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1722
1. Dezember (Oktober?): Anna Louisa Dürbach wird auf dem »Hammer« zwischen Züllichau und Krossen in Niederschlesien als Tochter des Wirtshauspächters Christian Dürbach geboren.
1728
Anna Louisa Dürbach lebt bei ihrem Großonkel Martin Fetke in Tirschtiegel bei Posen, bei dem sie lesen und schreiben lernt.
1730 (?)
Tod des Vaters.
1731 (?)
Nach der Wiederverheiratung der Mutter kehrt sie zu ihr zurück und wird Kinderwärterin ihrer Halbbrüder.
Nach dem Umzug der Famile nach Schwiebus arbeitet sie als Rinderhirtin.
1735 (?)
Sie erhält Unterricht in Handarbeiten und ist Magd bei einer Müllersfrau.
Nach dem Tod des Großonkels erbt ihre Großmutter sein Anwesen. Die Familie zieht nach Tirschtiegel.
1737
Tod des Stiefvaters.
Als 15jährige wird sie an den Tuchweber Michael Hiersekorn in Schwiebus verheiratet und muß schwerste körperliche Arbeit leisten. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.
Der Rinderhirte Johann Christoph Grafe vermittelt ihr heimlich Lektürestoff.
1738
Erste Geburtstags- und Neujahrsständchen sowie Trostgesänge entstehen.
1740
»Satire auf die Verfassung von Schlesien während der kaiserlichen Regierung« (Gedicht).
1748 (?)
Hiersekorn läßt sich von ihr scheiden scheiden. Die beiden überlebenden Söhne bleiben beim Vater, ein viertes Kind, mit dem sie schwanger ist, wird enterbt.
Geburt ihres Sohnes Johann Christian Hiersekorn.
1749
Ihre Mutter zwingt sie zur Heirat mit dem trunksüchtigen Schneidergesellen Daniel Karsch. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor. Übersiedlung nach Fraustadt bei Posen.
1754 (?)
21. Juni: Geburt der Tochter Caroline Luise. Zwei weitere Kinder folgen, sterben jedoch schon bald wieder.
1755
Anna Louisa Karsch ernährt sich und die Kinder durch Gelegenheitsgedichte. Lehrer und Pfarrer werden auf sie aufmerksam und ermöglichen ihr die Übersiedlung ins preußische Glogau.
1756
Während des Siebenjährigen Krieges schreibt Anna Louisa Karsch Gesänge auf die Siege Friedrichs II., die als Flugblätter gedruckt werden und ihren Ruhm nach Berlin tragen, wo u.a. Moses Mendelssohn auf ihr Talent hinweist.
1760
Gönner befreien sie von ihrem gewalttätigen Ehemann, indem sie für seine Einziehung zum Militär sorgen.
1761
Januar: Angeregt von ihrem Förderer Rudolf Gotthard Baron von Kottwitz siedelt sie gemeinsam mit ihrer Tochter Caroline nach Berlin über, während sie ihren aus erster Ehe stammenden Sohn Johann Christian zur Erziehung in Schlesien zurückläßt. Freundschaft mit Johann Georg Sulzer und Karl Wilhelm Ramler.
Mai–Juni: Bekanntschaft mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim aus Halberstadt, der sich zu einem Besuch in Berlin aufhält. Gleim nennt sie »die deutsche Sappho«.
September: Reise nach Halberstadt zu Gleim. Anna Louisa Karsch wird dreimal zur Dichterin gekrönt. Ihre entstehende Liebe weist Gleim als Aufdringlichkeit zurück.
Oktober: Langer Aufenthalt in Magdeburg bei ihrem Gönner, dem Kaufmann Heinrich Wilhelm Bachmann. Enge Beziehungen zum Hof der preußischen Königin, Freundschaft mit Herzog Ferdinand von Braunschweig und dem regierenden Reichsgrafen Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode.
1762
Oktober: Rückkehr nach Berlin. Ihr Halbbruder Ernst Wilhelm Hempel besorgt ihren Haushalt, sie kommt für seinen Unterhalt auf.
1763
11. August: Bei einer Audienz sagt ihr Friedrich II. ein Haus und eine Jahrespension zu, hält jedoch sein Versprechen nicht.
Herbst: Rückkehr des Sohnes Johann Christian zu ihr.
Ende: Die von Gleim, Bachmann, Sulzer und Ramler auf Subskriptionsbasis veranstaltete Ausgabe ihrer »Auserlesenen Gedichte« (vordatiert auf 1764) bringt ihr zwar den erhofften materiellen Gewinn (2000 Taler), doch fallen die Urteile der Kritiker überwiegend negativ aus, so daß Anna Louisa Karsch monatelang wie gelähmt ist. Da das Versemachen ihre einzige Möglichkeit zum Broterwerb ist, muß sie weiter schreiben. Bis an ihr Lebensende verfaßt sie zahlreiche Huldigungsgesänge auf Fürsten, Gelegenheitsdichtungen für Nachbarn und Freunde und tritt bei Festen als poetische Unterhalterin auf.
1765
»Kleinigkeiten« (Gedichte).
1771
Störungen im Verhältnis zu Gleim (bis 1773).
1772
»Neue Gedichte«.
1773
Spätsommer: Anna Louisa Karsch weist die Annahme von zwei Talern zurück, die ihr Friedrich II. geschenkt hat.
Wiederholte Pläne, ihre Familie zu verlassen, werden nicht ausgeführt.
1775
Enge Freundschaft mit Karl Friedrich von Bredow. Ihr Wunsch, in seinem Haus in Berlin zu wohnen, geht nicht in Erfüllung.
1778
Mai: Begegnung mit Johann Wolfgang von Goethe in Berlin.
Sie bemüht sich, Geld für den Bau einer Kirche in Tirschtiegel zu sammeln.
1783
Mit Gleim diskutiert sie die Veröffentlichung einer Sammlung von Liedern, die sie 1762/63 verfaßt hat. Der Plan kommt nicht zur Ausführung.
Oktober–November: Aufenthalt in Halberstadt.
1786
Gleim schlägt die Veröffentlichung einer Sammlung ihrer Episteln vor. Auch dieser Plan wird nicht realisiert.
1788
Zunehmende Streitigkeiten mit ihrer Tochter Caroline.
1789
König Friedrich Wilhelm II. von Preußen läßt ihr am Hackeschen Markt ein Haus bauen, was ihr jedoch keine finanziellen Erleichterungen bringt. Ihre letzten Lebensjahre sind überschattet durch Eifersucht und Haß auf ihre ebenfalls als Schriftstellerin tätige Tochter Caroline von Klencke, die ihr den Haushalt führt.
1791
Juli–Ende Septermber: Obwohl sie bereits schwer erkrankt ist, reist sie nach Frankfurt an der Oder, um die Versorgung ihres Enkelsohnes Heinrich Wilhelm Hempel sicherzustellen, der dort Jura studiert.
Anfang Oktober: Rückkehr nach Berlin.
12. Oktober: Anna Louisa Karsch stirbt im Alter von 68 Jahren in Berlin. Im folgenden Jahre veröffentlicht Caroline von Klencke eine umfangreiche Ausgabe ihrer Gedichte.
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