Fünfter Auftritt.

[196] Rath Greif. Willner.


GREIF. Wer Teufel führte Sie denn her?

WILLNER. Der warme Eifer für –

GREIF. Ach kalter Herr Inspektor – das war bestellt.

WIENER. Mein Herr, die wenigsten der Unterthanen können lesen.

GREIF. Um desto besser.

WILLNER. Schreiben – fast gar keine.

GREIF. Die werden ihr Glück recht sicher machen. A propos vom Schreiben – geben Sie mir das Geld zurück, ich will Sie steinreich machen. Ich schaffe Ihnen die Konzession, nachzudrucken was Sie wollen.

WILLNER. Ich stehle niemandes Eigenthum.

GREIF. Herr, die ersten Werke der Welt, auf Löschpapier gedruckt, den Bogen Einen Pfennig – in acht Jahren kaufen Sie die Grafschaft. Sie können ein Schild aushängen –

WILLNER. Es ist Betrug.

GREIF. Sie können Privilegia darüber bekommen; Sie können dem Staate sehr wichtig werden. Die Autoren mögen schreien und hungern, Sie werden geschützt.

WILLNER. Eine schreiende Ungerechtigkeit, die –

GREIF. Die Eurer ehrwürdigen Zunft beweiset, daß man sie für gar nichts achtet. Ein Privilegium gegen den[196] Nachdruck wird gerade so viel geachtet, wie ein Verbot gegen das Gassenbetteln. Also –

WILLNER. Weil es denn gar so mancherlei Begriffe von Pflicht und Recht gibt, daß auch Diebstahl zu Recht werden kann, so –


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 196-197.
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