Dritter Auftritt.

[15] Die Vorigen, Prehauser, Odoardo.


LEANDER. Willkommen zu tausendmal, meine Herren, lassen sie sich umarmen.

ISABELLE. Wie sehr danke ich ihnen für die Gütigkeit, daß sie unser Vergnügen heute befördern wollen.

PREHAUSER. Ey, wer sollte so rechtschaffenen Leuten etwas abschlagen können?

ODOARDO. Ich bin allemal glücklich, so oft ich jemanden einige vergnügte Stunden machen kann.

LEANDER. Nu, so lassen sie uns den Inhalt der Comödie auseinander setzen. Sie, mein liebster Freund Odoardo stellen also einen alten Kaufmann vor, er mag Lysimon heißen, der Isabellen zur Tochter hat; Clarisse ist das Kammermädchen, wir drey hier, Clitander, Cleon und Leander sind die Liebhaber Isabellens; Hannswurst ist mein Diener. Der Alte hat keine Lust, seine Tochter einem von den dreyen zu geben, weil sie sich nicht recht nach seiner Neigung bequemen, die sie aber nicht kennen; er hat die Schwachheit der Alten, er ist eigensinnig, aber doch schlau[15] genug, sich nicht zu verrathen, er will sie also selbst rathen lassen. Derjenige, der so glücklich ist, die herrschende Leidenschaft des Alten zu entdecken, erhält seine Tochter. Leander wendet sich an seinen alten Diener, und dieser kann sich desto leichter unter verschiedenen Gestalten zeigen, um seine Neigung zu erforschen, weil der Alte schon das Gesicht beynahe verlohren hat, weil er ihn nicht kennet –

ODOARDO. Ich sehe ihre Meynung vollkommen ein; überlassen sie uns nur das Uebrige.

LEANDER zu Prehauser. Gut. So können sie sich unterdessen anziehn, mein Herr, wenn es ihnen gefällig ist. Hier habe ich die Scenen aufgesetzt.

ODOARDO. Vortreflich. Ich habe also die erste Scene mit Clarissen; ich brauche die Kleider nicht zu ändern.

LEANDER. Nein, sie sind ordentlich dazu gekleidet.

PREHAUSER. Ich protestire aber noch einmal wider den grünen Hut –

CLITANDER. Geben sie sich doch zufrieden.

CLEON. Aber du, Clarisse! ich weiß ja noch nicht recht –

CLARISSE. Geh nur, Clitander wird es dir schon sagen.

ODOARDO. So wollen wir also anfangen?

CLARISSE. Ja.


Quelle:
Chr[ristian] G[ottlob] Klemm: Der auf den Parnass versetzte grüne Hut. Wien 1883, S. 15-16.
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