alles seinen sonderen verstandt. Aber hye würt Phaeton, der Sonnen fůrman genennt.
Ein sůn der erden würt im sprichwort genennt, einer der von so gar dunckelem [Rand: Der erden sun.] vnd vnbekanntem vrsprung ist, daz er auch seine vatter vnd můter kaum oder gar nit kennet.
Centhauri seind gewesen ein volck in Kryechen landt, so gar rauch, harte vnd [Rand: Centhauri.] vnfreüntlich, daz man, die weyl sye on das gůte reüter gewesen, von jn geschriben, hatt sye auch also gemalet, als seyen sye halb pferd, vnd halb leüt. Vnd noch wenn ein reüter grob, fyehisch vnd vngütig ist, so nennet man jn ein Centhaurum, vnd sein leben Centhaurisch, als dann yetzo vil seindt.
Ettwan seindt vff einer hochtzeit vnd würtschafft in Kryechen land die Centhauri, vnd ein ander volck Lapithe genennt, als sye truncken [Rand: Lapithae.] wurden, zůsamen kommen, vnd haben sich jämerlich vnder einander mit grosser blůt vergiessung geschlagen. Dohär ist ein sprichwort kommen, daz man ein hochtzeit oder würtschafft, daruff leüt vneyns, vnd zů auffrůr kommen, der Centhauren würtschafft oder tzech nennet. Als in Teütsch land vnder den vollen bauren offt geschicht, daz sye ire kyrb zů einer Centhaurischen würtschafft machen.
Leontini seind ein volck in Sicilien, die so gar sich vff prassen vnd würtschafft [Rand: Leontini.] pflegen gelegt, daz man ein sprichwort von jn gemacht: Allweg stecketen Leontini hinder den fleschen.
Ein purgatz von nießwurtz pflegen etwan zu nemen die sich[155] vnuernünfftig oder vnsinnig zů werden [Rand: Ein purgatz von / nyeszwutz.] besorgten, dann die artzney scherpfft die sinn des menschen.
Von der Sonnen, die von oben här allen dingen krafft gibt, kompt gůter vnnd bößer lufft, darnach sye den jngibt. Darumb tichten die poeten, wann pestilentz regier, so schyessz der Sonnen gott Apollo, mit pfeylen herab zů vns, als ertzürnet über das menschlich geschlecht. Darauff würt gezogen, was hyerinn von der pestilentz geredt.
Vnterredner: Sol, die Sonn. Phaeton sein sůn. Caietanus, des bapsts legat.
Sol. Seit wir mitten an himel kommen vnd nun gemächer faren mögen, o Phaeton, so wöllen wir, dieweyl sich die pferd wider erholen, etzwas mit einander schwetzen.
Phaeton. Ob es dir gefelt vater, vnd auch, daz wir diße wolcken hinweg thün, vnd die geschäfft der menschen, so gegen mittnacht wonen, anschawen. Dann yetzo lang här haben wir die händel sterblicher menschen gar nichts, wie doch vnser gewonheit was, geacht, vnd stätigs ein menige der wolcken fürgezogen, [Rand: Törliche / geschäfft der / menschen.] daz wir sye desto minder sehen hin vnd wider lauffen, etzliche schiffend, ein teil sich auch mit kryegen vermischen, vnd offt vmb eins nichtigen dings willen, als do einer dem anderen einen vnnützen titel fürwitzigklich entzogen, bald grosse hör außfüren, vnnd sich also vnder einander ertödten.
Sol. Du sagst war, dann ich hatte die ding fürt er mer zů schawen verdryessz, vmb daz ich sehe, sye auch der ding darinnen sye irren, nit geschicklich pflegen. Vnder denen die Italianer, in kryegs sachen doch gantz vnerfaren, also das man kaum [Rand: Italianer.] einen oder zwen, sich recht wäppenen[156] können, findt, die harnesch recht füren, die spieß reüterisch schwingen, ordenung wissen, sich vnder dem fänlin halten, oder zů etzwas das die kryegs ordenung innheldt, vnsträfflich geschickt sein. daz einer (in bedacht der alten Römer) wol sprechen möcht, es were kein Italianer in Italien vnd von dem somen wälsches stammes, bitz vff diße zeyt, nichts überbliben sein; on, das man noch bey den Venedigern ratschlägig leüt findt, vnd [Rand: Venediger.] der eyn Columneser, sich nechst redlich bey Veron gehalten, do er, was jn die [Rand: Marcus Antonius / de columna.] Teütschen gelert, vast schickerlich gebrauchet hat.
Phaeton. Aber ich hab noch weniger von den Teütschen gehalten. Dann mich bedunckt, sye künnen nichtes dann wenn sye trincken vnd voll seint, außrichten. So syh ich ein teyl vngestümigkeit [Rand: Teütschen.] bey jnen, die sye im anhab der sachen mit grosser hitz brauchen, aber darnoch so baldt die hitz erkaltet, werden sye vnnütz. Vnd darumb hinderkam sye der Venedisch haubtman Bartholomeus del Viano, gar wonderlicher [Rand: Bartholomeus / del Viano.] weiß, do er sye tzechend, vnd ein ander zehen oder zwentzig Walhen zůtrincken fand (dann sye meynten die Venediger weren schon geschlagen) vnd also bey vier tausent mann, daz sye sich schandtlich ergeben můsten, bezwang.
Sol. Nach thett er an dem nit recht daz er sye hinden nach, wider zůgesagten glauben, blossz vnd on wör, wie das fyeh zů tod schlůg. Dann er hat jnen gelobt, wo sye ire wör ablegten, wölt er sye sicher von jm lassen, auch vor dem landt volck, das von allen örtern zů drang, bitz in die keyserischen landtschafft geleyten. Do sye sich aber also entblösszt hetten, schlůg er sye zů todt.
Phaeton. Das lassz ich jn verantworten. Warumb triben sye aber schimpff in einer ernstlichen sach, vnd belustigeten sich mit [Rand: Leychtfertigkeit / der Teütschen.] zůtrincken in der feynd land, ehe sye zům hauffen kamen, hetten irer sachen nit acht? Vber das, syh ich sye vil mit einer grossen vngestümigkeit anfahen, vnnd nichts volbringen.
[157] Sol. Solichs ist wol, wie du sagest, ein gebrech an jn. aber nichts desto weniger seind sye in kryegs läuffen weyter dann vff disen tag, kein nation erfaren, vnd mit woffen vnüberwindtlich. Wiewol [Rand: Teütschen / streytbar.] sye zů regieren vngeschickt. Dann sye genüget doran, wann sye andere überfallen, jagen, verwüsten, vmbstossen, berauben, vnd außbrennen. [Rand: Wie teütschen / kryegen.] Darnoch habent sye ein frölichen můt, dencken nit weyter, stätt vnd flecken die sye also gewinnen, zůbehalten. Vnd ist ir will, frembde gebyet bezwingen, seind das auch zůthůn vermüglich, aber zůbehalten vnd verfechten, haben sye kein weytere sorg. Also können sye überwinden, wissen sich aber der überwindtnuß nit zů brauchen.
Phaeton. Das hat man in kurtz verschinen jaren an Padua, Vincentz, vnd Teruiß wol gesehen, welche stätt sye wol behalten mochten, vnd lyessent sye doch on besetzung steen; derhalben die von den Venedigeren on arbeit wider erobert.
Sol. Wie weißlich hyelten sye dann Veron?
Phaeton. Ja wie vnweißlich verloren sye das? Was haltestu aber von den [Rand: Hispanier.] Hispaniern? was seindt das für kryeger?
Sol. Sůn, vor allen seindt es fleissige dieb, aber im feld redlich, wie yemant ander. Dann sye seind geübt, des kryegs erfaren, vnd über das hertzhafftig vnd trotzig. Yetzo aber wöllen wir Teütsch land beschawen. dann daselbst ist ein grosse vffrůr wie vormals ye gewest. Treib die wolcken hinweg. Ich syh schon [Rand: Der Rein.] den Rein, ein grosse antzeygung meiner macht. Alle nation gegen mittnacht möchten den ser grossen fluß nie mit einer brucken breydelen, ich hab den in wenig stunden nahet gar [Rand: Die fabel / Phaetontis.] vß gebrennt, ettwan do du noch vnerfaren, disen wagen zů regieren vnderfangen, die gantze welt hast angezündt.
Phaeton. Ach vatter, wie magstu mich meines vnglücks wider ermanen?
Sol. Vmb des willen, das du in dem zů einem gott worden bist. Dann hettest du zůr selbigen zeyt nit geirret,[158] darumb du in den Pad geworffen, vnd also dich ernewert, wisstest du noch vff disen tag der Sonnen wagen nit gewisszlich zů regieren.
Phaeton. Das lassz ich sein. Was ist aber für ein vffrůr im Teütschen land? Ettlich syh ich gewapnet, etliche eylen, die andern nemen jn wol der můssen. aber alle kommen sye zůsamen. Vnd [Rand: Der reichstag zu / Augspurg. 1518.] daselbst syhe ich ettliche gereyt on alle sorgen schlemmen vnd prassen; ein teil ratschlagen von dapffern dingen; die andern pflegen der beyder zů gleich, oder eins nach dem anderen.
