12.

[146] Wir wollen aus allen Fenstern schwarze Fahnen hissen.

Wer darf noch von einer Hoffnung wissen?

Uns will keine Sonne, kein Mond mehr bescheinen.

An den Strassenecken stehen Hunde, die p .....,

Und Menschen, die weinen.


Und ein Hund springt auf einen andern Hund

Und Mann auf Mann: wie gleichgültig ist das alles:

Gut und böse, Nord und Süd.

Nur dass uns Erlösung für eine Sekunde blüht

Aus dem ewigen Dalles,

Dem ewigen Nichts,[146]


Dem ewigen Ohne-Grund,

Dem Dunkel des Lichts.


Wen erpichts,

Hinter den Vorhang zu schauen,

Wo die fahrigen Mimen sich abschminken,

Alte Mädchen mit verrosteten Haarnadeln ihre Kahlköpfe krauen,

Der Bariton und die Souffleuse sich in die Arme sinken?

Wo es die Naive dem Helden zärtlich mit dem Munde macht?

Gute Nacht!

Quelle:
Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S. 146-147.
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