Neunte Szene


[908] Andre Seite des Gartens.

Gesandtin. Louis.


GESANDTIN plötzlich das Fenster aufmachend. Nur einen kleinen Tropfen Linderung! Gib mir, Gott, den kleinen Tropfen! Was erhebt sich dort? o mein Gewissen![908]

LOUIS im Garten. Ich muß noch hieher in der späten Nacht, sonst hätt ich keine Ruh. Du sitzt fest; so fest hat's noch nicht an meinem Herzen gehangen. Schenk mir die Stunde, mein Gestirn! Wenn's wahr wäre, daß sie den Brand – in dem Gedanken, Tod und Hölle! Nach der Erzählung, er soll sie geliebt haben, sie ihn, Knirscht mit den Zähnen. und ich härmte mich bleich und ohnmächtig; läg hier des Nachts auf der Fußschwelle, leckte ihre Fußtritte – ich muß hin, mich letzen, Eilt nach der Tür; wirft sich auf die Schwelle. Gesandtin! hier, wo du auftrittst, muß ich liegen; und glaub, König zu sein. Ha! hätt ich nur dein Bild, ich löscht es aus mit meinen feurigen Küssen – er genöß dich – o so geh die Welt zugrunde, mein Vater, sein Vermögen und ich! Ich will das Stück blasen, und weckte ich das ganze Haus auf. Mächtige Reize, die ihr mich so hingeworfen, so wie ein Blitz niedergeschmettert. O das Feuer! das Feuer! Bläst eine sanfte Melodie auf der Flöte. Nachdem er eine Weile geblasen, Gesandtin am Fenster. Louis, der's öffnen hört, leise. Göttin!

GESANDTIN. O Brand! Brand! daß du mir das Leben nimmst!

LOUIS. Sie war's, sie war's. Sprach seinen Namen, und ihre Stimme ist mir Donner, mehr als Donner und Gift. So muß ich an ihrem Busen liegen, und sollte sie in der ersten Umfassung des Tods sein. Brand! Brand! daß du mir das Leben nimmst.

Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 908-909.
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