Zweiter Auftritt.

[156] Geheimerath. Vorige.


GEHEIMERATH in der Thür. Gabrecht!

SEKRETÄR. Excellenz![156]

GEHEIMERATH. Wer ist da?

HOFRATH. Teuerster Onkel –

GEHEIMERATH kommt. Ah! der gute Fernau. – Embrassez moi!

HOFRATH. Ihr Wohlbefinden, gnädiger Herr Onkel, ist mein erster Gedanke.

GEHEIMERATH zum Sekretär. Ist ein guter Mensch.

SEKRETÄR. O – was für ein Gemüth!

HOFRATH. Erlauben Sie mir, Ihnen etwas von den neuesten Musikalien vorzulegen. Ein Adagio –

GEHEIMERATH. Von wem?

HOFRATH. Der Komponist bittet um Nachsicht.

GEHEIMERATH. Selbst verfaßt?

HOFRATH. Eine Empfindung des Danks für den besten Onkel.

GEHEIMERATH. Ich acceptire es. Wie geht es mit der Comtesse?

HOFRATH. Wenn der Herr Onkel erlauben – so erhalte ich unter Ihrem Segen heute das Jawort der Gräfin.

GEHEIMERATH. Gott Lob! – Soll hier geschehen, bei mir.

HOFRATH küßt seine Hand. Mein Vater!

GEHEIMERATH. Sollt bei mir wohnen. – Gabrecht!

SEKRETÄR. Excellenz!

GEHEIMERATH. Große Galla heute Abend.

HOFRATH. Nun bin ich so glücklich wie möglich. Aber mein armer Vetter!

GEHEIMERATH. Wallenfeld? – Schlechtes Sujet.

HOFRATH. Seine Armuth! – Ich habe der armen Person, seiner Frau – nach meinen Kräften ein Almosen gegeben – Wenn der Herr Onkel noch etwas – –[157]

GEHEIMERATH. Nichts! War mein Erbe, sollte mit der Comtesse meinem Hause ein Lüstre geben; – hat ein Bürgerding genommen; ist ein liederlicher Spieler –

SEKRETÄR. Ja leider! und schickt alle Schuldner zum gnädigen Herrn Onkel –

GEHEIMERATH. Brutalisirt mich!

SEKRETÄR. Und das Pasquill, das neulich gegen unsern besten Herrn an das Haus geklebt war, soll von ihm sein.

GEHEIMERATH. Ah le traitre!

SEKRETÄR. Ich bin gewiß der Mann nicht, der jemand schaden will; aber das Devoir gegen meinen hohen Wohlthäter geht über alles.

GEHEIMERATH. Vetter, Er muß meinen Namen annehmen. Ich adoptire Ihn –

HOFRATH kniet nieder und küßt seine Hand. Der Himmel verlängere Ihre Jahre, damit ich Sie noch lange, lange meinen Vater nennen kann!

GEHEIMERATH. Jetzt bringe Er der Comtesse meinen Gruß. – Es soll ein Bouquet nachkommen.

HOFRATH. Der Himmel verleihe mir ein Herz wie das Ihrige! Geht ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 156-158.
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