Sol. Es ist ein versamlung zům rat der Fürsten, vnd gemeyner Teütschen nation. [Rand: Rathschlagung / der Teütschen.]
Phaeton. Hui, weih ein rat! Oder pflegen sye, wie im kryeg der schlachten, also auch im friden des rates bey trunckenheit?
Sol. Eben also. Du syhst aber auch vnter des etzliche nüchtern alle ire sachen außrichten, vnd darumb werden sye von anderen iren [Rand: Ettliche nüchtern /Teütschen.] landsleüten als außlender gehalten, vnd veracht.
Phaeton. Ich glaub von denen, die ich syh wolgekleydt, vnd in gefärbtem wat, mit gebüfften horen vnd guldenen halßbanden. Vatter, die mit den langen schenckelen, die auch groß von leib, vnd an zůsehen wolgestalt.
Sol. Ja von den selbigen, vnd dem gantzen trunckenen hauffen.
Phaeton. Warumb treiben dann nit diße nüchtern, die selbigen vollen auß, erstlich, vmb daz sye in solchem vnlust leben, dar noch auch, daz sye den weißen vnd vernünfftigen verhindernuß thůn?
Sol. Wie möchten wenig die merern? Doch straffen sye die mit worten, vnd nit on frucht. Dann ir vil bekeren sich, dieweyl sye sehen, sich an gesuntheit irer leib durch die füllery beschädigt werden.
Phaeton. Vmb daz jnen ire leib geletzt, bekeren sye sich. daz jnen aber das vnmäßlich leben ire gemüt vnd vernunfft verderbt, bewegt sye nit?
[159] Sol. Sye verstehen es noch nit. Dann dißem volck ist leychter des körpers [Rand: Verstand der / Teütschen.] sachen, dann was zům gemüt gehört zůerkennen.
Phaeton. Ist sich aber zů versehen, daz sye yemer auch die gütte des gemůts verstehen werden?
Sol. Gäntzlich. Dann sye sich gereyt [Rand: Vernünfftige / teütschen.] viler scharpff sinniger ding vnderstehen, vnd nyeten sich zyerung der gemüt. Nim war, das gering leibigen, vnd magern, die wol von leib schwach, aber von synnen mächtig vnd vnüberwindtlich, brauchen sich in behenden vnd subtilen künsten, bey wasser trinken. dann sye haben ein scharpff verstäntnuß.
Phaeton. Ich syh sye von erleüchten synnen, vnd darumb würdig, das sye von den trunckenen vnbelästiget bleiben, vnd alles verdryessz überhaben weren.
Sol. Es seind etzliche von den Fürsten, die auch selbs von synnen geschickt, über jn halten, aber wenig, als einer oder zwen. Wiewol [Rand: Ansehung der / gelerten in / Teütsch land.] auch die vollen den gelerten vnd nüchteren eer ertzeigen. Vnd ob sye schon noch, waz an jn zů erheben sey, nit begrifflich, halten sye die dannocht beuor vnd in grossem ansehen. Dann von anderen nüchteren haben sye gehört, es seyen geschikte grosse leüt.
Phaeton. Gott behüt die kleinen grossen. Aber wir wöllen vnsere augen [Rand: Kleyne grossen.] wider zů der versamlung wenden. Hilff gott, weih ein gepölder vnd gereüsch, welhe saufferey, wie groß vnd verdrießlich geschrey. Was ist aber jhens für ein grossz menig volcks, das dort mitten jnhär gat? Vnnd sag mir erstlich, wie heisszt die statt?
Sol. Die statt heisszt Augspurg, dahin versamelen sich die Fürsten des Reichs, von grossen dingen sich zů beraten. Aber die versamlung des volcks, ist ein procession vnnd fürt den bäpstlichen [Rand: Procession.] Legaten auß seiner herberg.
Phaeton. Welhen legaten, vatter? oder wo füren sye den hjn? Vnd dieweyl du alle ding weisst, vnd dir niemant[160] nichts verhälen kan, so sag mir, was werden sye doch, wenn sye nun wol beschenckt, vnd von dem wein erwörmet seind ratschlagen?
Sol. Den Legaten füren sye auff das Rathauß, da er inn auß beuelh des [Rand: Caietanus des / bapsts Legat.] Bapstes relation thůn würt. So ratschlagen sye, wie man einen kryeg anfahe wider die Türcken. Welhen bapst [Rand: Bapst Leo.] Leo der zehend, mitt verhoffnung eines gewinns vndersteet, vnd schicket darauff disen Caietanum dahin, zů verschaffen, [Rand: Kryeg wider /die türcken.] damitt die Teütschen nichts anders, noch fürderlicher, dann den selbigen kryeg fürnemen.
Phaeton. Was gewinnes ist er dann verhoffen? Würt villeicht mit gegen dem Türcken zyehen, vnd verhofft etzwas daselbst zů rauben?
Sol. Nichts. sonder von den Türcken redt er allein, sein gedäncken aber seind [Rand: Meynung des /bapstes.] weyt von dannen. Dann in rechter warheit, tracht er nach der Teütschen gelt, hatt jm fürgenommen, die zů plünderen, vnd was sye noch von gelt haben, abzůdringen.
Phaeton. Doran thůt er vnrecht. Württ er das aber auch vermögen, ein so streitbar vnd trätzig volck?
Sol. Daz er solichs thůt, da hat er recht zů. Er würt es auch vermögen, [Rand: Kunst der / Römer.] wiewol mit kunst, die er an statt des gewalts brauchet.
Phaeton. Das verstehe ich nit.
Sol. Er gibt sich für einen hyrten auß, wie ettwan Christus gewest. spricht, alle Christen seyen seine schoff, zůuoran vnd mer dann andere diße Teütschen, zů denen er yetzo dißen Legaten schickt, jm sein schoff zů scheren, vnd die wollen mit jm wider über das gebürg zů füren. Hat er do vnrecht?
Phaeton. Bey glauben, vatter, nein. [Rand: Die schof Christi / weyden.] wo sye anders seine schoff seind, vnd er sye weydet.
[161] Sol. Er weydet sye aber mit lauterer göucherey, das sye doch ein weyd sein bedunckt?
Phaeton. Ist daz aber genůg daz es sye also sein bedunckt?
Sol. Inen ist es genůg.
Phaeton. So scher er sye, schynd sye auch wo es jm gefellt, diewyl sye also gar die geücherey annemen.
Sol. Er thůt es auch vnd yetzo [Rand: Die schaf Christi / scheren.] schyrt er sye bitz auff das leben, der geytzig scherer.
Phaeton. Lassen sye sich aber also scheren, vnd schinden?
Sol. Fortan werden sye jnn nit mer wöllen lassen. dann sich an, wie sye jre grimmige augen auff jn geworffen. Vnd kenne ich sye recht, so würt es nit weyt daruon sein, daz es jm übel ergehe. Dann sye seind jm feynd, vmb daz sye seine boßheit wissen, [Rand: Caietanus.] wiewol er sich gantz geystlich vnd bider, als ob er das wär, dar gibt.
Phaeton. Das thůt er fürwar, der betriger, verwandlet sich wie ein goückler, [Rand: Caietani /gleissnerye.] mit etzlichen verblendungen, also, das wer jn sicht, nit dencken möcht, er böß wär, dann er alle seine geberden, der fromkeit zů verglichen weyssz, seine stirn, augen, schültderen, red, ganck, vnd alles.
Sol. Noch werden sye jn nit leyden. Dann vor jm haben vil der glichen auch gethan. Darumb wiewol Teütschen von natur einfaltige [Rand: Die teütschen /mercken.] leütt seind, haben sye doch den trug so offt befunden, das sye sich nun mer betrogen werden verstehen.
Phaeton. So ist dißer scherer nit bey zeyten kommen.
Sol. Wie du sagst. Dann wär er zů rechter zeyt kommen, möcht er reych von dannen ziehen. Aber nun seind jm vil andere vorkommen, vnnd mag sein betrüglicheit nit stat haben.
Phaeton. Mich bedunckt er mercke selbs, das er vmb sunst arbeite.
Sol. Nit heymlich.
[162] Phaeton. Sehe jn derhalben trawrig, vnd betrübt, als dem man das brot auß den zenen gerissen hat. Darumb můssz er einen andern weg finden.
Sol. Yetzo thůt er daz, dicht, sůcht, vnd tracht, so es vff dißē weg nit außgangen [Rand: Caietani / listikeit.] ist, wie er es vff ein andern bring. Vnd villeycht würt er rat finden vnd list ankeren, ist von einer hoffnung gefallen, hyerumb richte er sich auff ein andere. Fürwar er würt einen behenden trug erfinden. [Rand: Caietani / fürsatz.] Sterckt alle seine kräfft dohin das er das gemeyn völcklin erwege, ist jm schon daz golt entflogen, er wurt jm wider nochuolgen. Ist etzlich gelt zerstrewet, er wurt es zůsamen treiben. Etzliche schlaffen, er wurt sye auffwecken. Der aberglaub ist kalt worden, er wurt jn widerumb anzinden. Mit vorsichtigen erforschhungen, vnd sitlichem nachgehen wurt er etzwas zů wegen bringen.
Phaeton. Nun mer sehe ich jm an, das er etzwas sollichs vntersteht. Sag mir aber (bitte ich) ist er von gůtem geschlecht, oder eines [Rand: Caietanus von / geschlecht.] redlichen erbarn gemůts, das in Rom vor andern außschickt?
Sol. Von nöten ist nit edel sein, wer zů Rom groß wurt, auch nit von tugenden erleücht, sonder mag jn helffen, weissz er sich mit betrug vnd bösen dücken herfür zů thůn. Ich glaub das dißer kaum seinen eygen vatter kenne, noch kompt er mit einem sollichen gepreng von Rom, über das gepürg, andere sälig [Rand: Caietanus mitt / gepreng.] zu machen, hat vil aplaß bey sich geschürtzet, vnd läst jm watsäckt vnnd gepäckt vol facultät nachfůren.
Phaeton. Drumb wurt er auch lär außgestossen werden. Dann ich achte, ob schon Teütschen ir gelt gen Rom schicken wölten, daz sye [Rand: Ein Sun /der Erden.] es dißem sůn der erden nit vertrawen wurden.
Sol. Wie du sagst. Noch darnoch ist er außbindig zům[163] handel geschickt, vnd wurt etzwas versůchen. Dann yetzo dicht er nach wunderlichen künsten. Vnd der bößwicht zimmert etzwas betrugs, daz den Teütschen hoch von nöten sein wurt, rat zů finden, wie sye seinen listen entweychen.
Phaeton. Ob er nun, daz alle völcker gegen mitnacht, in den Türckischen krieg einträchtiglich [Rand: Gelt zum / Türckenkrieg.] verwilligten, erlangte, wurt er auch weyter etzwaz vnterstehen?
Sol. Er denckt doch vff nichtes weniger, dann den selbigen krieg zů füren. Es ist jm vmb golt zů thůn, dem thienet er, das begeret er. Vnnd yetzo schwür er, das selbig, wo man es jm gebe, anders nit dann vff den türckischen kryeg zů wenden. Aber so [Rand: Nota.] bald er das hette (dann ich sag wie es die warheit ist) so würd er es der Römischen brasserey fürsetzen.
Phaeton. Lieber, so sag mir, wie lang würt er solichs spiles pflegen?
Sol. Bitz die Teütschen weiß werden, die yetzo durch der Römer betrug [Rand: Teütschen weisz / werden.] gantz zů narren gemacht, vnd voller, misszglauben überredt seindt.
Phaeton. Ist es aber nahet dabey, daz sye weiß werden?
Sol. Nahet. Dann vnder allen legaten ist dißes der erst, den sye lär von jn widerkeren lassen, in grossem schrecken der statt Rom. Dann man hett nit geglaubt, daz die barbarischen solichs thůn dörfften.
Phaeton. Seind dann Teütschen nach für barbarisch geacht?
Sol. Als Rom vrteylet, nit weniger dann auch Frantzoßen, vnd alle andere [Rand: Barbari.] völcker außwendig Italien. Wil man aber gůte sitten, vnd achtung freüntlicher [Rand: Teütschen.] beywonung, auch fleyß der tugent, beständigkeit der gemüt vnd redlicheit ansehen, so ist dises ein wol gesitte nation, vnd dargegen die Römer mit der aller ausserlichsten [Rand: Römer.] barbarey verstallt. Dann erstlich seind sye von weychmůtigkeit, vnd weybischem leben verdorben leüt. Darnoch ist bey jnen grosse wanckelmütigkeit,[164] vnd mer dann weybische vnbeständigkeit, wenig glaubens, betrug vnd boßheit, damit sye allen fürtreffen.
Phaeton. Mir gefellt wol, was du von Teütschen sagst, vnd ist zů wünschen, das die sunst also geschickt, von der trunckenheit lassen.
Sol. Ettwan werden sye auch nüchter, vnd meyn gantz, solichs baldt geschehen. Dann ich syh sye ye lenger ye weniger trincken, vnd [Rand: Teütschen / nyechter werden.] die jhenen so vnder jn stätz voll seind, von den anderen, die dannocht auch nit gantz nüchtern, veracht werden. [Rand: Truncken / Fürsten.]
Phaeton. Sag mir eins, trinckent auch ire Fürsten?
Sol. Wär diße vngebärd nit in dem Fürstlichen standt, die gantze geselschafft der trunckenen wer lang zergangen. Die selbigen mit bößen beyspilen bestätigen dißes mißleben, vnd habent mit grosser macht an jnen hangen die Sachßen, die du dort syhst, der trunckenheit sich gantz ergeben haben. Dann allein die [Rand: Sachszen.] auß allen Teütschen, haben noch von irer alten weiß nichts abgelassen. Setzent sich wider alle vermanung, vnd beschirment ir vätterliche weiß.
Phaeton. O himel vnd erden, welh ein geselschafft syhe ich da, welhe trünck, welhe grollen, welh spewen. Da frisszt vnd saufft man vnzüchtigklich, überhaufft die gericht, tregt auff das brot [Rand: Der Sachszen / lüst.] mit grossen körben, den tranck in schweren fläschen, schreyet, rüfft, singt, vnd heület. Also mag ich von den sagen, vnd auch wie der poet Lucilius gesprochen, [Rand: Lucilius.]
Also gebärt ir vollen beüch,
Ir schlucker, vnd auch ir weinschleüch.
Diße brasserey mag sich auch wol vergleichen der würt schafft, die ettwan zwey völcker Centhauri vnd Lapithe mit einander gehabt. [Rand: Centhauri und / Lapithae.] Hyerumb můssz man yetzo nit, wie zůuor die Kryechen, von den Leontinern in irer sprach ›Allweg stecken[165] die Leontiner hinder den fläschen‹, sonder [Rand: Leontiner hinder / der fleschen.] nun mer in latein, daz es jederman verstehe von den Sachßen, ›Allweg stecken die Sachsen hinder den fläschen‹. fürwar müssen sye vil weins verderben.
Sol. Sye trincken nit wein.
Phaeton. Wie? werden sye dann von wasser voll?
Sol. Ja von wasser.
Phaeton. Haben sye dann auch wie man in Paphlagonia findt, brunnen bey jn, von den die leüt truncken werden?
Sol. Auch nit, dann wo das wär, wurden sye von trincken zerbresten. Sonder kochen sye etzliche kreüter, vnd frücht, vnd von dem selbigen [Rand: Byer.] tranck werden sye voll.
Phaeton. Das ist wol erfunden. Dann wo wölt man denen die also schlurcken, genůg weins finden?
Sol. In Teütsch land nit.
Phaeton. Haben aber auch diße, [Rand: Der Sachsen / vernunfft.] wie andere leüt, sinn vnd vernunfft?
Sol. Wie andere, vnd ein gůten verstandt.
Phaeton. Vnd speyen was sye getruncken, also on schaden wider von jn?
Sol. Also. Dann bey keinem volck findest du alda, die stät wol regiert werden, yeder man in sicherheit leben von außlendischem gewalt behüt sein, vnd [Rand: Sachszen kryegs / leüt.] seind die Sachsen vnüberwindtliche kryegß leut.
Phaeton. Meynest du aber, daz sye yemer werden von der vollen weiß lassen?
Sol. Da zweyfel ich vast an.
Phaeton. Oder wo sye von trunckenheit liessen, ob sye dann auch die anderen gůten weiß behalten würden?
Sol. Wo sye die behalten möchten, vnd darbey nüchter leben, wüsszte ich kein nation für sye zů setzen.
Phaeton. Wie seind sye von leib?
Sol. So gesund, starck, wolgeschickt [Rand: Sachszen gesund / vnd starck.] vnd vermüglich, als keine anderen. Ja allein diße von den Teütschen wissen nichtes von den ärtzten. dann sye on [Rand: Ertzt.][166] das selten kranck seind. Aber die Juristen [Rand: Iuristen.] jagen sye mit geschrey vnd grosser verachtung von jnen. [Rand: Recht in / Sachszen.]
Phaeton. Wie sprechen sye dann recht?
Sol. Nach alter gewonheit, vnd weyßlich. Dann man findt an keinem ort weniger yemant gewalt oder vnrecht widerfaren. Dann an statt geschribener rechten, brauchen sye alt härkommen.
Phaeton. Wunder ist, wo du es nit darfür hältest, daz sye von trunckenheit besser werden.
Sol. Das sag ich nitt, aber dißes weißet sich also auß, das sye vil ding [Rand: Der Sachsen / regiment.] ratlicher thůn, vnd weißlicher außrichten, dann yergent an einem end die nüchteren. Halten sich nach einem sprich wort, das bey jn gemeyn: ›Abents [Rand: Sprichwort der / Sachszen.] zechen, morgents ratschlagen.‹ Dann noch dem abent essen trincken sye bitz in die weyte nacht, morgens geen sye nüchtern zů rat, handelen von dapferen, vnd gemeynen nutz betreffend geschäften.
