[342] Oberst Schepelew. Offiziere. Vorige.
SCHEPELEW zu seinen Offizieren.
Dort glänzen Moskaus Lichter. – Noch einmal:
Tut für Alexis nur die Hälfte dessen,
Was ihr für Petern tatet, dann sind wir
Die ersten Leute Rußlands. Dolgoruki
Hat beide Taschen voll von Stell'n und Orden.
PETER.
Hier kommen ja die Arme, die mir helfen.
GORDON.
'S ist Schepelew.
MENZIKOF.
Im Sold des Dolgoruki.
Die Garnison von Twer ist auf dem Marsch,
Verführt, bestochen, ins Komplott gezogen.
Herr, rette dich.
PETER.
Das will ich.
Er tritt auf Schepelew und die Offiziere zu.
Guten Abend
Kam'raden!
MENZIKOF.
Schwärmt er?
SCHEPELEW.
Wer begrüßt mich da?
Er erkennt den Zar und fährt zurück.
Alle gute Geister!
PETER lächelnd.
Laß die Geister ruhn![343]
Noch sprach ich nicht mit Alexander Newski,
Iwan Wasiliewitsch und Wladimir.
Man hat mich totgesagt, ich bin lebendig.
Ein Mißverständnis! Nun, das fügt sich wohl
Bei weiten Land- und Meeresfahrten. Oberst,
Habt Ihr die Truppen bei Euch?
SCHEPELEW.
Ha! Mein Gott ...
Welch ein Ereignis!
Zu den Offizieren.
Meine Herrn ... Was ist ...
Was ist dabei zu machen? Ratet mir.
PETER.
Ob Ihr die Truppen bei Euch habt? ... Herr Oberst,
Red' ich nicht laut genug?
SCHEPELEW.
Ob ich die Truppen ...
Zu Gnaden ... Nein ... Ei wie – wie sollt' ich nur ...
Ich stehe ja in Twer ... Indessen aber –
Ja freilich ... freilich ... Sozusagen, hab' ich
Die Truppen hier ... von Twer, drei Regimenter.
PETER.
Ihr seid ein wackrer Mann, der auf die Stunde
Erscheint, wenn man ihn braucht. Wir werden Eurer
Bei paßlicher Gelegenheit gedenken.
Gordon!
GORDON.
Mein Zar?
PETER.
Du nimmst die Grenadiere,
Besetzst des Kremlins innerste Gemächer.
Wann kannst du dort sein?[344]
GORDON.
Schlag zwölf Uhr, mein Fürst.
PETER.
Punkt zwölf bin ich im Kreml. Laß mich nicht warten!
Du ziehst die Straß', ich reite auf dem Fußsteig.
Geheim schleichst du dich ein. Es soll kein Lärm
Die Zahl der Schuld'gen mehren. – Ans Geschäft!
GORDON geht zu Schepelew.
Oberst, laßt Aufbruch trommeln.
SCHEPELEW.
Selbst befehl es! –
Er tritt zum Zaren.
Ich bin nicht würdig dessen mehr. Hier ist
Mein Degen, Majestät. Ich kam in andrer,
In schlimmer Absicht her.
PETER.
Behalt't den Degen!
Die Absicht gilt mir gleich, wenn Ihr gehorcht.
Gehorcht dem Oberst Gordon.
GORDON.
Kommt mit mir!
Der Himmel wechselt schnell bei Wind und Wetter;
Wollt Ihr beständ'ger sein? Marschieren wir,
Ihr notgedrungner Vaterlandserretter!
Gordon, Schepelew, die Offiziere ab. Gleich darauf hinter der Szene Trommeln, deren Schall sich nach und nach entfernt.
Ausgewählte Ausgaben von
Alexis
|
Buchempfehlung
Das chinesische Lebensbuch über das Geheimnis der Goldenen Blüte wird seit dem achten Jahrhundert mündlich überliefert. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Richard Wilhelm.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro