7. Liebesmacht

Die den Sohn Gottes auß den hohen Himmel in den Stall herab getrieben

[250] Wer dich grosses kleines Kind

in zerlumpten Lumpen find:

deme werden Mund und Wangen

voll versaltzner Zehren hangen:

Ach das ist ein grosser Fall

auß dem Himmel in den Stall!

Der auff güldnen Rädern fähret

ist beim Esel eingekehret.

Zwar die Liebe kömt zu Rosse

wolgeübet im Geschosse/

doch ist sie kein Hofemann/

leget Hirtenkleider an.

Deine Flammen mich bekriegen/

mich gewinnen/ übersiegen/

deine Flammen so zu nennen

Weyrauchfackeln/ die da brennen/

brennen auff dem Hochzeitmahl/

besser noch ein Donnerstral.

Jenes Gleichnuß war zu klein

auch die Liebe schluges auß:

dieses trifft mir besser ein;

Er beherrscht das Menschenhauß/[251]

und die holen Himelsringe/

Er bejochet alle dinge.

Die verwachten Sternenhauffen

müssen jhm zu willen lauffen/

Alles hat er in der Hand/

Feuer/ Winde/ Meer vnd Land.

Er hat allen Menschen geben

Hände/ Füsse/ Leib vnd Leben.

Seht das grosse kleine Kind

jetzt man eingewindelt find/

eingewindelt ohne Brey

in blutarmer Betteley:

legt die Finger auff die Lippen/

weil das Wort schweigt in der Krippen.

Der nach seinem unverbleiben

in den Lüfften auffgesteckt

Klugelrunde Feuerscheiben

wird mit Hadern zugedeckt.

Quelle:
Johann Klaj: Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften, Tübingen 1968, S. 250-252.
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