Phaeton. Also syh ich, daz jn ir trincken nichts schadt, vnd villeycht ist jn dise gewonheit zů einer natur geraten. daz zů förchten, wo sye sich des trinckens mässigten, würden sye auch recht zů leben auffhören.
Sol. Das möcht geschehen.
Phaeton. On diße, haben mir nie truncken leüt gefallen. Aber wir wöllen die anderen auch anschawen. Dort syh ich etzliche vermischt [Rand: Baden in /Teütsch land.] vnd nacket vnder einander baden, frawen vnd männer, vnd glaub das on schaden irer zucht vnd eer nit zůgeen.
Sol. On schaden. [Rand: Küssen bey / teütschen.]
Phaeton. Ich syh sye sich doch küssen.
Sol. Freylich.
Phaeton. Vnd freüntlich vmbfahen.
Sol. Ja sye pflegen etwan auch beyeinander zů schlaffen.
[167] Phaeton. Villeycht habent sye die [Rand: Vff glauben / beyschlaffen.] gesätz Platonis angenommen, daz sye die weyber gemeyn halten.
Sol. Nit gemeyn, sonder in dißem beweißen sye iren glauben. Dann an keinem ort, do man der frawen hüt, magst du weypliche scham vnuerserter finden, dann bey dißen, die deren kein wartung, [Rand: Weyblich zucht / beyn Teütschen.] noch vffsehung haben. Es ist auch nyergent weniger eebruch, vnd würt die Ee an dem ort am strengklichsten vnd vesten gehalten.
Phaeton. Sprichest du sye neben küssen, vmbfahen, auch beyeinander schlaffen nichtes weyter begynnen? vnd darzů bey der nacht?
Sol. Ich sprech: ja.
Phaeton. Vnd geschicht das auch on allen verdocht? Vnd die ire iungen [Rand: Vnuerdocht beyn /Teütschen.] weyber, vnd meydtlin, von anderen also gehandlet werden sehen, förchten die nit der selbigen eeren?
Sol. Auch kein gedencken haben sye des. dann sye getrawen einander wol, [Rand: Gut vertrawen / der Teütschen.] vnd leben in gůter trew vnd glauben, frey vnd redlich, on allen trug vnd vntrew; sye wissen auch von keinem hinderlist.
Phaeton. O ein volck, das nyemer böß zů achten. Dann die Italianer sycht man zů allen zeiten hässig, karg vnd geytzig sein, vil begeren, nach gewinn [Rand: Der Italianer / untreu.] stellen, betryegen, glauben brechen, vnd hinderlist üben, sich in hassz vnd misszgunst vntereinander selbs verdecken, heymlich mörden, gifft geben, allweg nach betrug dencken, vnd mit vntrew vmbgehen, irer keiner den anderen glauben, nichts öffentlich oder auffrichtlichen thůn, vnd [Rand: Italianer bleych / uon angesicht.] glaub daz sye darumb bleych von farben seint.
Sol. Etzliche vmb der, etzliche vmb anderer vrsach willen. Villeycht thůt es auch der lufft.
Phaeton. Fürwar seind ye die Teütschen rotfärbig. Dann sye leben in [Rand: Teütschen frölich / und lychtsinnig.] freüden, vnd gůtem vertrawen. Enthalten[168] sich der ding die das gemüt verbrennen, das hertz betrüben, das blůt minderen. Dann ich sehe sye nit vil sorgen, in ängsten mager [Rand: Kein gemeyner / schatz bey / Teütschen.] werden, oder sich selbs fressen. Nim war, sye haben auch keinen gemeynen schatz. glaub sye volgen alter gewonheit, der von Lacedemone, daz sye, wenn ein kryeg vorhanden ist, eintzlich zůsamen steüren, vnd yeder etzwaz zu des kryeges verlegung gebe.
Sol. Das ist auch hübsch von jn. Dann sye leben also gar frey, daz sye weder in der rů vff geschäfft dencken, noch im friden vor kryeg sorgen. Vnd in der selbigen sicherheit betrachten sye kein far, noch glückes fal.
Phaeton. Vnd ratschlagen nit zůor [Rand: Ratschlagung / der Teütschen.] vff die kryege?
Sol. Mitten im kryeg ratschlagen sye. Dann offt gerat jnen ire künheit vnd verwegenheit zů grosser weißheit. [Rand: Teütschen / on trug.] Wissen von keinem betrug, brauchen den auch nit in iren schlachten, sonder handlen mit offenlicher that.
Phaeton. Billich sol man die ser loben. Aber damit mir nichts vnwissen sey, so bericht mich [Rand: Der teütschen / regiment.] kürtzlich, wie sye doch in iren oberkeiten regieren.
Sol. Erstlich ist ire natur vnd eygenschafft, daz sye nit mögen vnterworffen sein. Vnnd lassen sich auch nit regieren. Was aber von fürsten vnter jnn ist, den thienen sye mit freymütikeit, vnd in grossem glauben, einer dißem, der ander jhenem. Aber all in gemeyn erkennen sye jhenen alten, der von jnn Keyser genant würt, für jren herren. Den selbigen, die weyl er jnn recht thut, [Rand: Der keyser.] haben sye jn in eren, aber nit in forcht. Vnd seind jm der halben nit vast gehorsam. Darumb sich auch offt auffrůr vnd zerteylung vnter jnn erheben. vnd ist daz die vrsach, das [Rand: Vngehorsam der / Teütschen.] sye sich nit vast vmb den gemeynen nutz bekümern.
Phaeton. Yetzo ratschlagen sye doch daruon.
Sol. Aber auß vneynikeit, werden sye nit rat finden.[169] Dann jre gewonheit ist, offt vil monat [Rand: Reychstag bey / Teütschen.] von einem ding ratschlagen, vnnd nichtes beschliessen. Mitler zeyt halten sye paneket, prassen, vnd treiben schimf, hingelegt den ernst.
Phaeton. Das gebürt gar nit den, die über andere regiren sollen.
Sol. Mit nichten gebürt es jnn, aber sye thůnd es doch.
Phaeton. Hyerumb tawen sye gar nit zů regieren, villeycht bassz zů anderen [Rand: Teütschen vntöglich / regierer.] dingen. Dann vil ire verwegene, thaten überwinden der anderen weyßliche ratschläg. [Rand: Fürsten in / teütschland.]
Sol. Wie du sagst. Vnter den fürsten aber seind etzliche von geburt edel. etzliche durch die wal auff geworffen, als [Rand: Bischof.] seind die bischöff, vnd geystlichen.
Phaeton. Vnd als mich bedunckt, seind die selbigen am gewältigsten.
Sol. Das seind die auch. Dann sye in der zal übertreffen, auch mit reychtumb vnd macht obligen. Mag fürwar sagen, daz mer dann [Rand: Teütschland von / pfaffen besessen.] halb Teütschland von pfaffen besessen würt.
Phaeton. Wie haben es jre alten darzů kommen lassen?
Sol. Etwan do sye den Christen glauben angenomen, haben sye allzů geüdisch, vnd mer dann nutz vnd billich gewest, von dem jren zů den kirchen geben.
Phaeton. Dardurch jre nachkommen in armůt gefallen.
Sol. Ja, vnd müssen herren haben, [Rand: Gekaufft herren.] die vmb ir vätterlich erb gekaufft seind.
Phaeton. Darzů hat sye achtung [Rand: Achtung der / geystlicheit.] der geystlicheit bracht?
Sol. Fürwar achtung. dann es ist ein lautere mißglaubung gewest, die sye hyr jnn verfürt. es seind auch zwischen [Rand: Zwittracht der / teütschen.] jrenFürsten zwiträcht, vnd stetes heymlich krieg, in welhen sye sich verderben.
Phaeton. Mag dann der Keyser die nit stillen?
[170] Sol. Sölt der sye stillen, so sye jm nutz seind? Dann wo sye sich nit also vntereynander verderbten, wären sye jm vil zů mächtig.
Phaeton. Wer geht nechts nach den fürsten?
Sol. Die sye graffen nennen. Die selbigen seind weniger dann fürsten, [Rand: Graffen.] vnd doch mer dann gemeyner adel, einen gegen dem anderen zů rechnen. [Rand: Der gemeyn / Adel.]
Phaeton. Was ist aber der gemeyn Adel?
Sol. Daz ist der reütter orden, ein grosse macht vnd stercke Teütscher nation. Dann jr seind vil vnd geübt in kriegen, vber das, sicht man noch bey jnn einen scheyn alter tugent, gůte gewonheit, vnd den Teütschen angeborne redlichheit. Dißen gefelt [Rand: Redlicheit noch / bey dem adel.] felt noch die alte Teütsch weyß, vnnd hassen alle frembde sitten, wo die bey jn eynbrechen.
Phaeton. Ich sehe aber wol, das sye vilen verdrieß thůn.
Sol. Das thůn sye.
Phaeton. Vnd anderen das jr mit gewalt nemen, krieg vnd auffrůr erwecken, auch wider die fürsten. Aber zů voran vnd vor allen vervolgen sye kauffleüt.
Sol. Dardurch machen sye jnn auch vil feyhende. dann sye die vngütig [Rand: Kauffleüt.] schelten, vnd vmb jrer rauhen weyß willen, vnzůleiden achten.
