Sechster Auftritt.

[136] Vorige. Rath Greif von der Mittelthüre, aus dem Vorzimmer herein.


GREIF. Guten Morgen, guten Morgen, Ludwig! Guten Morgen, ehrlicher Jakob!

JAKOB. Wieder so viel.

LUDWIG. Danke.

GREIF. Sind denn die Herren Grafen auch wohl? – O ja! – vermuthlich – ganz gewiß! – Brav so – brav! – Gott erhalte unsre gnädige Herrschaft! – Sollten die Bauern etwa schon da gewesen sein?

JAKOB. Nein!

LUDWIG. Die Bauern?

GREIF. Ein Tumultchen – ein ganz kleines Tumultchen! – gar nicht important – Desperation vom Sonntagsrausch! – Aber laßt sie nicht vor. Ludwig – meld' Er mich bei Seinem Herrn! Nehm' Er ihm doch auch die Chronik mit – Er will sie lesen.

LUDWIG geht.

GREIF. Ludwig! Sag' Er ihm, ich hätte viel mit ihm zu sprechen. – Und die Chronik geb' Er ihm gleich! –

LUDWIG geht ab.

GREIF zu Jakob. Laß Er die Bauern ja nicht vor. Es macht dem Herrn nur eine unnöthige Alteration! Hört Er – theure Seele! –

JAKOB. Es ist mit den armen Teufeln auf's höchste gekommen! – Wirklich haben sie ihr Elend dem Erbherrn geklagt.

GREIF zerstreut. Dem Erbherrn? – dem Grafen Bardenrode?[137] – Hm! ein recht lieber Herr, der Erbherr! Gott erhalte ihn!

LUDWIG kommt zurück. Sie möchten nur zum Herrn Grafen Hyazinth gehen. Se. Excellenz wollen alles, wie es der alte Herr befiehlt. – Jetzt wollen Sie in der Chronik lesen.

GREIF. Der liebe Herr! Wie brüderlich! – So recht aus den guten, alten Zeiten! – Alle drei Herren Grafen – gute Menschen, die wahren Engel! – Ich will zum Herrn Grafen Hyazinth gehen, liebe Herzen! Er geht in Hyazinth's Zimmer.

JAKOB. Der hat einen Diebskniff im Schilde! Laß deinen Herrn diesmal lesen, was er unterschreibt.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 136-138.
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