Zwölftes Kapitel
Die Berlocken

[633] »Das haben Sie gut gemacht!« sagte Lucie; »wir andern wollen uns merken, wie nützlich die Demut ist, und wie erhöht wird, wer sich erniedrigt hat! Aber auch mir ist während Ihrer Erzählung ein kleines Lesefrüchtchen aus meinen Büchern eingefallen, das gleichfalls von einer farbigen Person, einer Wilden handelt. Vielleicht haben wir noch die Muße, das Geschichtchen abzuwandeln, und zwar im wörtlichen Sinne, indem wir ein wenig ins Holz hinausgehen?«

»Es scheint mir, daß ich hier in eine Art von Duell hineingeraten bin«, versetzte der Oberst; »Herr Reinhart hat dein schönes Geschlecht der Erde und der Stellung wieder näher gebracht, die er ihm anweist. Ohne Zweifel willst du den Streich parieren und dich aus eigener Kraft vom Boden erheben, auf welchem die braune Weibsperson zweimal gelegen hat. Lege also los, liebe Lux, und schau, daß du nicht liegenbleibst! Wenn ich aber mit zuhören soll, so muß ich bitten, daß wir diesen Aufenthalt nicht verlassen; denn wie du weißt, kann ich noch nicht weit marschieren.«

»Verzeih, lieber Onkel«, sagte die Lux, »daß ich das im Gefechtseifer vergessen habe! Es versteht sich von selbst, was du wünschest! Ich wollte nur der Ungeduld unseres Gastes entgegenkommen, der mir etwas unruhig zu werden scheint und vielleicht gerne den Ort verändert!«

»Achten Sie nicht darauf!« antwortete Reinhart, »warum soll ich nicht unruhig sein, wenn ich ein Geschütz auf mich richten[634] sehe, dessen Treffähigkeit und Ladung ich noch nicht kenne? Also fangen Sie gütigst an und seien Sie nicht zu grausam!«

Lucie räusperte sich zum Scherz ein wenig und sagte: »Anfangen! Das hab ich gar nicht bedacht, daß man anfangen muß! Warum soll ich mich eigentlich abquälen, um eine Sache zu blasen, die mich nicht brennt? Nun, ich springe gleich hinein!«


»Zur Zeit, da Marie Antoinette sich nach Frankreich verheiratete, gab es in der Touraine einen hübschen guten Jungen, der noch gar nicht flügge war und keinem Menschen etwas zuleide getan hatte. Er hieß Thibaut von Vallormes und war Fahnenjunker in einer Kompanie eines Fußregimentes, das ich nicht näher zu bezeichnen wüßte, indem ich den Namen desselben nicht angezeigt fand. Trotz seiner kriegerischen Stellung war er, wie gesagt, noch halb kindisch und hielt sich, wenn er nicht Dienst hatte, immer bei alten Tanten, Basen und andern würdigen Matronen auf, deren Putzschachteln, Galanterieschränke und bemalte Coffrets er durchschnüffelte und von denen er sich Geschichten erzählen ließ, während er ihre Crêmetörtchen, Blancmangers und Zuckerbrötchen schmauste. Aber auch diesem unschuldigen Knaben schlug die Stunde des Schicksals, wo sich die Sachen änderten und er begann ein gefährlicher Mensch und Mann zu werden.

Zum Pagendienste bei den Zeremonien der königlichen Vermählung wurden aus der Armee eine Anzahl gerade solcher hübschen Bürschchen zusammengesucht und nach Paris berufen, und auch der zierliche junge Thibaut ward des Glückes teilhaft. Nach dem Schlusse der Festlichkeiten geschah es dann, daß unter anderem auch die sämtlichen Pagen in einem Salon des Versailler Schlosses versammelt, gespeist und beschenkt wurden, eh sie zur Heimreise auseinander gingen. Nachdem ein Kammerherr oder so was jedem ein Paketchen überreicht, wurde ihnen unerwartet kundgetan, daß die junge Dauphine die Junker noch zu sehen wünsche. Sie mußten also hinmarschieren, wo sie mit[635] einigen Hofdamen saß; jeder einzelne wurde ihr vorgestellt und erhielt unter graziösen Dankesworten für seinen artigen Dienst noch eigenhändig ein Geschenk, das ihr ein Hofherr darreichte. So bekam Thibaut eine schöne goldene Uhr, aber ohne Kette oder Band, mit den Worten, die Berlocken müsse er sich mit der Zeit selbst dazu erobern.

