Dritter Auftritt.

[189] Vorige. Rath Greif.


GREIF. Ihre Excellenz haben allermildest mir durch Herrn Figaro –

HYAZINTH. Ja, wir nehmen das Kapital.

GREIF. Höchst gnädig! Wirklich ist es mein sauer, sehr sauer er –

HYAZINTH kalt und laut. Wo hat man denn das Geld?

GREIF ängstlich. Herr Figaro sagt mir, daß – Dieselben – da doch unsre Tage in Gottes Hand stehen – wegen meiner armen Würme von Kindern – eine – eine éclatante Sicherheit, für meine blutarmen Nachkommen –

HYAZINTH gibt ihm ein Papier. Man lese die Versicherung.

GREIF. Ach, Höchstdieselben haben gar selbst geschrieben!

HYAZINTH. Wir wollen die Sache nicht in Jedermanns Munde haben.

GREIF sehr ernst. Keine Silbe über meinen Mund. Liest. Mit gnädigster Erlaubniß will ich den Eingang übergehen. – »Und geben als Pfandschaft, Sicherheit und Verbürgung, den – Erblaßt. von Ariel zu heben – den gewiß versprochenen Familienschatz.« Er sieht starr in den Boden.

FIGARO lacht.

HYAZINTH. Nun, zähle Er auf.

FIGARO rüttelt ihn auf. Ich helfe.

GREIF halb laut. Daß Gott erbarme!

HYAZINTH freundlich. Was meint Er?

GREIF. O – ich – sinne nach –

HYAZINTH. Worauf?

GREIF die Hände ringend. Hm! – Ariel – Herr Figaro! Ariel?[190]

FIGARO. Ist ein sehr berühmter Geist.

HYAZINTH. Das weiß Greif wohl. – Wie oft hat er mit mir vor Ariel gezittert!

GREIF. Ich zittre wirklich jetzt. – Herr Figaro! –

FIGARO. O Sie, der Sie den Herrn Grafen oft in himmlische Entzückungen durch Geister setzen – wie sind Sie zu beneiden! Denn um die Zeit, wo Ihnen Ariel erscheint – sind auch mit uns ganz andere Dinge vorgegangen.

HYAZINTH mystisch. Ganz andere Dinge.

GREIF schlägt die Hände zusammen. Heilsamere, das glaub' ich gerne. Allein – der Ariel – ist so nicht – ach – wie soll ich, bei der Ehrfurcht, die ich für ihn fühle, mich recht ausdrücken? – ist so – nicht responsable – Die Fonds, auf die der Ariel anweisen darf – sind –

HYAZINTH. Tief in der Erde von meinen Ahnherren einst verborgene Schätze.

GREIF. Könnten nicht die hohen Anverwandten mir es ungleich deuten, so alter – alter Schätze mich theilhaft gemacht zu haben? Wenn Sie deshalb beliebten, auf das – was Dero liebe Ahnen – so – in solidis – allhier zurück zu lassen hoch geruhten – mir eine feste Weisung –

HYAZINTH. Greif, man zeige sich nicht widerspenstig.

GREIF. Nicht im geringsten – Allein die Schwäche der menschlichen Vernunft – und väterliche Zärtlichkeit – die quälen mich bei dem Gedanken – zwanzigtausend bare Thaler – auf Geister und unterirdische Deposita – so – so – Er trocknet sich den Schweiß ab. Herr Figaro –

FIGARO. Ja, ja! – Ich muß als Zeuge mich hier unterschreiben. Er reißt ihm das Papier weg und schreibt. Auf's Wort von Ariel – von Ihro Excellenz – und zehn Prozent.[191]

GREIF. So eben fällt mir bei – Herr Willner hat in wichtigen Geschäften vorzutragen. Er öffnet die Mittelthüre.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 189-192.
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