Biographie

Friedrich Heinrich Jacobi (Kopie von Karl Wingender nach einem Gemälde unbekannter Herkunft)
Friedrich Heinrich Jacobi (Kopie von Karl Wingender nach einem Gemälde unbekannter Herkunft)

1743

25. Januar: Friedrich Heinrich Jacobi wird in Düsseldorf als Sohn des Fabrikanten und Kaufmanns Johann Conrad Jacobi und seiner Frau Johanna Maria, geb. Fahlmer, geboren. Er ist der jüngere Bruder des Schriftstellers und Übersetzers Johann Georg Jacobi.

1759

Kaufmannslehre in Frankfurt am Main und Genf (bis 1762).

In Genf betreibt Jacobi bei dem Mathematiker Georges-Louis Le Sage außer Wirtschaftstheorie auch philosophische Studien und wird mit den Ideen von Voltaire und Rousseau bekannt. Er beschäftigt sich autodidaktisch mit den Schriften von Benedict Spinoza, Gottfried Wilhelm Leibniz, Charles Bonnet und des jungen Immanuel Kant.

1764

Jacobi kehrt nach Düsseldorf zurück und übernimmt das väterliche Geschäft.

26. Juli: Heirat mit Helene Elisabeth Clermont, der Tochter einer vermögenden Aachener Tuchmacherfamilie.

Die durch die Heirat erworbene finanzielle Sicherheit erlaubt es Jacobi, sein Dasein als Kaufmann zu beenden und sich ganz seinen schriftstellerischen Plänen zu widmen.

1765

Jacobi wird als einziges bürgerliches Mitglied unter adligen Freimaurern zum Schatzmeister der Loge »La Parfaite Amitié« in Düsseldorf ernannt.

Geburt des Sohnes Johann Friedrich.

1767

Geburt der Tochter Johanne Juliane Marie, die nur fünf Tage lebt.

1768

Geburt des Sohnes Georg Arnold.

1769

Geburt der Tochter Wilhelmine Gleminde Juliane, die nur ein Jahr alt wird.

1770

Beginn der Korrespondenz und Freundschaft mit Christoph Martin Wieland.

Jacobi beginnt einen lebhaften Briefwechsel mit bedeutenden Zeitgenossen, u.a. mit Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder, Sophie La Roche, Matthias Claudius.

1771

Geburt des Sohnes Carl Maximilian, der nur ein Jahr alt wird.

1772

Bekannt durch seine wirtschaftspolitischen Abhandlungen, wird Jacobi zum kurfürstlichen Hofkammerrat bei der jülisch-bergischen Hofkammer und zum Leiter des Zollwesens ernannt.

Sein Landsitz in Pempelfort bei Düsseldorf wird in den folgenden Jahren zum Treffpunkt bedeutender Zeitgenossen.

Mit Wieland entwickelt Jacobi den Plan zur Herausgabe einer deutschen Zeitschrift nach Vorbild des »Mercure de France«. Aus dem Projekt geht im folgenden Jahr Wielands »Teutscher Merkur« hervor.

1773

Geburt des Sohnes Franz Theodor, der nur ein Jahr alt wird.

Jacobi befördert nach Kräften das Erscheinen von Wielands »Teutschem Merkur«. Seine frühen Rezensionen und Abhandlungen erscheinen in dem rasch an Bedeutung gewinnenden Periodikum, für das er ständig neue Autoren zu gewinnen sucht.

1774

22. Juli: Die erste persönliche Begegnung mit Goethe ist der Beginn einer innigen, enthusiastischen und für beide Seiten anregenden Freundschaft, die jedoch von kurzer Dauer ist.

1775

26. Januar: In Anerkennung seiner Verdienste um das Zollwesen in Jülisch-Berg wird Jacobi zum Zollkommissar ernannt und mit der Revision und Reform des Landzolls beauftragt.

Sein philosophischer Briefroman »Aus Eduard Allwills Papieren« erscheint zuerst anonym in der Zeitschrift »Iris«. Das Gerücht entsteht, Goethe sei der Autor der 21 Briefe verschiedener Personen, zu sehr erinnern sie an den im gleichen Jahr erschienenen Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers«. Die Figur des Allwill trägt Züge von Goethe.

Geburt des Sohnes Carl Wigand Maximilian.

1776

Die Fortsetzung von »Eduard Allwills Papiere« erscheint im »Teutschen Merkur«.

1777

Mai bis Dezember: Der philosophisch-psychologische Roman »Freundschaft und Liebe. Eine wahre Geschichte, von dem Herausgeber von Eduard Allwills Papieren« erscheint im »Teutschen Merkur« als Fragment. Erst im Laufe von Jahren gewinnt die fiktive Prosa, in die Briefe eingestreut sind, ihre endgültige Gestalt (später unter dem Titel »Woldemar«).

Geburt der Tochter Clara Franziska.

Zwei von Jacobis Söhnen weilen längere Zeit im Hause von Matthias Claudius zur Erziehung und Ausbildung.

1779

Aufenthalt in München.

Ernennung zum Geheimen Rat und Ministerialreferenten für das pfalzbayerische Zoll- und Handelswesen in München.

Jacobi macht Vorschläge zur Reform des Zollwesens und zur Abschaffung der Leibeigenschaft, kann sich jedoch nur teilweise durchsetzen.