Ganz rot vor Vergnügen betrachtete Thibaut die Uhr, als er mit den andern Jungen in einem großen Omnibus nach Paris zurückfuhr und sie die erhaltenen Geschenke sich gegenseitig zeigten. Es war auf der Rückseite in einem Kranze von Rocaille ein kleiner Seehafen graviert, in dessen Hintergrunde die Sonne aufging und ihre Strahlenlinien sehr fein und gleichmäßig nach allen Seiten ausbreitete. Das Innere der Schale aber zeigte sich gar mit einer bunten Malerei emailliert: ein winziges Amphitritchen fuhr in seinem Wagen, von Wasserpferden gezogen, auf den grünen Wellen einher, von einem rosenfarbigen Schleier umwallt, und auf dem blauen Himmel stand ein weißes Wölkchen. Im Vordergrunde gab es noch Tritonen und Nereiden.

Als alle die Herrlichkeiten genugsam bewundert worden und auch die freundlichen Worte der künftigen Königin besprochen und kommentiert, brachte auch Thibaut vor, was sie ihm gesagt, und er setzte hinzu: ›Wenn ich nur wüßte, was Ihre Königliche Hoheit damit meinte, daß ich die Berlocken selbst erobern müsse!‹

›Ha!‹ rief ein Standartenjunker von der Reiterei, ›das ist doch klar, es bedeutet, daß Sie sich die Berlocken aus kleinen Andenken von Damen herstellen sollen, deren Herzen Sie geraubt haben! Je mehr, je besser!‹

›Ich möchte doch nicht behaupten, daß die Frau Dauphine so etwas gemeint hat,‹ wandte ein anderer Junge schüchtern ein, ›ich glaube eher, sie wollte sagen, Monsieur de Vallormes möge sich die nötigen Bijoux von der Mama, den Frau Tanten und allerhand Cousinen erbitten oder schenken lassen, weil sich Ihre[636] Königliche Hoheit nicht damit abgeben kann, so viele kleine Gegenstände auszusuchen und zusammenzustellen!‹

›Ei, warum nicht gar‹, meinte der Kornett, ›das wären langweilige Berlocken! Es müssen eroberte Trophäen sein! Jeder Gentilhomme trägt sie!‹

Thibaut entschied sich für die letztere Auslegung, und als er in seine Stadt Tours zurückkam, sah er sich von Stund an nach den Gelegenheiten um, die schrecklichen Raubzüge zu beginnen. Er vermied die Plauderstübchen der alten Tanten und guckte eifrig nach jungen Mädchen aus, die etwas Glänzendes an sich trugen, sei es am Halse, an der Hand oder an den Ohren. Da er sich aber auf die Hauptsache, die Eroberung der Herzen, noch nicht verstand und nach einigen törichten Possen gleich nach jenen Dingen greifen wollte, so wurde ihm überall auf die Finger geschlagen, und es wollte sich nichts für seine Uhr ergeben.

Einst reiste er für die Osterfeiertage nach Beaugency an der Loire, wo er Verwandte besaß, und da schien sich ein Anfang für seine Unternehmungen gestalten zu wollen. Es war nämlich ein sehr schönes Frauenzimmer aus dem benachbarten Orleans dort zum Besuche, das freilich schon etwa zweiundzwanzig Jahre zählte und daher den Kopf eine Handbreit höher trug als der kaum siebzehnjährige Fähnrich, wie sie auch ohnehin hochgewachsen war. Aber obschon Thibaut ein wenig in ihre Augen hinaufblicken mußte, war er doch nicht zu stolz, sich in sie zu verlieben, zumal er an ihrem Halse ein Herz von roten Korallen hängen sah, das ihm außerordentlich in die Augen stach. Es war ungefähr so groß wie ein holländischer Dukaten und konnte geöffnet werden. Inwendig saß ein grünes Spinnlein, sehr kunstreich aus einem kleinen Smaragdsteine gemacht, die Äuglein von winzigen Brillanten und die länglichen Füße von feinem Golde. Die Spinne zitterte und bewegte sich aber unaufhörlich samt ihren acht Beinchen, weil sie mit künstlichen Gelenken von der heikelsten Arbeit versehen und außerdem auf einer kleinen,[637] unsichtbaren Spiralfeder befestigt war. Dieses Herz hatte die schöne Guillemette von ihrem Bräutigam zum Geschenk erhalten; denn sie war mit einem höhern Offiziere verlobt, der in den amerikanischen Besitzungen Frankreichs verwendet wurde und den Zeitpunkt der Vermählung bis nach seiner Rückkehr verschoben hatte. Als er ihr vor der Abreise das Herz gab, sagte er wie im Scherz, er wolle sehen, ob sie so Sorge dazu trüge, daß das unruhige Spinnlein noch unzerbrochen sei, wenn er wiederkäme; nota bene aber setze er voraus, daß sie das Kleinod nicht etwa beiseitelege, sondern es beständig am Halse trage. Er sprach vielleicht damit die Hoffnung aus, sie werde sich während der Zeit seiner Abwesenheit recht ruhig und gleichmütig verhalten und ihr eigenes Herz samt dem Korallenherzen ungefährdet bleiben.

