|
1883 | 3. Juli: Franz Kafka wird in Prag als ältestes von sechs Kindern des jüdischen Galanteriewarenhändlers Herrmann Kafka und seiner Frau Julie, geb. Löwy, geboren. |
1889 | Eintritt in die Volksschule (Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt). Geburt der Schwester Elli. |
1890 | Geburt der Schwester Valli. |
1892 | Geburt der Schwester Ottla. |
1893 | Kafka besucht das Staats-Gymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in der Prager Altstadt. |
1898 | Kafka tritt dem Verein »Freie Schule« bei, der gegen klerikale Einflüsse in der Schule gerichtet ist. |
1899 | Kafka liest die populärphilosophische Schrift »Die Welträtsel« des Philosophen und Zoologen Ernst Haeckel und beschäftigt sich mit den Schriften von Charles Darwin. Bekanntschaft mit Emil Felix Pribram, Hugo Bergmann und Emil Utitz, Freundschaft mit Oskar Pollak. |
1900 | Kafka abonniert die von Ferdinand Avenarius herausgegebene Zeitschrift »Kunstwart – Die Halbmonatsschau über Dichtung, Theater, Musik, bildende und angewandte Künste«. Lektüre der Schriften Friedrich Nietzsches. Sommer: Aufenthalt in Roztok. |
1901 | Kafka legt in Prag die Abiturprüfungen ab. Sommer: Aufenthalt auf Norderney und Helgoland. Oktober: Kafka immatrikuliert sich gemeinsam mit Oskar Pollak und Hugo Bergmann an der »Deutschen k. k. Carl-Ferdinand-Universität« in Prag zunächst zum Chemiestudium. Bereits zwei Wochen später wechselt er das Studienfach und schreibt sich für Jura ein. |
1902 | Im Sommersemester besucht Kafka Vorlesungen in Germanistik und Kunstgeschichte sowie in Philosophie bei dem Brentano-Schüler Anton Marty. Kafka beschäftigt sich mit der Lehre Franz Brentanos und nimmt regelmäßig an Zusammenkünften der Brentanisten teil (bis Anfang 1906). Bei einem Aufenthalt in München faßt Kafka den Plan, dort Germanistik zu studieren. Im Wintersemester setzt er sein Jurastudium in Prag fort. Beginn der Freundschaft mit Max Brod, Bekanntschaft mit Berta Fanta und Felix Weltsch. |
1903 | Kafka besteht die erste juristische Staatsprüfung. Kuraufenthalt in Sachsen und Südböhmen. |
1904 | Kafka arbeitet an der ersten erhaltenen Erzählung »Beschreibung eines Kampfes«. |
1905 | Regelmäßige Zusammenkünfte mit Max Brod, Felix Weltsch und Oskar Baum, die aus ihren Schriften vorlesen; Kafka liest erst ab 1910 gelegentlich Proben aus seinen Manuskripten. Sommeraufenthalt im Sanatorium Zuckmantel in Schlesien. |
1906 | April: Kafka besteht die letzte Staatsprüfung. Er tritt als Concipient in die Advokatur des Onkels Richard Löwy ein. Juni: Kafka wird zum Doktor der Rechte promoviert. Sommeraufenthalt im Sanatorium Zuckmantel in Schlesien. Oktober: Beginn des einjährigen Referendariats beim Landgericht, später beim Strafgericht. |
1907 | Aufenthalt bei seinem Onkel in Triesch. Kafka arbeitet aushilfsweise bei der Triester Versicherungsgesellschaft. Er tritt seine erste Stellung als Jurist der »Assicurazioni Generali« an. |
1908 | Februar-Mai: Besuch des Kurses für Arbeiter-Versicherung an der Prager Handelsakademie. Juli: Kafka kündigt bei der »Assicurazioni Generali« und tritt seine neue Stelle bei der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« an, die er auf Vermittlung des Vaters von Emil Felix Pribram erhalten hat. Die Zeitschrift »Hyperion« druckt acht Prosastücke Kafkas (»Die Bäume«, »Kleider«, »Die Abweisung«, »Der Kaufmann«, »Zerstreutes Hinausschaun«, »Der Nachhauseweg«, »Die Vorüberlaufenden« und »Der Fahrgast«). September: Kurzer Aufenthalt im Böhmerwald. |
1909 | Kafka besucht verschiedene politische Veranstaltungen. Sommer: Ferien mit Max und Otto Brod in Riva. Oktober: Er lernt den tschechischen Zeitungsredakteur und Sozialistenführer Michal Mares kennen. |
1910 | Mai: Bei der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« wird Kafka zum Anstaltsconcipisten befördert. Beginn der Tagebuchaufzeichnungen. |
1911 | Kafka unternimmt eine Geschäftsreise nach Friedland und Reichenberg. Die Sommerferien verbringt er mit Max Brod an den oberitalienischen Seen. Aufenthalt im Erlenbacher Sanatorium. |
1912 | Juli: Aufenthalt in Weimar mit Max Brod, später in Jungborn. August: Kafka stellt den Erzählungsband »Betrachtung« zusammen, der im gleichen Jahr erscheint. Begegnung mit Felice Bauer. November: Die Erzählung »Die Verwandlung« entsteht. Kafka beginnt mit der Arbeit an dem Roman »Der Verschollene« (Erstdruck 1927 unter dem Titel »Amerika«). Dezember: In seiner ersten öffentlichen Lesung in Prag trägt Kafka aus seiner Erzählung »Das Urteil« vor (erscheint 1913 in »Arcadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst«). |
