Des Vaters Tod

[196] Die Kräfte meines Vaters schwanden immer mehr, und er machte sich bald selbst keine Hoffnung zu einem Aufkommen. Seinen Tochtermann, den Pfarrer Zeller, damals zu Wiernsheim, nicht weit von Maulbronn, hatte er öfters zu fernen Ärzten um Rat geschickt.

Wenige Wochen vor seinem Tode dachte er dafür einen freundlichen Dank für ihn aus. Er hatte (wie schon erwähnt) in seiner Gemäldesammlung ein sehr gut in Öl auf Holz gemaltes Kniestück, Lebensgröße; es stellte den Cimon im Kerker vor, wie er sich an der Brust seiner[196] Tochter nährte. Dieses sandte er dem Tochtermann mit folgenden Zeilen:

»Sie haben sich durch Ihre Gutmütigkeit bemühet mich aus der Gefangenschaft meines Krankenzimmers zu retten; empfangen Sie dafür zum Andenken dieses Sinnbild kindlicher Liebe. Bewahren Sie es und denken Sie dabei, was kindliche Liebe bei Ihnen nicht vermochte, vermochte endlich der erbarmende Engel des Todes.«

Wenige Tage vor seinem Tode diktierte er seinem Schreiber einen Abschied an Frau und Kinder. Es möge hier aus demselben nachstehendes Platz finden.

Quelle:
Justinus Kerner: Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Frankfurt a. M. 1978, S. 196-197.
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