Siebente Scene.

[127] Faust tritt von außen herein. Käthe.


FAUST sieht sich wild und scheu um.

Bist du allein?!

KÄTHE herzlich; auf ihn zutretend.

Ich bin's, mein lieber Faust!

FAUST.

Nicht gut! – Recht gut – so wollt' ich sagen!

KÄTHE streicht ihn sanft über die Stirn.

Wilder!

Du bist erhitzt! –[127]

FAUST.

Nein froh, und lust'ger Laune!

Drum schaff mir Wein herbei! –

KÄTHE.

O, lieber Mann!

Beruhige zuvor dein heißes Blut!

FAUST heftig.

Wein will ich – nicht Moral! Verschone mich!

Das Predigen macht dich mir ganz verhaßt,


Rasch und sich absichtlich gegen sie erhitzend.


Du weißt nichts weiter und bist unerträglich

In dieser Männerlaune – die mich ärgert!

KÄTHE ihre Freundlichkeit verdoppelnd.

O rede nur – will ich's doch gern verbessern,

Was dich an mir verdrießt!

FAUST wie vorher.

Das bist du selbst!

Du selbst machst mich so toll –! Drum Wein herbei!

KÄTHE.

Nur blicke sanft zuvor!

FAUST wild.

Gehorchst mir nicht?[128]

KÄTHE.

Nur einen Blick der Liebe für dein Weib,

Hab' ich doch dieses Tages lang geharrt!

FAUST auf den Boden stampfend.

In's Teufels Namen – Wein! –

KÄTHE legt die Hand unterwürfig auf die Brust.

Vergieb, mein Herr!


Quelle:
Klingemann, August: Faust. Ein Trauerspiel in fünf Acten. Leipzig und Altenburg 1815 [Nachdruck Wildberg 1996], S. 127-129.
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