Als nun der junge Thibaut sich in sie verliebte, beging Guillemette den Fehler, sich sein Hofmachen als kleine Erheiterung eine Weile gefallen zu lassen, was sie schon seiner Jugend wegen für unverfänglich hielt. Sie ließ sich von ihm Fächer und Handschuhe tragen, spielte und lachte mit ihm, wie wenn sie noch ein halbes Kind wäre, und wenn er nicht von selbst in ihre Nähe kam, rief und lockte sie ihn herbei. So oft er es möglich machen konnte, eilte er nach Beaugency, wo sie längere Zeit blieb, und jagte mit ihr durch Garten und Saal. Eines Tages aber, als er ihr plötzlich zu Füßen fiel und ihre Knie umspannte, mußte er erfahren, daß sie ihn lachend abschüttelte und er weiter von dem Ziele des Herzensraubens war, als jemals. Da faßte er in jugendlichem Leichtsinn den Vorsatz, ihr wenigstens das Korallenherz zu stehlen, und führte ihn auch aus. Während einer sommerlichen Nachmittagsstunde hatte sich die Guillemette in ein kühles Gartenzimmer eingeschlossen, um zu schlafen, leider aber nicht das offene Fenster bedacht. Durch dieses Fenster entdeckte Thibaut das in einem geflochtenen Armsessel schlafende Fräulein und stieg leise wie eine Katze hinein. Das Herz hing an einem Sammetbändchen an ihrem Halse, und es gelang ihm,[638] dasselbe loszumachen und in die Tasche zu stecken, auch wieder durch das Fenster zu entfliehen, ohne daß sie erwachte oder er von einem Menschen gesehen wurde. Die grüne Spinne mochte in ihrer dunkeln Kapsel noch so sehr zittern und blinkern, es half doch weder ihr noch der schlafenden Schönen; sie mußte mit dem Diebe gehen und nahm das Glück der armen Guillemette mit sich. Als sie erwachte und einige Zeit später den Verlust entdeckte, suchte sie das Herz überall, und erst als sie es nirgends fand, erschrak sie und sann beklommen nach, wo es möchte geblieben sein. Sie fragte auch den Thibaut, ob er es nicht gefunden habe, und als er das verneinte, glaubte sie ihm anzusehen, daß er doch darum wisse. Sie bat ihn heftig, es ihr zu sagen; er leugnete und lachte zugleich, und sie betrachtete ihn zweifelnd und geriet über seinem Anblick in große Angst, da er immer mit den Augen zwinkerte. Zuletzt fiel sie ihm zu Füßen und flehte, er möchte ihr das Herz wiedergeben oder sagen, wo es sei, und erst jetzt hielt er seinen Raub für eine rühmliche Beute, weil er merkte, wie viel ihr daran gelegen und daß sie dem Weinen nahe war. Wie wenn er sich in falschen Schwüren üben wollte, beschwor er laut und heuchlerisch seine Unschuld, machte aber, daß er fortkam, und ließ sich nie wieder vor ihr blicken. Als der Verlobte nach einem Jahre aus den Kolonien zurückkehrte und, das Herz vermissend, nach demselben fragte, sagte die Braut der Wahrheit gemäß, daß sie es entweder verloren haben oder es ihr gestohlen worden sei, sie wisse das nicht recht; allein sie brachte die Worte so verlegen, so erschrocken hervor, daß der Bräutigam einem etwelchen Verdachte nicht widerstehen konnte. Und als er dringend nach den Umständen fragte, unter welchen sie ein solches Andenken habe verlieren können, gab sie eine unglückliche Antwort, in der die Reue sich hinter beleidigtem Stolze verbarg. Die Verlobung löste sich auf; der Bräutigam heiratete eine andere Person und die Guillemette blieb arm und verlassen mitten in der Welt sitzen.

Thibaut, der inzwischen Leutnant geworden, trug nun das[639] Herz an seiner Uhrkette und sah schon lange nach einem neuen Gehängsel aus, das er jenem beigesellen konnte. So gewahrte er denn einstmals die kleine Denise, das Töchterchen des seligen Notars Jakob Martin, das eben aus der Klosterschule gekommen und nun bei der Mutter lebte. Er wunderte sich, wie artig das Mädchen ausgewachsen war und auf den roten Stöckelschuhen daherging. Auf der Brust trug es ein bescheidenes Herz von Bergkristall, das, in Gold gefaßt, auch geöffnet werden konnte; aber es war nichts darin und das Herz ganz durchsichtig. Dennoch faßte er sogleich den Plan, dasselbe zu erobern, als er so stehenblieb und dem Mädchen nachschaute, das mit blutrotem Gesichte davoneilte. Er spazierte täglich an ihrem Hause vorüber, sandte ihr verliebte Gedichtchen zu, die er den Poesien des Mr. Dorat, der Frau Marquise d'Antremont oder des Herrn Marquis de Pezai und anderen Dichtern der damaligen Zeit entlehnte, aber ohne Unterschrift ließ. Es gelang ihm dadurch, den Kopf der jungen Denise und ihrer Mutter zugleich in Verwirrung zu setzen, so daß er den Zutritt im Hause erhielt und mit eitler Freude empfangen wurde, wenn er mit einem Blumensträußchen oder einem billigen Fächer von gefärbtem Papier erschien, worauf ein paar Gräser und eine Nelke gedruckt waren. Ein ehrbarer Kaufmannssohn, dessen Vater mit dem verstorbenen Notar befreundet gewesen, zog sich vor dem Herrn von Vallormes zurück, an welchen die kleine Denise zuerst ihr natürliches und dann ihr kleines Kristallherz verlor. Sobald er aber dieses mit ihrer zärtlichen Einwilligung abgelöst und an seiner Uhr befestigt hatte, verließ er sie und kehrte nie mehr zurück. Ungeachtet sie sehr wohlhabend war, kostete es der Mutter manche saure Mühe, den jungen Kaufmann mit der Zeit wieder herbeizuschaffen, der dann aus dem erst so blühenden Denischen ein gedrücktes Hausfrauchen, so ein bescheidenes aufgewärmtes Sauerkräutchen machte.