Phaeton. Warumb treyben sye die dann nit auß?
Sol. Darumb, das ein teyl das nit wöllen thůn, ein teyl es nit vormögen, ob sye gern wölten.
Phaeton. Welche wöllen das nit thůn?
Sol. Die Fürsten. Dann sye einig die zů beschirmung ires gewalts brauchen. Ja mag ich sagen, vff den steht die macht aller [Rand: Fürsten.] fürsten. Darumb auch vnter jnn welcher dem anderen feindt, nimpt diße zů jm, mit den er sich, als mit woffen weret.
Phaeton. Also helt sy einer dem andern zů verderbnuß?
Sol. Also.
[171] Phaeton. Vnd ist auß der vrsach [Rand: Rauberey bey / teütschen.] solliche rauberey bey den Teütschen, vnsicherheit, anfallung? Vnd werden die strassen verlegt? Vil vnfridens gemacht?
Sol. Am meynsten auß der, wie wol auch auß einer anderen vrsach.
Phaeton. Welches ist die?
Sol. Auß hassz der kaufleüt, vnd [Rand: Kaufleüt vom / adel verhasset.] freyen stätt, als sye die nennen.
Phaeton. Warumb hassen sye kaufleüt?
Sol. Vmb das sye außlendische war zů jnn bringen, als spetzerey, seyden, purpur, vnd andere, die zů nichtes, dann einen vnnutzen pracht vnd überfluß gebrauchlich, verkeren die besten vnd manlichen sitten irer nation, mit einbringung außlendischer gewonheit, vnd eines weychen lebens, dem die Teütsche art von natur wider, vnd nit vnbillich, gehassz ist.
Phaeton. Sye haben vrsach. Dann ich kan selbs dencken, die weyl ir vil sich also zart vnd weychlich halten, das bey wenigen bleyb [Rand: Weych leben zu /den teütschen.] achtung strenger tugent. So dann ir alte gewonheit, vnd angeborne tugent, also abgeht, mag bald newerung vnd außländischer brauch bey jnn aufkommen. Dann mich bedunckt schon etzliche von jnn seyen jnn selbs vnänlich, besonder mit der kleydung. darauß on zweyfel zů vermůten, das es jnn nit wol anstehenn wurt, wo sye jre [Rand: Vorwandlung / teütscher sitten.] sitten also verwandlen.
Sol. Sye seindt schon vast verwandlet.
Phaeton. Aus angezeigter vrsach berauben sye die. Warumb vorvolgen sye aber die freyen stätt? Villeycht das etwa die edlen in stetten gewonet, seind von den gemeynen außgetriben, darumb meynen sye sich hinfür also ewigklichen an jnn zů rechen?
Sol. Der Adel deß orts hatt nie in stätten gewonet, sonder ist alwegen, wie [Rand: Der adel nie in / stätten gewest.] auch yetzs, vff dem land zerstreut gewest. Das aber die edelen den stättischen feyndt seind, ist ein andere vrsach.
[172] Phaeton. Die begere ich von dir zu hören, vnd vrsach irer widerspännikeit erkennen.
Sol. Du solt es hören. Anfänglich seind keyne stätt gar im Teütschen land gewesen, alle bew von ein ander abgesündert, vnd hat ein [Rand: Stät bey / teütschen.] yder seine wonung für sich vnd allein gehapt.
Phaeton. Das weissz ich wol.
Sol. Zů den selbigen zeytten kamen keine kauffleüt zů jnn, die jnn etzwas [Rand: Alt gewonheit / der teütschen.] frembdes brächten. Sye begerten des auch nit, sonder brauchten sich des jhenen so bey jnn wüchssze, vnd des selbigen allein. Dann jre kleydung was von heüten vnd fellwerck der wilden bey jnn. Ire speyß auß vaterländischer erde gewachsen, vnd in jrem lufft erzogen. Sye wüsten nichtes von frembden güteren, vnd ward zůr selbigen zeit nymant von den krämern vnd kaufleüten betrogen. Allein was ein strenge erberkeit, noch der helt [Rand: Strenge / erbarkeit.] sich yderman. Gelt waz bey jnn vngesehen; hatten kein silber noch golt.
Phaeton. Daz ist die beste zeyt der teütschen gewest.
Sol. Nachvolgens haben sich die außländer von tag zů tag mer vnd mer bey jnn zůgethon, vnd erstlich bey denen, so am gestaden des möres gewonet, angefaren, mit jnn zů handelen angefangen. Darnoch seind sye auch weyter kommen, so lang, biß daz erstlich den vntüglichen trägen vnd fürwitzigen, die newen ding gefallen, vnd ist gewonheit des überflusses von gemeyenem hauffen angenommen. Das hatt jnn anreytzung [Rand: Stät in / teütschen landen.] erstlich dörfer, darnoch auch stätt zů bauwen gegeben, die sye nachuolgens mit muren, polwercken, türnen vnd gräben beuestiget, vnd sich also darein verschlossen. In welche versamlung alle trägen, faulen, vnd vnstreitbaren [Rand: Weych leüt in / den stäten.] verwilliget. Was aber von Edlem stamm, oder dapferen gemüten, haben verstocklich bey irer vätterlichen weyß vnd gewonheit[173] gehalten, sich gantz trötzlich wider angezeygte ergernuß gesätzt, für vnbillich geacht, ein schandtliche veranderung der sitten, [Rand: Absonderung des / adels von stäten.] bey jnn zůgelassen werden, mit fürsatz, gebrauch der alten vest vnd hart zů hanthaben, vnd von eygener natur nit abweychen. Wer dißer meynung gewest, dem haben krieg geliebt, hat daz gelt veracht, sich mit iagen geübt, kein rů leiden mögen, die stille gehasset, den müssigangk gescholten vnd jm wider gewest. Da her ist zertrennung kommen. Dann die stättischen haben sich newer [Rand: Die Stät.] ding geflissen, die Edlen dar gegen, als wider ein solliche vnbillikeit, ob dem [Rand: Der adel.] alten herkommen gehalten.
Phaeton. In welher beweglicheit es zů woffen, bey den sye noch gegen ein ander schwitzen, ist kommen?
Sol. Als du sichst. Dann die starckmütigen haben verdrieß, daz ein zartes leben bey jnn aufkommen, vnd fleiß des überflusses geübt würt. Vber daz seind auch in den stätten kaufleüt vnd [Rand: Feintschaft /der stät.] allerley künstiger, die zů dem überfluß helffen. Darumb sye die Edlen hassen.
Phaeton. So treiben sye die hinweck.
Sol. Das hätten sye vor langest gethan, wären sye nit mit muren vnd vestigungen vmbringet gewest. So nun die müssiger sich des selbigen behelfs gebrauchen, [Rand: Vrsprung der / rauberey.] ist allein der wege sye zů beleydigen überbliben, wo einer außwandlet, das sye den überzucken, vnd beropfen.
Phaeton. Meines bedunckens, ist nit vnnütz, daz die weychen wollüstiger also in forcht gehaltenn, vff das sye nit auß alzů grosser sicherheit noch erger werden.
Sol. Sye sprechen aber, es sey nit für den gemeynen nutz, sonder bringe dem gantzen land schaden.
Phaeton. Ach deß schadens. Als ob nit Teütschem land geholfen vnd geraten wär, wo vff einen tag, alles daz die kaufleüt außwendig hineyn bringen, [Rand: Frembde war / bey teütschen.] vnd auch sye mit der selbigen frembden war, zů äusserlicher verderbnuß kämen. Dann ich syhe, daz sye vrsach viler übel seindt.
[174] Sol. Hinwider berümen sich die jres verdinstes gegen dem vatterland, vnd hassen die edlen, dencken die auch zů vertilgen. vnd etwa vff ein mal zů gleich, allen adel außreüten. Vnder den die Fucker reychtumb, gantze hör daruon zů halten, [Rand: Die fucker.] vnd künigklichen kosten zů füren, mer dann genůgsam, gesamlet haben.
Phaeton. Meynstu dann nit das sye mit sollichem gůt, vnd eintracht, darmit sye vnter einander verwicklet seind, noch zů letst überwinden werden?
Sol. Sye würden überwinden, wenn nitt diße sach also gestalt, das die trägen [Rand: Purger und / Edlen.] vnd vntüglichen, mit den frischen, starcken, vnd streytbaren kriegeten.
Phaeton. Seind dann alle so inn stätten wonen vntüglich? Vnd ist keyn stercke oder geystlicheit bey jnn?
Sol. Ja es ist auch bey inn. Vnd nit [Rand: Sitten in / Stätten.] sag ich, daz man nit redliche leüt in stätten finde, aber als der welt lauff ist, weichen die wenigen redlichen vilen vntüglichen.
Phaeton. Vnd das künigklich gelt, von deß wegen doch alle ding geschehen, vermag so vil nit bey jnn, das es die geschicklicheit der widerwertigen überwinde?
Sol. Bey andern nation vermöchte es das wol. Aber Teütschen haben noch [Rand: Gelt bey / Teütschen.] die redlicheit bey jnn, das sye tugent in grössern eren vnd achtung, dann das gelt haben. Sye haben auch (wie dann [Rand: Reych selten / redlich.] billich) alle reichen in einem verdacht, vnd werffen jnn das sprichwort für, das die reychen selten redlich sein.
