[257] Graf Hyazinth. Baronesse.
HYAZINTH etwas ernst. En vérité! Madame –
BARONESSE zornig. Monseigneur! – sein Sie auf Ihrer Hut! – auf Ihrer Hut! – mehr sage ich nicht.
HYAZINTH kalt. Wozu den Sturm? – Sind Ihre Forderungen doch garantirt!
BARONESSE. Garantirt? – Durch ein Papier – wenn's wäre! Das Papier macht also meine Wohlthat? – O Undank! – horribler Undank! – Garantirt? – Macht das die Herren so trotzig? – Ich weiß von keiner Garantie.
HYAZINTH. Der Graf von Bardenrode hat –
BARONESSE. Nichts garantirt – nichts, nichts, Herr Graf! –
HYAZINTH. Wenn Sie mich nur zu Worte kommen ließen. – Ich kapire Sie wahrlich nicht, ma chère!
BARONESSE. Hüten Sie sich, daß ich mich bei den höchsten Reichsgerichten nicht verständlich mache – daß ich den Druck des Volkes – das Elend dieser armen Unterthanen dort nicht verständlich mache.
HYAZINTH erschrocken. Mon Dieu!
BARONESSE. Daß ich nicht auf die Seite des Volkes, des Agnaten trete, Herr Vetter! – Hüten Sie sich davor! – daß ich Herrn Greif – die Kreatur von heute – dort nicht entlarve.
HYAZINTH. Greif? – Er, der so tendre Bande – zwischen mir und Ihnen –[257]
BARONESSE. Zerrissen –
HYAZINTH. Gestiftet –
BARONESSE. Zerrissen – zerrissen hat! – muß fort, und sein Diplom kassirt –
HYAZINTH. Mein Himmel! – Sie alteriren mich –
BARONESSE in höchster Extase. Graf, Graf! – Wenn Sie auf Ruhe, jetzt und künftig – hie und dort – auf mich – mein Geld, und meine Liebe – auf Trost in Ihrer letzten Stunde Anspruch machen – so unterzeichnen Sie den Verhaftsbefehl, den ich im Nothfall gegen Greif gebrauchen will. – Nicht einen Augenblick Verzug!
HYAZINTH. Verhaft, ma chère? – Wie? – Verhaft?
BARONESSE. Wo nicht, so zieh' ich fort mit meiner Tochter, und trete auf die Seite des Agnaten. – Herr Vetter! –
HYAZINTH ängstlich. Eh bien! –
BARONESSE gibt ihm das Papier.
HYAZINTH unterschreibt.
BARONESSE. Dann haben der Herr Bruder den Willner zum Rath in Dero Diensten – doch ohne Sold ernannt. Einem Manne, der doch so wesentlich der Menschheit dient, nicht einmal Sold? – Das wäre ja, wenn die Unterthanen klagen, ein Dokument zu unserm Nachtheil! – Hier unterzeichnen Sie: vier hundert Gulden, und zwölf Malter Korn.
HYAZINTH. – Inseratur dem Patent, daß derselbige dafür gehalten sei, an Zeremonientafeln das Tischgebet auch zu verrichten. Er unterschreibt. Allein, nun bitte ich, mich anzuhören. –
BARONESSE. Hernach – hernach! – Ich habe jetzt wichtige Geschäfte. – Bleiben Sie mir treu, und denken bei allem, was ich Ihnen rathe, daß in mir das Blut der Boga schlage.[258]
HYAZINTH. Madame! – zu dem Estime und der Verwandtschaft kommt heute noch eine sehr tendre liaison. Erhalten Sie mir Ihre Protection. Geht ab.
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