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[133] Hofrath von Fernau. Jakob.
JAKOB schläft in einem Lehnstuhle. Das Nachtlicht brennt noch.
HOFRATH tritt ein. Er sieht sich um, geht nach der Seite, bleibt vor der Thür unentschlossen stehen, kehrt zurück, will wieder gehen, sinnt nach, geht darauf zu Jakob, dem er auf die Schulter klopft. Jakob! Jakob! hört Er nicht? – he!
JAKOB springt auf. Ihr Gnaden –
HOFRATH. Sei Er so gut und –
JAKOB halb wach. Wollen Sie zu Bett gehen? – Den Augenblick – Greift nach dem Nachtlichte.
HOFRATH. Es ist ja heller Tag, mein Freund!
JAKOB. So? Ist es schon. Hm – Sieht den Hofrath an. Ja so! –
HOFRATH. Komme Er doch zu sich.
JAKOB. Verzeihen Sie, ich dachte, es wäre mein Herr. Ich habe lange bei dem Herrn von Posert auf ihn warten müssen – bin spät nach Hause gekommen, und – Reibt sich die Augen. wenn man in meinen Jahren ist – – Wie viel Uhr ist es denn?
HOFRATH. Sieben vorbei.
JAKOB. Hm, hm! Löscht das Licht aus.
HOFRATH. Sein Herr ist wieder beim Spiel?[133]
JAKOB. Das weiß Gott! Wo wär' er sonst –
HOFRATH. Die arme Frau!
JAKOB. Ja, ja! Arm sind wir geworden, das weiß die ganze Welt. Es hat ja so mancher treulich geholfen, daß der alte Onkel seine Hand abziehen mußte! – Es ist kein Wunder, daß die Desperation meinen Herrn zu wunderlichen Dingen treibt.
HOFRATH. Indeß – gebe Er der gnädigen Frau diesen Brief. Gibt ihm den Brief.
JAKOB. Herr Hofrath –
HOFRATH. Was ist's? –
JAKOB. Nehmen Sie mir den Brief wieder ab. Sein Sie so gut.
HOFRATH. Weshalb?
JAKOB. Es ist Geld darin – und – und – nehmen Sie ihn wieder.
HOFRATH. Was denkt Er von mir?
JAKOB. Daß mein Herr sonst von dem Geheimenrath als Sohn und Erbe angesehen wurde, daß er jetzt verstoßen ist –
HOFRATH. Daran ist seine Heirath schuld.
JAKOB. Daß Sie jetzt für Sohn und Erbe dort passiren, daß – was weiß ich's – aber ich meine, es wäre nicht recht von mir, wenn ich von Ihnen einen Brief mit Geld annehmen wollte.
HOFRATH. Wie? Weiß Er denn aber nicht, daß Sein Herr alles verspielt hat? Alles?
JAKOB. Lassen wir jeden das Seine verantworten. Da liegt Ihr Brief. Legt ihn auf den Tisch. So verantworte ich das Meine. Geht ab.[134]
HOFRATH. Daß so ein erbärmlicher Mensch, als Wallenfeld geworden ist, noch einen solchen Freund erhalten kann!