Phaeton. Fürwar ist ye noch abbildung der alten tugent, bey dißen edlen. Wiewol ich die rauberey (vnangesehen, das es ein manliche vnd hertzenhafftige vnfrommkeit genent [Rand: Rauberey.] wurt) nit lobe. So behagt mir auch eines nit, das sye also rauch, vnd vnfrüntlich [Rand: Der adel rauch.] seind, vnd haben ein Centaurische hertikeit[175] an jnn. Vast wölt ich sye aber loben, wenn sye möchten rat finden, damit sye alle die zarten verweneten, vnd wollüstiger, von den sich andere ergeren, die auch Teütschem land ein böses geschrey machen, bezwungen, das sye entweders von dem weychen leben liessen, vnd ein besser wesen an sich nämen, oder aber baldt auß dem land weichen müsten, ehe dann die reüdikeit irer ergernuß weyter vmb sich griffe. So ist [Rand: Frembde gewonheit / ab zu thun.] es gäntzlich irer gebür zů achten, domit der werckzeüg des überflusses abgenommen werd, alle frembde ding vnd gewonheit, hin zů nenien, vnd ab zů thůn. Dann mir selbs übel gefelt, das ich etzliche, ir so zartlich warten sehe, vnnd vätterliche gewonheit zů ruck geschlagen, außländische weyß, vnd böse sitten in gebrauch lassen, sich des fleyssen, das sye lieber wöllen, außländischem mißleben volgen, dann angeborne tugent behalten. Vber das werden sye von sollichem überfluß, vnd vngewönlichem leben, nit allein an leben schwach, sonder auch an gemüten [Rand: Vberflusz bey / teütschen.] weych vnd vntüglich. Nim war, ich sehe auch etzliche, wider landßgewonheit vntrew vnd trugenhafftig, die vast geschickt seint, andere zů betriegen, vnd [Rand: Etzlich untrew / teütschen.] vervntrewen; die achte ich, wo sye jre sitten nit anderen, vnwirdig daz sye teütschen genennet werden. Dann sye bringen den löblichen namen in ein böß geschrey, vnd verfinsteren die klarheit teütsches gerů ches.
Sol. Wie aber die geystlichen? Die noch vil schnöder dann diße. Dann von [Rand: Geystlichheit bey / teütschen.] jn kompt gar kein nutz, es ist auch ir gantz kein gebrauch in gemeyn; vmb daz sy gantz müssig gehen, der fresserey, dem schlaff, vnd der vnkeüscheit thienend. pflegen stäts würtschafft vnd pancket zůhalten; [Rand: Der pfaffen / leben.] schlemmen, prassen, bůlen, vnd haben schmeichler bey jn; essen vnd trincken schleckhafftig vnd wol; haben sich dem wollust vntergeben, vnd seind durch böße anreytzung weybisch worden, durch vnkeüscheit verderbt; leben wie die vnuernünfftigen thyer,[176] vnd nahet gantz anders dann menschen pflegen. Diße geben jn einig zů den überflussz, weych leben, zarte rů, vnd ein lustigs wesen. Sye wöllen [Rand: Zartheit der / pfaffen.] auch in allen dingen sicherheit, vnd das an keinem ort anders dann nach irem lust vnd gefallen gehe, haben. Dann härtigkeit mögen sye nit leiden, flyehen arbeit, vnd vmbgeen alle beschwärung. Was hartt, scharpff, oder rauch ist, macht jn vngedult. Sye hassen nüchter vnd erber leben, meyden alle vnrů, vnnd seind von gemüten also zartt, daz sye auch ein klein bekümernuß nit leiden [Rand: War für die / pfaffen sorgen.] mögen. Einige sorgfeltigkeit haben sye, wie es wol in keller vnd küchen stehe, vnd daz inen ye wol außgewartet werde. Hyerumb sye, außgeschlagen alle andere sorg vnd gedencken, pflegen allein ires glusts, thienen dem schleck vnd der fresserey, gedencken wie sye sich füllen, vnd stäts vol gůtter schmackhafftiger speiß pfropffen. Ire [Rand: Geschäfft der / pfaffen.] geschäfft ist auch ins bad gehen, sich mit gůtem geroch belüstigen, vnd vff dem rucken ligen. Diße mögen kein gebrechen leiden. Vnd all ding müssz überflüssig bey jn sein, zůuoran, wie das sprichwort innhelt, [Rand: Bischofliche / pancket.] Bischöffliche pancket.Dann waz ligt jn doran, daz sye von solichem vnmäßlichem, vnordenlichem leben, grob, vnd fyehische sinnen bekommen? daz sye stumpff an vernunfft, [Rand: der bauch der / pfaffen got.] vnd dumm von köpffen werden? der bauch ist doch ir gott.
Phaeton. Ich sehe sye wol glatt vßgestrichen, hübsch, reyn, wolgewartet, bätzicht, feyßt, safftig, gleyssend, zart, vnd überauß weych. Aber vnder des schwach von leib, vnd mich betryeg dann alles mein beduncken, seind sye vilen kranckheiten [Rand: Kranckheit / der pfaffen.] vnterwürfflich, gleich wie der von dem der kryechisch poet sagt:
Podagrisch, bäüchich, feyßt, vnd schwer,
Mit gschwollen schenchlen, gsuntheit lär.
[177]
Vnd kompt jnen sollichs villeycht von irem vnmässigen, überflüssigem, vnd vnkeüschem leben. [Rand: Die pfaffen / verstellen teütschlant.] Fürwar ist dißer ord ein verstellung vnd vnzyer der gantzen nation. Warumb leiden aber Teütschen diße bey jn?
Sol. Gott, vnd der geystlicheit zů eeren.
Phaeton. Kein weßen möcht gerichter der alten Teütschen gewonheit entgegen sein. Der halben das sprichwort (darinnen man sagt: Ländtlich sittlich, oder: Die sitten arten sich nach dem [Rand: Ländlich sitlich.] land) bey dißen nit statt haben mag. Dann sye haben nichts teütsches an jn, wiewol sye für andern das lustigest wesen haben, am reichsten vnd gewaltigsten [Rand: Geytzikeit / der pfaffen.] seind. Mich bedunckt sye seyen auch geytzig vnd gelthungerig.
Sol. Mer dann kein andere.
Phaeton. Die aber mitt kleydung vnderschyden seint, der ich auch vil in Italien sehe, do man sye brüder nennet, der seint auch mer [Rand: Die Münich.] in Teütsch land dann anderßwo. Sych, wie lauffen sye hin vnd wider, als ob sye vil zů schaffen hetten, vnd machen sich an allen örteren zůthätig.
Sol. Das seind auch volle fleschen, vnnütz, träg, kläffer, lugenträger, vnd loße fischer.
Phaeton. Noch seint sye aldo wol gehalten.
Sol. Vast wol. Vß vrsach, daz sye dem gemeynen volck vil misszglauben jnsprechen, damit sye dann, als mit einer bezauberung, die [Rand: Wie sich die /münich zuthun.] gemüt der menschen betören, äffen, vnd außwendig rechter sinnlicheit verleyten vnd verfüren.
Phaeton. Was bedeüt dann, daz ich jn etzliche sehe in die oren murmelen, wie auch anderen pfaffen?
Sol. Das heissen sye beychten. Dann es würt für ein geystlich vnd gotts förchtig ding angesehen, das ein yeder was er gesündet [Rand: Von der beychte.] hab, dißen zů erkennen gebe, vnnd nit allein was er mit der thatt begangen, sonder auch was jm in gedencken gewest. [Rand: Den Münichen / heymlicheit / offenbaren.][178] Vnd also můssz yederman, diße aller seinen heymlicheiten mitwissend haben.
Phaeton. Mag yemant des überredt werden, daz er disem loßen gesellen seine heymlicheit offenbare?
Sol. Alle mentschen thůn das, auß ordenungen vnnd aufsätzungen der geystlichen, auch alter gewonheit.
Phaeton. Wenn sye aber heymliche ding also erfaren, offenbaren sye die nit weyter?
Sol. Darnoch ein yeder gehäb vnd verschwigen ist, oder herwider loß vnd schwatzhafftig, würt es behalten oder außgeschutt.
Phaeton. Sere ist es aber färlich, heymlicheit dißen entdecken, vnnd sye verborgener sachen bekündigen, zů voran, so sye gern wein [Rand: Wie münchen / zu vertrawen.] trincken vnd voll seint. Wie aber, das ich sye auch die weyber beycht hören sehe? Fürwar diße gewonheit můssz ich [Rand: Wyber beycht / hören.] schelten. Den sye aber ire heüpter begriffen, was machen sye auß den selbigen?
Sol. Reyn, lauter, vnschuldig, vnd [Rand: Absolutz.] frey von allen sünden.
Phaeton. Ob sye schon vorhin befleckt, schuldig, vnnd in banden der sunden, verstrickt gewesen?
Sol. Ja die selbigen. Vnd das heyssen sye absoluiren.
Phaeton. Was sagstu yemer, die selbs also erlich leben, andere mögen vß gefängnüß der sünden erledigen?
Sol. Das gibt der glaub.
Phaeton. Ich lobe es nit. Darumb würt disem land einer reformation, vnd besserung gemeyner sitten von nöten sein. Vnd ist [Rand: Daz teütschland / einer reformation / bedörffe.] nit zů leyden, daz also vil müssiggänger seind, die der andern gůt vnd hab verprassen, vnd doch sye keinen nutz noch frucht geberen. Vnd wär den Teütschen [Rand: Müssiggenger.] heylsam vnd gůt, das sye mit angehengtem fleyssz fern vonn jn triben, den frembden überfluß, vnnd die außländischen weyche des lebens, ir wesen widerumb zů der vorigen starckmütikeit, vnnd alten tugend brächten.
[179] Sol. Es seind aber Teütschen von alter her trüncker, vnd der fullery geflyssen. [Rand: Füllerey bey den /Teütschen.] Ist auch bey jnn nye schand gewesen, truncken sein.
Phaeton. In dem selbigen einig söllen sye von alter gewonheit weichen, sunst die in allen stucken gestrenklich halten.
Sol. Teütschen würden vil zů groß vnd löblich, wo du sye dar zů brächtest. Dißer gebrechen ist [Rand: Der teütschen / naturlich / gebrechen.] jnn angeborn, als den Italianer betrug, Hispaniern dieberey, Frantzosen stoltz vnd übermůt, anderen andere mängel.
Phaeton. Müessen sye dann ye ein gebrechenn haben, so wölt ich jnn noch lieber dißen, dann der einen, die yetzo genent, zů lassen. Wie wol ich hoffe, die zeyt, die alle gebrechen der menschen hinnimpt, werde jnn dißes auch abbringen. Also wöllen [Rand: Die zeyt.] wir nun wider an den reychs tag, vnd des Bapstes Legaten. Der selbig (nym war, vatter) ist zů vnwillikeit bewegt, vnd erhitzet durch zorn. Dann er rüfft etzwas auß der procession herauff, vnnd ich glaub gäntzlich, er sey über vnß erzürnet. Dann er sycht gegen vns.
Sol. Ja er zürnet über mich. Darumb hör doch was das mänlin sagt, wie [Rand: Der legat zornig / über die Sunnen.] es mir mit gerüntzeleter styrnen, vnd gantz stöltzlich trewet.
Caietan. Der du soltest vff mein erstes wincken, ich geschweyg gebot, auch klarer, vnd häller dann du sunst pflegest, erschinen.
Sol. Was sagstu, legat? Waz sagstu? Redestu diße wort zů mir?
Caietan. Zů dir? Als ob du dich nit einer grossen missethat schuldig wüstest.
Sol. Fürwar weyß ich nichts, du sagst mir dann waz ich übels begangen hab.
Caietan. Ich sprich also. Gehestu zů letst ein mal herfür, du böswicht? vnd erschinest der welt? der du solltest vff mein erstes [Rand: Der legat schilt / die Sunnen.] wincken (ich schweyg gebot) auch klarer vnd heller, dann du pflagst, erschinen.
[180] Sol. Noch sehe ich nit, was ich übels gethan hab.
Caietan. Sychstu es nit? der du in zehen gantzen tagen, nit einen strimen deines scheyns bewisen, hast mütwilliklichen allen wolcken für dich gezogen, als ob du der welt daz liecht vergundest.
Sol. Daz ist der Astrologen vnd sternengucker schult, wo es anders schult ist, dann die haben [Rand: Die sternen / gücker.] in jren practiken also gesetzt, daz ich diße zyet nit scheinen söll.
Caietan. Du soltest aber mer gedocht haben, was eins Bapstes Legat wölle, dann was den sternenguckern gefalle. Weystu nit do ich aus Italien zohe, was ich dir trawet, wo du nit mit grosser hitz Teütsch land, das zů vnzeyten kaltt ist, erwörmest, vnd mir das gantz summerisch mächtest? vff daz ich nit wider in Italien begeren dörfft.
Sol. Gar nichts nam ich acht, was du mir gebotest, so hab ich auch nit gemeynet, das ein tödtlicher mensch über die Sonnen gebyeten mög.
Caietan. Hast du das nit gemeynet? vnd dir ist vnbekant, einen Römischen bischoff (der [Rand: Bäpstlich / macht.] dann yetzo alle seine macht in mich seinen Legaten, gegossen hat) in himelen vnd vff erden, was er wöll binden vnd lößen mögen?
Sol. Wol hab ich daruon gehört, glaubt aber nit, daz es also wär, wie er sich berümpt. Dann ich noch nye gesehen hab, einen sterblichen menschen, etzwas hye oben verwandelen. [Rand: Die sunne / ein ketzer.]
Caietan. Wie? Glaubstu das nit? O bößer christ, den man vmb daz du ein ketzer bist, verbannen, vnd dem teüfel geben soll.
Sol. Woltest du mich vom himel werffen, vnnd dem teüffel geben? vnd (als man spricht) die Sonnen von der welt nemen?
Caietan. Fürwar wil ich es thůn, [Rand: Die Sunn musz / beychten.] wo du nit bald einem von meinen schreiberen beychtest, vnd bittest ein absolutz von mir.
Sol. Wann ich dann also gebeycht hab, was wilt du darnoch vß mir machen?
Caietan. Dann wil ich dir ein bůssz auff setzen, daz du[181] ettwo mit vasten erhungerest, oder yerget ein schwäre arbeit thůest, oder [Rand: Die sunnen /absoluieren.] dich mit walfart besůchung ermühest, oder aber almůß gebest, oder etzwas zů dem Türckischen kryeg jnlegest, oder gelt gebest in den Ablaß, daruon man sanct Peters münster, das zů Rom verfallen, widerumb bawen wil, oder wiltu das gelt sparen, das du dich für deine sund lassest mit růten schlagen.
Sol. Das ist eine harte sach. Was würstu aber darnoch mit mir thůn?
Caietan. Dann werde ich dich vnschuldig sprechen, vnd gantz reyn machen. [Rand: Die Sunen / erleuchten.]
Sol. So würstu dem sprichwort nach, der Sunnen liecht geben?
Caietan. Ja wie du sagst, wo es mir gefelt, auß krafft meyner facultäten, die mir der zehend Lew gegeben hat.
Sol. Welche geücherey höre ich do. Meynstu yemant, auch von den tötlichen menschen, so närrisch sein, das er dich dißes vermögen glaubt? Ich geschweig der sunnen, die alle ding von oben herab übersicht. Laß dir ein purgatz von niswurtz eyn geben. [Rand: Ein purgatz von / niszwurtz.] Dann mich bedunckt, du werdest vnsinnig.
Caietan. Vnsinnig? Du bist de facto im bann. Dann du hast vnersamlich zů des bapstes legaten geredt, darmit du in grosse vnd vnaußläschliche [Rand: De facto / im bann.] vermaledeyung gefallen bist. Der halben ich dich auch über nit lang offenlich, vnd mit einem gepreng, in einer grossen versamlung, vmb das du [Rand: Die Sunnen / uerbannen.] mich erzürnet hast, als einen verbanten man verkündigen wil.
Phaeton. Vatter, dißen trawworten solt ich entgegen fartzen. Dann was solt ein armes [Rand: Redt als ein / furman.] menschlin gegen den vnstärblichen creaturen vermögen?
Sol. Vil mer wöllen wir jn verachten. Wie wol sich zů erbarmen, das er von kranckheit also vnsinnig worden ist.
Phaeton. Von was kranckheit?
Sol. Er ligt am geytz kranck. Die weyl jm nun sein[182] sach in Teütsch land, das er sich erfülle, nit für sich gehen wil, ist er in einen [Rand: Des legaten /kranckheit.] grimm kommen, vnd nachvolgens zů vnsinnikeit bewegt. Aber ich wird sein weyter spotten. Was sagstu, heyliger [Rand: Der bäpst /verdampnusz.] vatter? Woltestu mich also vnverhört vnnd on schuld verdammen?
Caietan. Wie ich gesagt. So läst man sye auch nit alle zů verantwortung kommen, die durch den Bapst vnd seine Legaten verdampt werden.
Sol. Das wer aber vnrecht, wenn es nit von eüch beschäch. Aber mir (bitt ich) wölltestu dißes mal genädig sein, vnd meyne sünd vergeben.
Caietan. Yetzo erst redestu recht. Dann wer nit verdampt sein wil, můssz genad biten. hyrumb gebiete ich dir, dastu mein hinfür [Rand: Der legat gebeut /der Sunnen.] acht nemest, ich sey wo ich wöll. vnd yetzo, die weyl ich in Teütsch land bin, so mach schöne tag, vnd mit krafft deiner wörme treyb auß die kelt, die mich yetzo noch mitten im heumonat anfichte.
Sol. Warumb verbannestu denn nit [Rand: Ein stich vff / den legaten.] die kelt?
Caietan. Da lassze mich nach dencken. Du warte deß, so ich dir yetzo beuelhe.
