Dritte Szene

[1188] La Feu, Lady Kathrin, beide auf phantastische Art mit Blumen geschmückt, treten auf.


LA FEU. O goldne Zeit! O Herrlichkeit! Ach der ewige, der ewige Frühlingsmorgen in meinem kranken Herzen! Sehn Sie nun, meine Liebe! mein ganzes künftiges Leben, möcht ich so eben, fern von allen Menschen, in einen poetischen, arkadischen Traum verwandeln. Wir säßen an einer kühlen Quelle; unter[1188] den Schatten der Bäume, Hand an Hand, besängen die Wunder des Herzens und der Liebe. Und, Mylady! das wär das einzige Mittel, all meine vergangne tragische Situationen zu vergessen. Wir wollten nicht über die Menschen klagen, nicht bitter von ihnen reden, wie Blasius, ewiger Friede in uns, mit uns, und allen, dauernde Freude sollte um uns herrschen. Was mir die Menschen getan haben, vergeb ich ihnen so herzlich, als ich Sie liebe. Sehn Sie, Lady, mir hatte der Himmel Empfindungen gegeben, mit denen ich unmöglich bei den Menschen fortkommen konnte. Freilich haben sie mich abgeschliffen, aber Mylady, diesem Herzen blieb noch ein Winkel unverdorben. Und da trat's nun hervor, und der Himmel vergeb's dem, der mich störe, und das verkehrt nennet!

LADY KATHRIN. Ich versteh noch nicht genug. –

LA FEU. Ach so will ich meine ganze Empfindung in Ihre Seele legen! Meine Diana! einen süßen, sanften Traum wollen wir träumen, immer so süß wie der erste Kuß der Liebe. Nur phantastisch! Blumenreich!

LADY KATHRIN. Sie entzücken mich!

LA FEU. Ich bin willens ein Schäfer zu werden. Das war mein Gedanke von lange her. Nur fehlte mir's an einer Schäferin, die hab ich in Ihnen gefunden, liebliche Seele!

LADY KATHRIN. O Mylord! und Schäfchen, einen Schäferhut, Schäferstab, Schäferkleid weiß mit rot! Ich hab noch solche eine Maske aus London mitgebracht. Ich sterbe für Freude bei denen süßen Gedanken.

LA FEU. Ich kleide mich in einen unschuldigen Schäfer. Wir kaufen uns eine Herde. Wild schenkt uns einen von seinen Hunden. Und so wollen wir das Leben wegphantasieren. Ewig in Friede, ewig in Liebe leben! o der Seligkeit!

LADY KATHRIN. Mylord! Mylord! Und auch Schäfchen?

LA FEU. Ja, Mylady! und auch eine Hütte. Ich Ihr Schäfer!

LADY KATHRIN. Und auch – ha Mylord – heuraten? –

LA FEU. Behüte! ganz geistig, ganz phantastisch. Das ist der Reiz davon. Nur stößt sich's an etwas. Was vor Namen wollen wir denn annehmen in unsern unschuldigen Stand?

LADY KATHRIN. Recht zärtliche, Mylord!

LA FEU. Ja freilich recht zärtliche, Damon ich, und Sie Phyllis.

LADY KATHRIN. Ja Mylord! diese Namen haben mir immer in den Poesien wohlgefallen. Ich Phyllis! Lassen Sie uns doch geschwinde Anstalt machen.[1189]


Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 1188-1190.
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