Es dauerte jetzt einige Zeit, bis Thibaut wieder auf eine Spur geriet, die er jedoch abermals verlor, wie es auch dem geschicktesten[640] Jäger geschehen kann, und als er eines Sonntagnachmittags nichts anzufangen wußte, nachdem er seine Berlocken genugsam besehen hatte, fiel es ihm ein, endlich einmal seine jüngste Tante Angelika zu besuchen, die noch nicht ganz fünfzig Jahre alt sein mochte und eine empfindsame alte Jungfer war. Da sie gerade am offenen Schreibtische saß, machte sich Thibaut hinter die ihm bekannten Lädchen und Schatullen, um darin zu schnüffeln, wie ehemals. Er stieß auf ein Schächtelchen, das er noch nie gesehen, und als er es öffnete, lag auf einem Flöcklein Baumwolle ein Herz von milchweißem Opal, das, längst vom Bande gelöst, hier im stillen schlummerte. Am Tageslicht schillerte das Herz in zartem Farbenspiele wie ein Schein ferner Jugendzeiten.

›Welch ein schönes Bijou!‹ rief Thibaut, ›wollen Sie mir das nicht schenken?‹

›Was fällt dir ein, lieber Neffe?‹ fragte sie verwundert, indem sie ihm das Herz aus der Hand nahm und es mit glänzenden Augen betrachtete; ›was wolltest du auch damit tun? Es einem andern Frauenzimmer schenken?‹

›O nein!‹ sagte Thibaut, ›ich würde es an meine Uhr hängen und dabei stets meiner Tante Angelika eingedenk sein!‹

›Ich kann es dir dennoch nicht geben‹, erwiderte die Dame mit weicher Stimme, ›es ist meine teuerste Erinnerung, denn der Geliebte und Verlobte meiner Jugend hat es mir geschenkt!‹

Auf sein neugieriges Verlangen erzählte sie dem Neffen mit vielen Worten die verjährte Liebesgeschichte mit einem herrlichen jungen Edelmann, der voll seltener Treue und Hingebung unter schwierigen Umständen an ihr gehangen, sich ihretwegen geschlagen und in der Blüte der Jahre in der glorreichen Schlacht von Fontenay als ein tapferer Held gefallen sei, vor mehr als dreißig Jahren. Die Beschreibung all der Liebenswürdigkeit, der männlichen Schönheit und Jugend des Verlorenen, der in seinem Umgange genossenen Glückseligkeit verklärte die Erzählende mit einem solchen Abglanz der Erinnerung und[641] Sehnsucht, daß trotz der stark angegrauten Haare, die im Negligé unter dem gefältelten Häubchen hervor über Nacken und Schultern herunterflossen, eine neue Jugend ihr Gesicht zu beleben und rosig zu färben schien.

Ganz begeistert fiel Thibaut auf ein Knie, wie wenn er selbst der verlorene Liebhaber wäre, und rief, die Hände auf sein Herz legend: ›Ich schwöre Ihnen, teuerste Tante, daß ich Sie ähnlich geliebt haben würde, wäre meine Jugend mit der Ihrigen zusammengefallen! Ja ich liebe Sie jetzt, wie nur eine junge Seele eine andere junge Seele lieben kann! O schenken Sie mir ihr schönes Herz, ich will es hegen und an mich schließen, daß es nicht mehr einsam ist!‹

Er war in der Tat so närrisch verzückt, daß er selbst nicht wußte, ob er das kleine Schmuckherz oder das liebende Menschenherz verlangte; die Tante Angelika aber verwechselte in ihrer Schwärmerei den gegenwärtigen Augenblick mit der Vergangenheit und den neben ihr knienden Jüngling mit dem lange entschwundenen Geliebten. Sie schlang in süßer Vergessenheit beide Arme um den Hals des hübschen Schlingels und drückte ihm mehrere Küsse auf die Lippen, und der Taugenichts entblödete sich nicht, der traumvergessenen würdigen Dame das gleiche zu tun, wie wenn sie noch zwanzig Jahre alt wäre. Voll Schrecken erwachte sie aus ihrer süßen Verirrung, die sie nun doch nicht recht bereuen konnte; sie machte sich hastig aus seinen Armen frei, und während sie ihn mit feuchten Augen nochmals ansah, drückte sie ihm zitternd das Opalherz in die Hand und bat ihn, sie doch gleich zu verlassen. Dann lehnte sie sich mit gefalteten Händen in ihren Sessel zurück, um sich von dem höchst seltsamen Erlebnisse zu erholen.

Als Thibaut die neue Trophäe an der Uhr befestigt hatte, dünkte ihm die Berlocke mit drei Herzen nunmehr stattlich genug zu sein, um sie endlich auszuhängen; auch kam es ihm gerade recht, daß er an eine Offiziersstelle in Paris versetzt wurde; denn nur diese Stadt konnte fortan der rechte Schauplatz seiner[642] ferneren Taten sein. Und es fehlte ihm nicht an Eroberungen und Protektionen, die ihm bald eine eigene Kompanie verschafften, deren Kapitän er wurde. Allein je vornehmer die Damen waren, deren Eroberung er machte, und je kostbarer die Kleinödchen, die er an seine Uhrkette hing, desto unklarer wurde es ihm, ob er eigentlich es sei, der die Schönen sitzenließ, oder ob er von ihnen verlassen werde. Gleichviel, sein Uhrgehänge klirrte und blitzte, daß es eine Art hatte, und er galt für den gefährlichsten Kavalier der Armee, wenn er im Kreise der Herren Kameraden die Geschichte der einzelnen Merkwürdigkeiten erzählte und die Juwelen und Perlen streichelte, die sich darunter fanden. Und er ging mit den Berlocken zu Bett und stand mit denselben auf.

Zuletzt wurde ihm sein Ruhm fast langweilig, besonders da kein Plätzchen mehr für neue Siegeszeichen auf seiner Weste vorhanden war. Weil er aber ein für allemal ein Glückskind heißen konnte, zeigte sich in diesem Stadium die Aussicht auf einen neuen Lebens- und Siegeslauf, den als ein bewährter und geprüfter Mann anzutreten es ihn gelüstete.

Gerade damals hatte die französische Begeisterung für den Freiheitskampf der Nordamerikaner ihren Höhepunkt erreicht, und nachdem schon viele Franzosen als Freiwillige für die Gründung der großen Republik mitgefochten, war es bekanntlich dem Marquis von Lafayette gelungen, die Absendung eines förmlichen Hilfsheeres zu bewirken. Der Kapitän Thibaut von Vallormes ging mit und befand sich bei den sechstausend Mann, welche vom Grafen von Rochambeau über den Ozean geführt wurden und im Juli 1780 auf Rhode-Island landeten. Thibaut war weder ein nachlässiger noch ein untapferer Soldat, und so geriet er im Verlaufe des schwierigen Krieges und auf den Hin- und Herzügen bald in die vorderste Linie, bald sonst auf ausgesetzte Punkte. Der frische Luftzug der neuen Welt, der gewaltige Hauch der Freiheit, der von ihm ausging, und die anhaltende Beschäftigung des Dienstes unter allerlei Gefahren ließen den[643] Offizier allgemach ernster erscheinen; auch an seiner Einzelperson, geringen Orts, machte sich der Übergang aus dem spielenden Dasein in das, was nachher kam, sichtbar. Als die Heeresabteilung, bei der er stand, an irgendeinen breiten Fluß vorrückte, auf dessen anderem Ufer ein größerer Indianerstamm lagerte, entflammte er mit den anderen Franzosen in Enthusiasmus, nun der wahren Natur und freien Menschlichkeit so unmittelbar gegenüberzustehen; denn jeder von ihnen trug sein Stück Jean Jaques Rousseau im Leibe. Es handelte sich darum, mit den Indianern in Verkehr zu treten, sie entweder in Güte als Freunde zu gewinnen oder sie wenigstens zu einem neutralen Verhalten zu veranlassen, und zu diesem Ende hin wurden die Oberbefehlshaber erwartet, indessen auch am andern Ufer, bei den Indianern, noch eine Anzahl wichtiger Häuptlinge zu einer Konferenz eintreffen sollten.