Der Roman »Woldemar, eine Seltenheit aus der Naturgeschichte. Erster Band« erscheint anonym.

April-Mai: Im »Deutschen Museum« erscheint die Fortsetzung »Ein Stück Philosophie des Lebens und der Menschheit. Aus dem zweyten Bande von Woldemar«.

Goethe, an dessen Urteil Jacobi besonders gelegen ist, reagiert auf das Erscheinen des »Woldemar«-Romans spektakulär: Im Ettersburger Park nagelt er ein Exemplar des Romans an einen Baum. Außerdem schreibt er eine Parodie des Romanschlusses, die Herzogin Anna Amalia gegen Goethes Willen in den Druck gibt. Das Verhältnis zwischen Jacobi und Goethe bleibt fortan getrübt.

Jahresende: Nachdem Jacobi in München in Ungnade gefallen ist, kehrt er nach Düsseldorf zurück.

1780

Besuch bei Gotthold Ephraim Lessing in Wolfenbüttel: Gespräch über Goethes »Prometheus«-Gedicht. Lessing bekennt sich zum Spinozismus.

Reise nach Hamburg, Besuch bei Friedrich Gottlieb Klopstock und Hermann Samuel Reimarus.

Erneutes Zusammentreffen mit Lessing in Braunschweig.

1781

»Vermischte Schriften von Friedrich Heinrich Jacobi. Erster Theil«. In der Ausgabe ist eine Bearbeitung des »Woldemar«-Romans unter dem Titel »Der Kunstgarten« enthalten.

1782

»Etwas das Leßing gesagt hat. Ein Commentar zu den Reisen der Päpste nebst Betrachtungen von einem Dritten« erscheint anonym.

1784

9. Februar: Tod der Ehefrau.

Jacobi lebt mit seinen vier Kindern, betreut von zwei Schwestern, auf dem ihm von seinem Vater überlassenen ausgedehnten Landgut Pempelford bei Düsseldorf.

Der Familienlandsitz wird geselliger Treffpunkt bedeutender Zeitgenossen. Hier verkehren Johann Jakob Wilhelm Heinse, Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Denis Diderot, Johann Wolfgang von Goethe, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Georg Forster, Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar, Friedrich Leopold Graf Stolberg, die Fürstin Gallitzin u.a.

Reise nach Weimar.

1785

»Über die Lehre des Spinoza in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn«. Der später als »Pantheismusstreit« bezeichnete Disput leitet in Deutschland eine Spinoza-Renaissance ein.

Mendelssohn verfaßt eine Gegenschrift »An die Freunde Lessings«, die er noch am Silvesterabend in die Druckerei bringt. Dabei zieht er sich eine Erkältung zu und stirbt wenige Tage später, was zu einer dramatischen Zuspitzung der Spinoza-Diskussion führt.

1786

»Wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe über die Lehre Spinozas«

Reise nach London.

1789

»Über die Lehre des Spinoza« (zweite, vermehrte Auflage).

1792

»Eduard Allwills Briefsammlung ... mit einer Zugabe von eigenen Briefen«.

1794

Flucht vor den französischen Truppen nach Holstein.

Winter: Jacobi bei Friedrich Leopold Graf zu Stolberg in Eutin (bis 1796).

Eine umgearbeitete Fassung des »Woldemar«-Romans erscheint in Königsberg unter dem Titel »Woldemar. Erster und Zweyter Theil«, die Goethe gewidmet ist. Jacobis ursprüngliche Absicht, eine philosophisch begründete Ethik als Grundlage von Liebe und Freundschaft im Roman zu entwickeln, scheint erst mit dieser Bearbeitung erreicht.

1795

Französische Ausgabe des »Woldemar«.

1796

Jacobi lebt bei Matthias Claudius in Wandsbeck.

Friedrich Schlegel gebraucht in seiner Rezension des »Woldemar«-Romans den Begriff der »Friedrich-Heinrich-Jacobiheit« für die im Roman gesehene Haltung »vollendeter Seelenschwelgerei«.

1797

Jacobi läßt sich endgültig in Eutin nieder.

Niederländische Ausgabe des »Woldemar«.

Auseinandersetzung mit den philosophischen Auffassungen Johann Gottlieb Fichtes.

1799

»Jacobi an Fichte«.

»Ueber die Unzertrennlichkeit des Begriffes Freyheit und Vorsehung von dem Begriffe der Vernunft«.

1801

Aufenthalt in Paris (bis 1802).

1805

Sommer: Umzug nach München.

Aufnahme in die Bayerische Akademie der Wissenschaften, Mitglied der philosophischen Klasse, Professor der Philosophie (bis 1812).

1807

Berufung zum Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Eröffnungsrede »Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck«.

1811

Eine Auseinandersetzung mit Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling in Jacobis Abhandlung »Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung« hat den endgültigen Bruch mit Goethe, eine heftige Polemik Schellings und ein Jahr später die Absetzung Jacobis als Akademiepräsident zur Folge.

1812

18. September: Jacobi tritt als Präsident der Akademie zurück und wird in den Ruhestand versetzt.

Er arbeitet fortan an der Gesamtausgabe seiner Werke.

»Friedrich Heinrich Jacobi's Werke« (6 Bände bis 1825).

1813

Verleihung des bayerischen Personaladels-Titels (Friedrich Heinrich Ritter von Jacobi).

1819

10. März: Jacobi stirbt in München.

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