Sol. Ich hette es vor langem gethan, so bedachte ich dastu vil heymlicher ding beginnest, die du nit wöltest, das gemeyn volck der Teütschen von dir sehen. Der halben ich forchte, wo ich klar erschine, vnd die selbigen deine heymlicheiten, den augen der menschen anzeygte, das es dir nit wol außginge.
Caietan. Wie möchtestu mein heymlicheit andern anzeygen, so du die selbst nit weyst.
Sol. So ich die nit weyß? Meynstu ich wisse nit, daz du yetzo künig Carlen verhinderen wilt, daz er nit nach dem willen seines Anherren, [Rand: Nota keyser /Karlen.] zů Römischem künig gewölet werde? Das du dich auch sunst vil vnterwindest, das wo die Teütschen wüsten, thäten sye nit mer darzů, würden sye doch vffs wenigst feyntlich hassen.
[183] Caietan. Lassz sye mich hassen, [Rand: Oderint dum / metuant.] noch dannoch müssen sye mich dar neben förchten.Wiewol ich nit haben wolt, das du solliche ding offenbarest. Thůstu es dar über, so bissz im bann.
Phaeton. Welch einen tyrannen höre ich da.
Caietan. Auch gebiete ich dir, das du pfeil zů richtest, vnnd den Teütschen pestilentz vnnd gehen tott zů schiessest. vff das vil [Rand: Pestilentz in /teutsch land zu / machen.] pfründen vnd geystlicher lehen ledig werden, damit sich pension begeben, gelt geyn Rom gefalle, vnnd auch mir [Rand: Nit genug / pfaffen sterben.] alhie etzwas werde. Dann es seindt yetzo lange zeyt her nit genůg pfaffen im Teütschen land gestorben. Hörestu waz ich dir sage.
Sol. Fleyssiglich.
Caietan. Aber erstlich scheüssz zů denn Bischöffen, das die Pallia gekaufft werdenn. Vnd triff [Rand: Des bapstes / Creaturen new / Cardinel.] die pröbst vnnd reichen prelaten, vff das die newen creaturen des Bapstes zů leben haben. Dann man můssz die ye jrem stand nach bedencken, daz sye nichtes mangelen.
Sol. Sol ich dann pestilentz machen, so ist von nöten das ich ein gewölck einfüre, nebel über die erden sprenge, den lufft betrübe; derhalben ich förchte, daz vngewitter werd dir misszfallen.
Caietan. Am fürnemlichsten wil ich das pestilentz sey, damit pfründen ledig werden. Des lufts halben, den betrübe, so wenig du yemer magst; kanstu es aber nit vmb geen, so thůn das besser, vnd nutzlichst.
Phaeton. O du verflůchter bößwicht. Yetzo erst hör ich wo jn der schůch truckt, was jm wol, vnd was jm übel thůt, was jn traurig, [Rand: Des legaten / gebrechen.] vnnd was jn frölich macht. Ginge es jm mit dem aplas nach seinem willen, so möchte er allerley lufft, kelt, vnd vngewitter leyden. Ich wil jn ansprechen. Höre mich du vnglückhafftiger man: ›Ein hirt sol seine schoff [Rand: Hirten ampt.] weyden, nit ermorden.‹
Caietan. Was sagest du kirchen diep? Was sagest du boßhafftiger fürman? Den ich mit vermaledeyung zertretten[184] vnnd zerknitschen sol, bald yetzo. Woltestu mir meine sachen verhinderen?
Phaeton. Fürwar ob ich kan, wil ich es thůn. Dann warumb wiltu noch ertöten die, von den du on das vff alle weg das gelt dringest?
Caietan. Du vermaledeyeter, du [Rand: Vermaledeyung / des legaten.] übeltäter, du verdampter, ein sün Sathanas, wie darfstu mir widerbellen? Ist vnrecht, das ein hirt seine schoff schirt?
Phaeton. Das er sye schirt, ist nit vnrecht. Dann es thůnd es auch die gůtten hirten, aber die selbigen schinden vnd ertödten die nitt. Das magstu deynem bapst Leo sagen, vnd auch, wo er [Rand: Warnung an / den bapst.] nit vortan mässigere legaten ins Teütsch land schikte, werde er etwa sehen ein zůsamen schwerung der schoff, wider einen vngerechten, vngütigen, vnd blůt dorstigen hirten, vnd sye villeycht auch ein billiche, vnd jnn gebürliche that thůn. Fürwar singen vnd sagen sye schon yetzo von deyner weyß, vnd lassze mich beduncken, sye werden dich lenger nit dulden, ob du schon wägen vol verbannung über das gebürg gegen jnn würdest füren lassen.
Caietan. Du meldest ding, von den man nit reden sol. hyrvmb bissz verbannet. diße straff lege ich dir an vmb deme vnhöfliichen vnversunnen red, die du mir gethan.
Phaeton. So schencke ich dich den Teütschen, die du beraubest, zů einer spötterey, das sye dich mit verspottung, gespey, vnd verlachung [Rand: Stroff uber den / legaten.] von jnn iagen, villeycht auch übel tractiren. Vnd dich der massen halten, das alle nachkommen, ein beyspil von dir nemen. Bissz verspottet. Also wil ich dich gestrafft haben.
Sol. Lassz von dem vnflat. Es ist zeyt, das wir den wagen abwertz byegen, vnd dem abent sternen statt geben. Lassz jn liegen, triegen, stelen, rauben vnnd plönderen, vff sein abentewer.
Phaeton. Der teüfel füre jnn hin. Also treybe ich die pferde zů tal, vnd füre vnß gegen nidergangk.
Ich habs gewagt.
[185] Ich hab eüchs gsagt, ir habts gehört,
[Rand: Teutschen / weyß worden]
wir seind gewesen lang betört,
bitz daz vns doch hatt gott bedacht,
vnd widerumb zů synnen bracht.
Ich weisß nit wie ich kumm ins spil,
[Rand: Was hutten / bewegt.]
Allein ich eins veriehen wil
vnd schweren bey der letsten not,
als warlich müsß mir helffen Gott,
daz mich kein lon noch nutz bewegt,
do ich mich erst zům handel legt.
Vnd bger auch noch des keinen gnyesß.
Allein mir schalckheit thůt verdryesß,
darmit die welt betrogen würt
[Rand: Trügerey der / geystlichen.]
vnd mancher jämerlich verfürt.
So wär es auch on schaden mir,
ob dißer, oder der regir.
[Rand: Bäpstliche / herschung.]
Ob sey der Bapst ein herr der welt,
vnd im das gott hab zůgestelt.
Ob alles, das ein yeder leügt,
mit keiner waren schrifft bezeügt,
für wor mög werden gsehen an.
Allein ich alles hab gethan.
dem vatterland zů nutz vnd gůt.
Die warheit mich bewegen thůt.
[Rand: Warheyt.]
do kan ich nyemer lassen von.
Hab ich des nye entpfangen lon,
ja mer zu schaden kommen binn.
Dann farh vnd not ist mein gewinn.
Das steet nun mer in Gottes handt,
dem alle hertzen seind bekandt
Vnnd ich mein sach nit bergen kan.
Wie wol die weisß auch yederman
[186] [Rand: Huttens sach / offenbar.]
also, das nymants widerspricht,
er habs dann schandtlich vor erdicht.
Als dann ich weisß einn pfaffen frech,
kan ich, ich werds noch an jm rech.
hatt heymlich hinter meinem ruck
[Rand: Hutten / gescholten.]
vff mich gesagt vil böser stuck.
Dran leügt er als ein Curtisan.
so wil ich jn gescholten han.
Doch bin ich hoffen auch der zeyt
(dann gůt, vnd böß, got nimpt vnd geyt)
das ers müsß wider fressen ein,
vnd sprechens als gelogen sein.
Ich wölt auch hören gern den man,
der mich dörfft frölich sehen an,
vnd schelten so auß billicheit.
Hyerrumb ich wart vnd bin bereitt,
[Rand: Was Hutten / wartet.]
zu hören yeden, was er sag,
damit die warheit komm an tag.
Dann sölt ich andern sagen war,
vnd mögen selbs nit hören gar
der gleichen auch, so wär ich werd,
das mich nit lenger trüg die erd.
Die warheit müsß herfür, zů gůt
dem vatterland, das ist mein můt.
[Rand: Hutten mag / warheit hören.]
Kein ander vrsach ist noch grund,
drumb ich hab aufgethan den mund,
vnd mich gesätzt in armuts not
Das weysß von mir der ewig gott.
Der helff mir bey der warheit sach,
laß gehen auß seine götlich rach,
[Rand: Huttens beryeff.]
da mit der böß nit triumphir.
Vnd das auch werd vergolten mir,
ob ich villeycht on fůg, vnd glimpf,
hett gfangen an ein solchen schimpf,
der nyemant grössern schaden bringt
dann mir, als noch die sach gelingt,
dohin mich gott, vnd warheit dringt.
Ich habs gewagt.
[187]
M. Luther Vlr. von Hutten
Warheit die ich red Vmb Warheit ich ficht,
kauff des neyd an mich. niemant mich abricht,
Gott geb mir den lon, es brech, oder gang,
hab ichs falsch gethon. gots geist mich bezwang.
Laeta Libertas[188]
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