Die französischen Militärs aber mochten den Tag nicht erwarten, ihre Neugierde und die Lust an den idealen Naturzuständen zu befriedigen; sie lockten schon vorher die wilden Rothäute über das Wasser und schifften auch zu ihnen hinüber, und jeder suchte in seinem Gepäcke nach Gegenständen, welche er verschenken oder an Merkwürdigkeiten vertauschen konnte. Thibaut war unter den ersten, die über den Strom setzten, und tat es bald täglich nicht nur ein-, sondern zweimal, und war in den Wigwams zu Hause. Nämlich eines der indianischen Mädchen zog ihn unwiderstehlich hinüber, daß er seine ganze siegreiche Vergangenheit vergaß und einem Neuling gleich auf den Spuren einer Wilden herumirrte.

Ich kann es nicht wagen, eine Beschreibung von dem wunderbaren Wesen zu machen, und muß es den Herren überlassen, sich nach eigenem Geschmacksurteil das Schönste vorzustellen, was man sich damals unter einer eingeborenen Tochter Kolumbias dachte, sowohl was Körperbau und Hautfarbe als Kostüm und dergleichen betrifft. Ein hoher Turban von Federn wird unerläßlich, ein buntes Papagenakleidchen rätlich sein; doch[644] wie gesagt, ich will mich nicht weiter einmischen und nur noch andeuten, daß sie in ihrer Sprache Quoneschi, das heißt Libelle oder Wasserjungfer genannt wurde.

So viel ist sicher, daß sie es meisterhaft verstand, wie eine Libelle ihm bald über den Weg zu schwirren, bald sich unsichtbar zu machen, jetzt einen verlangenden Blick auf ihn zu werfen, dann spröd und kalt ihm auszuweichen; allein Thibaut wurde nicht müde, sich betulich und geduldig zu zeigen und sie wenigstens mit schmachtenden Augen zu verfolgen, wenn sie durchaus nicht in die Nähe zu bringen war. So gleichgültig er zuletzt gegen das Frauengeschlecht in Frankreich gewesen, so heftig verliebte er sich jetzt in das rote Naturkind und ging geradezu mit dem Gedanken um, dasselbe zu seiner rechtmäßigen Gemahlin zu erheben. Wie würde das philosophische Paris erstaunen, dachte er sich, ihn mit diesem Inbegriff von Natur und Ursprünglichkeit am Arme zurückkehren und in die Salons treten zu sehen.

Durch seine Beharrlichkeit schien die zierliche Wasserjungfer wirklich allmählich zahm und halbwegs vertraulich zu werden; die Herren Kameraden, die bisher darüber gelächelt, daß seine Macht über die Frauenherzen sich nicht bis an den Hudson und den Delaware erstrecke, fingen an, ihn zu bewundern und zu loben, daß er als echter Franzose nicht das Feld räume; kurz, er hatte zwischen Tag und Nacht schon mehr als ein kleines Stelldichein abgehalten mit wunderlichem Zwiegespräche von Gebärden und abgebrochenen Worten, wobei keines das andere verstand, noch auszudrücken wußte, was es wollte. Nur eines glaubte Thibaut zu bemerken, nämlich daß Quoneschi jedenfalls von einem zärtlichen Gedanken bewegt war, der sie fortwährend beschäftigte und die dunklen Augen öfters wie in banger oder zweifelhafter Erwartung auf ihn richten ließ.

Nun waren die höheren Personen auf beiden Seiten des Flusses versammelt und die Unterhandlungen für einstweilen erledigt, die indianischen Häuptlinge im französischen Lager[645] auch gut bewirtet worden, und es blieb noch der offizielle Besuch der französischen Herren bei den Wilden übrig, welche sich auch ein wenig zeigen wollten. Am Vorabend kam noch ein ganzes Schiff voll Weiber herübergefahren, die vor dem Weitermarsch der Franzosen noch allerlei Verkäufliches an den Mann zu bringen wünschten, wie Früchte, wilde Putzsachen, Muscheln, gesticktes Leder und dergleichen. So entstand rasch noch eine lebendige Marktszene, und die Franzosen benutzten billigerweise den Anlaß, mit den Frauen zu sponsieren, wie es von je ihre Art gewesen ist. Thibaut aber wußte seine Quoneschi oder Wasserjungfer, die ein Körbchen voll Erdbeeren zu verkaufen hatte, in sein Hauptmannszelt zu locken und nahm sie dort schärfer ins Gebet als bisher; denn es war keine Zeit mehr zu verlieren. Er suchte ihr mit feuriger Ungeduld deutlich zu machen, daß er sie mit nach Europa nehmen und mit ihren Eltern um sie handeln wolle, in ehrbarem Ernste und zu ihrem Heil und Glücke. Daß sie ihn ganz verstand, ist zu bezweifeln; dagegen ist sicher, daß sie sich deutlicher auszudrücken wußte. Indem sie mit der kleinen rötlichen Hand sein Kinn und beide Hände streichelte, deutete sie auf die Berlocken an seiner Uhr, die sie zu haben wünschte, nachdem sie offenbar schon lange ihren Geist beschäftigt hatten. Dazu sagte sie immer auf Englisch: ›Morgen! Morgen!‹ und drückte mit holdselig naiven Gebärden aus, daß etwas Wunscherfüllendes vorgehen würde, wo gewiß alle Welt zufriedengestellt werde.

Unser guter Thibaut erschrak über die Deutlichkeit des Verlangens nach den Berlocken und besann sich ein Weilchen mit melancholischem Gesichte; er war ganz überrascht von der ungeheuerlichen Keckheit des Begehrens und konnte es nur begreifen, wenn er bedachte, daß das unschuldige Wesen weder die Bedeutung noch den Wert dessen kannte, was es forderte. Als aber das Mädchen traurig das Haupt senkte und die Hand aufs Herz legte und noch mit anderen Zeichen verriet, daß sie große[646] Hoffnungen auf die Erfüllung ihres Wunsches gesetzt hatte, legte er diese Zeichen zu seinen Gunsten aus und änderte seine Gedanken. Im Grunde, dachte er, ist es nur in der Ordnung, wenn ich diese Erinnerungen derjenigen zu Füßen lege, welcher ich mich für das Leben verbinden will! Noch mehr, es ist ja ein schönes Symbol, wenn ich diese Siegesspolien aus einer überlebten und überfeinerten Welt sozusagen der noch jungen Natur in Person aufopfere, die uns eine neue Welt gebären soll! Und am Ende bringt das gute Kind mir den kleinen Schatz, der so lange auf meiner Weste gebaumelt hat, getreulich wieder zu, und es wird sich gar witzig ausnehmen, wenn die Tochter des Urwaldes einst die Kleinode, bald dieses, bald jenes, vor den Augen unserer Damen an sich schimmern läßt!

Mit raschem Entschlusse löste er den Ring, der das Gehängsel zusammenhielt, von der Uhr und übergab es ihr in seiner ganzen Pracht und Kostbarkeit. Mit einer kindlichen Freude, welche die zarte Rothaut des Urwaldes womöglich noch röter machte, empfing die Libelle, die Wasserjungfer, den Schatz und überhäufte den Geber mit Zeichen der lieblichsten Dankbarkeit; dann lief sie eilig davon, indem sie nochmals mit leuchtenden Augen: ›Morgen! Morgen!‹ rief.

Thibaut hingegen empfand ein Gefühl, wie wenn einer ihm den schönen Zopf abgeschnitten hätte, der so stattlich den Rücken seines Scharlachrockes schmückte, und in der Nacht hatte er einen schweren Traum. Es träumte ihm, er habe das Korallenherz der schönen Guillemette aufgemacht, die grüne Spinne sei herausgelaufen und habe ihn in die Nase gebissen, die wie eine Rübe angeschwollen sei.

Am Morgen wurde es ihm wieder besser zumute, als er den klar erglänzenden Tag gewahrte, der über der großen Stromlandschaft aufgegangen war, und heitern Herzens bestieg er die übersetzende Kahnflotille, da er ja endlich der wahren Liebe und Seligkeit entgegenfuhr.

Das rote Volk war in einem weiten Ringe um ein Feuer versammelt,[647] an welchem Hirsche und andere Jagdbeute gebraten und gute Fische gekocht wurden. Die Frauen und Mädchen machten die Köche und brachten sonst noch allerhand ihrer Leckereien herbei. Die Männer saßen ernst im Kreise herum, vorab die Häuptlinge, alle in ihrem höchsten Schmuck und Staate. Für die französischen Herren aber war ein besonderer Raum und Ehrenplatz offengelassen, den sie, vergnügt über das neue Schauspiel, einnahmen; und nun begann ein Schmausen, das den Indianern freilich besser zu schmecken schien als den Europäern, wenn es den letzteren auch von den Frauen selbst zugetragen und dargereicht wurde. Nur Thibaut erquickte sich vollkommen; denn die schöne Quoneschi hatte ihn sogleich herausgefunden und nur ihn bedient; sie blieb auch gern bei ihm, als er sie festhielt, und winkte ihren Schwestern schalkhaft zu, als ob sie jetzt nicht mehr zu ihnen käme. Traulich und keineswegs ohne Grazie saß sie zu seinen Füßen, und als er sanft ihren roten Sammetrücken, wie die Herren vielleicht sich ausdrücken würden, mit lässiger Hand streichelte, dünkte er sich der Christophor Columbus zu sein, welchem sich der entdeckte Weltteil in Gestalt eines zarten Weibes anschmiegt.

Jetzt war die Mahlzeit beendigt, der Platz um das Feuer wurde geräumt und der Kreis erweitert, worauf ein Zug junger Krieger aufmarschierte, um zu Ehren der befreundeten Macht einen schönen Kriegstanz zum besten zu geben. Ein lauter Schrei oder Ausruf der Alten und Häuptlinge begrüßte die Schar, welche von dem längsten und kräftigsten der Jünglinge, einem baumstarken Bengel, angeführt wurde.

Wenn ich vorhin bescheiden auf eine Schilderung der schönen Libelle verzichtet habe, behielt ich mir vor, dafür das Äußere dieses jungen Kriegshelden um so ausführlicher darzustellen, soweit meine schwachen Kräfte reichen; denn hier tritt ja das Frauenauge mit seinem Urteile in sein Amt. Denke man sich also einen Komplex herrlich gewachsener riesiger Glieder vom sattesten Kupferrot und vom Kopf bis zu den Füßen mit gelben[648] und blauen Streifen gezeichnet, auf jeder Brust zwei kolossale Hände mit ausgespreizten Fingern abgebildet, so hat man einen Vorschmack dessen, was noch kommt. Denn eine malerische Welt für sich war das Gesicht, die eine Hälfte der Stirn, der Augendeckel, der Nase und des Kinnbackens bis zum Ohre mit Zinnober, die andere mit blauer Farbe bemalt, und dazwischen eine Anzahl feintätowierter Linien dieser und jener Farbe. Die ganzen Ohrmuscheln waren rings mit herabhängenden Perlquasten besetzt, die pechschwarzen langen Haarsträhnen mit einer Menge Schnüre von kleinen Muscheln, Beeren, Metallscheibchen und dergleichen durchflochten und darauf noch ein Helm von weißen Schwanenfedern gestülpt; ein Skalpiermesser samt einem blonden Skalp steckte als Haarnadel in dem Wirrwarr, nicht zu gedenken noch anderer Quincaillerie, die weniger deutlich zu unterscheiden war. Allein über all diesem Kopfputze sträubte sich ein Kamm gewaltiger Geierfedern, weiß und schwarz, in die Höhe und zog sich längs des Rückgrates hinunter gleich einem Drachenflügel, ganz aus den längsten Schwungfedern bestehend. Dazu nun der reich gestickte Wampumgürtel, die gestickten Schuhe und Mokassins, so wird man gestehen müßen, daß hier ein Schatz von Schönheit und männlicher Kraft versammelt war. Allein erst der glühende, furchtbare Blick machte noch das Tüpfelchen auf das i, und als der Tapfere, den man ›Donner-Bär‹ nannte, den Tanz anhub, zu stampfen begann und mit schrecklichem Gesange die rotbemalte Axt über dem Haupte schwang, indem er die andere Faust gegen die schlanke Hüfte stützte, da fühlten die europäischen Gäste beinahe die gepuderten Haare knistern, denen besonders das Skalpiermesser nicht gefiel.

Quoneschi, die Wasserjungfer aber, die zu den Füßen Thibauts lag, tat erst einen Seufzer und ließ dann einen jauchzenden Jubelruf ertönen; sie rüttelte den Offizier am Arme und zeigte mit feurigen Augen auf den Kriegstänzer, indianische Worte redend wie mit Engelszungen, die aber Thibaut nicht[649] verstand, bis ein hinter ihm stehender Amerikaner sagte: ›Das Weibsbild schreit immer, das sei ihr Verlobter, ihr Liebhaber, dessen Frau sie noch heute sein werde!‹

Ganz starr vor Erstaunen blickte Thibaut nach dem Tänzer hin, dessen schreckliches Gesicht in allen Farben zu blitzen schien, so daß er es nicht deutlich zu sehen vermochte in seiner Verwirrung. Immer näher kam der Donnerbär mit seiner Bande; da riefen auf einmal mehrere Offiziere unter schallendem Gelächter:

›Parbleu! der hat ja die Berlocken des Herrn von Vallormes an der Nase hängen!‹

Entsetzt sah Thibaut die Wahrheit dieser Bemerkung; sie hingen dort, die Berlocken. Der Wilde tanzte jetzt dicht vor ihm, und unter seiner blau- und rotbemalten Nase, deren Rücken durch einen scharfgebogenen weißen Strich bezeichnet war, funkelte und blitzte es, bammelte das Korallenherz der verlassenen Guillemette, das Kristallherz der kleinen Denise, das Opalherz der Tante Angelika hin und her, nach links und nach rechts, und bammelten die anderen Sachen, die Kreuzchen, Medaillons und Ringe blinkernd und blitzend durcheinander und peitschten beide Nasenflügel des Helden.

Jetzt tanzte dieser ein Weilchen auf derselben Stelle, still wie die Luft vor dem Gewitter, indem er nur mit dem einen oder andern Fuße ein wenig trampelte; plötzlich aber stieß er ein wahres Bärengebrüll hervor, ergriff die Quoneschi am Arme, schwang sie wie ein geschossenes Reh auf seine Schulter und raste, gefolgt von seinen Äxte schwingenden Genossen und dem Beifallsrufe der roten Völker, aus dem Ringe heraus. Der Herr von Vallormes bekam weder die Berlocken noch die Indianerin je wieder zu sehen.«

Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 7, Berlin 1958–1961, S. 633-650.
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Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

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