1913 | März: Kafka wird bei der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« zum Vizesekretär befördert. April/ Mai: Besuche bei Felice Bauer in Berlin. Die Erzählung »Der Heizer« aus dem Roman »Der Verschollene« erscheint in der Buchreihe »Der jüngste Tag«. September: Aufenthalt in Wien, Venedig und Riva. |
1914 | April: Kafka reist nach Berlin. Juni: Verlobung mit Felice Bauer. Juli: Die Verlobung wird wieder gelöst. Reise an die Ostsee. Kafka beginnt mit der Niederschrift des Romans »Der Prozeß« (1925 gedruckt) und schreibt die Erzählung »In der Strafkolonie« (erscheint 1919). Bekanntschaft mit Grete Bloch. |
1915 | Januar: Wiedersehen mit Felice Bauer. April: Reise nach Ungarn. Sommer: Kafka fährt zur Kur in das Sanatorium Frankenstein bei Rumburg. Carl Sternheim gibt den ihm verliehenen Fontane-Preis an Kafka weiter. Kafkas Erzählung »Die Verwandlung« wird in »Der jüngste Tag« veröffentlicht. |
1916 | Juli: Aufenthalt mit Felice Bauer in Marienbad. November: In München hält Kafka seine zweite öffentliche Lesung ab, er liest »In der Strafkolonie«. Kafka beginnt mit der Niederschrift der Landarzt-Erzählungen (»Ein Landarzt«, »Auf der Galerie«, »Ein Brudermord« und »Das nächste Dorf«). |
1917 | Juli: Zweite Verlobung mit Felice Bauer. September: Kafka erkrankt, es wird eine Lungentuberkulose diagnostiziert. Er siedelt auf den Hof seiner Schwester Ottla nach Zürau in Nordwestböhmen über. »Ein Landarzt« erscheint in dem Almanach »Die neue Dichtung«. Dezember: Die Verlobung mit Felice wird in Prag wieder gelöst. |
1918 | Kafka schreibt die Erzählung »Beim Bau der chinesischen Mauer« (als Fragment 1931 gedruckt). Sommeraufenthalt in Prag. Herbst: Aufenthalte in Turnau und Schelesen. Begegnung mit Julie Wohryzek. |
1919 | Kafka kehrt nach Prag zurück. »In der Strafkolonie«. Verlobung mit Julie Wohryzek. November: Rückkehr nach Schelesen. Kafka schreibt seinen »Brief an den Vater« (erscheint 1952). |
1920 | Januar: Die »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« befördert Kafka zum Anstaltssekretär. Begegnung mit Gustav Janouch. April: Kafka reist für drei Monate nach Meran. Beginn des Briefwechsels mit Milena Jesenská, die er in Prag flüchtig kennengelernt hatte. Auf seiner Rückreise nach Prag macht er Station in Wien, wo er Milena trifft. Rückkehr nach Prag. Entlobung mit Julie Wohryzek. Dezember: Aufenthalt im Sanatorium in Matliary (Hohe Tatra). |
1921 | Herbst: Rückkehr nach Prag. Beginn der Freundschaft mit Robert Klopstock. |
1922 | Januar: Aufenthalt in Spindlermühle. Kafka beginnt mit der Arbeit an dem Roman »Das Schloß« (gedruckt 1926). Februar: Er wird bei der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt« zum Obersekretär befördert. Die Erzählung »Ein Hungerkünstler« entsteht und erscheint im gleichen Jahr in der »Neuen Rundschau«. Juni: Wegen fortschreitender Krankheit wird Kafka pensioniert und fährt nach Planá zu seiner Schwester Ottla. Er schreibt die Erzählung »Forschungen eines Hundes« (erscheint 1931 in dem Band »Beim Bau der chinesischen Mauer«). |
1923 | Rückkehr nach Prag. Juli: Aufenthalt in Müritz. Begegnung mit Dora Diamant. Sommer: Kafka besucht Ottla in Schelesen. September: Übersiedlung zu Dora Diamant nach Berlin. Kafka arbeitet an der Niederschrift der Erzählung »Der Bau« (gedruckt 1931 in »Beim Bau der chinesischen Mauer«). |
1924 | März: Rückkehr nach Prag. Er verfaßt die Erzählung »Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse« (erscheint im gleichen Jahr in dem Band »Ein Hungerkünstler«). April: Kafka fährt mit Dora Diamant und Robert Klopstock ins Sanatorium Kierling bei Wien. 3. Juni: Kafka stirbt im Sanatorium. Er wird in Prag beerdigt. |
Buchempfehlung
Kammerspiel in drei Akten. Der Student Arkenholz und der Greis Hummel nehmen an den Gespenstersoirees eines Oberst teil und werden Zeuge und Protagonist brisanter Enthüllungen. Strindberg setzt die verzerrten Traumdimensionen seiner Figuren in steten Konflikt mit szenisch realen Bildern. Fließende Übergänge vom alltäglich Trivialem in absurde Traumebenen entlarven Fiktionen des bürgerlich-aristokratischen Milieus.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro