Zwölfter Auftritt.

[153] Voriger. Frau von Wallenfeld.


FRAU VON WALLENFELD. Bist du allein?

HERR VON WALLENFELD. Dein guter Geist ist bei mir, Marie!

FRAU VON WALLENFELD zärtlich. Lieber Fritz! Du hast viel Kummer! Ich begreife es wohl –

HERR VON WALLENFELD nach einer Pause. Glaubst du denn – Marie – sei aufrichtig – hältst du es für möglich, daß ich wieder ein besserer Mensch werde? Manchmal zweifle ich an mir selbst.[153]

FRAU VON WALLENFELD. Ich denke mir dich wie eine unverdorbene Zierath unter vielem Schutt vergraben.

HERR VON WALLENFELD. Tief vergraben! sehr tief! zu tief!

FRAU VON WALLENFELD faßt seine Hand. Nicht doch. Wir wollen aufräumen – Karl und ich. Greift nach den Papieren. Laß mich anfangen. Wie heben wir diese Last?

HERR VON WALLENFELD durchsieht sie, und sagt gepreßt. Ohne des Onkels Hilfe – nie!

FRAU VON WALLENFELD. Wage den Versuch! Die Leute sind ungestüm.

HERR VON WALLENFELD. Ich will zum Onkel gehen. – Aber wovon wollen wir leben?

FRAU VON WALLENFELD. Ich kann arbeiten. Deshalb bin ich unbekümmert.

HERR VON WALLENFELD. Ich nicht. Mich erzog man zum Reichthum.

FRAU VON WALLENFELD. Du hast Anlagen, du bist jung – du kannst noch vieles thun. – Du bist Vater, welch eine Aufforderung für ein gutes Herz!

HERR VON WALLENFELD. Großer Gott! wie wird mir, wenn ich mir eine Zeit als möglich denke, wo Seelenunschuld und Friede wieder unter uns wohnen wird!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 153-154.
Lizenz:
Kategorien: