|
1761 | 3. Mai: August Friedrich Ferdinand Kotzebue wird in Weimar als Sohn eines Legationsrats geboren. Der Vater stirbt noch im gleichen Jahr. |
1768 | In Begleitung seines Onkels Johann Karl August Musäus besucht der siebenjährige Kotzebue erstmals eine Theatervorstellung. Das Erlebnis prägt ihn für sein gesamtes weiteres Leben. |
1772 | Besuch des Gymnasiums in Weimar. Unter der Anleitung von Musäus entstehen erste Gedichte. |
1776 | Erste Kontakte zu Johann Wolfgang Goethe. In einer Inszenierung von Goethes »Die Geschwister« am Weimarer Liebhabertheater tritt Kotzebue neben dem Autor auf. |
1777 | Kotzebue legt die Reifeprüfung ab. Studium der Rechte in Jena (bis 1778). Kotzebue wird Mitglied eines Jenaer Liebhabertheaters, für das er Dramen schreibt. |
1778 | Wechsel an die Universität Duisburg (bis 1779). Kotzebue schreibt Dramen und Romane, für die sich weder professionelle Theater noch Verleger interessieren. |
1779 | Rückkehr an die Universität Jena (bis 1781). Kotzebue gründet ein Liebhabertheater und bringt dort sein Lustspiel »Die Weiber nach der Mode« heraus. |
1781 | Abschluß des Studiums und Rückkehr nach Weimar. Advokat in Weimar. Bemühungen um eine Anstellung in preußischen Diensten scheitern. Durch Vermittlung des Grafen Görtz erhält Kotzebue eine Stelle als Sekretär des General-Ingenieurs Friedrich Wilhelm von Bauer in St. Petersburg und tritt in den russischen Staatsdienst ein. November: Abreise von Weimar nach St. Petersburg. |
1782 | »Erzählungen«. Kotzebues Dramen »Demetrius, Zaar von Moskau« (Tragödie) und »Die Nonne und das Kammermädchen« (Lustspiel) werden in St. Petersburg aufgeführt. Kotzebue übernimmt im Auftrag des Generals von Bauer die Leitung des Petersburger Hoftheaters. Kotzebue gründet die deutschsprachige Zeitschrift »St. Petersburger Bibliothek der Journale«, in der er Auszüge aus deutschen Zeitschriften veröffentlicht. Nach dem Tod seines Förderers General von Bauer wird Kotzebue von der Zarin Katharina II. als Sekretär für die deutsche Korrespondenz in ihr Büro übernommen, tritt das Amt jedoch nicht an. |
1783 | Kotzebue wird zum Assessor am Oberappellationsgericht im neuerrichteten Gouvernement Reval ernannt und erhält den Titel eines Titularrats im Range eines Hauptmanns. November: Übersiedlung nach Reval. Verkehr im Kreis des Barons von Rosen, der auf seinem Gut eine Liebhaberbühne unterhält. |
1784 | Die Dramen »Adelheid von Wulfingen« (gedruckt 1789) und »Der Eremit von Formentera« (gedruckt 1784) entstehen und werden auf der Liebhaberbühne des Barons von Rosen aufgeführt. Um die Heirat mit der Tochter eines livländischen Adligen zu ermöglichen, bittet Kotzebue um die Verleihung bzw. Erneuerung seines Adels, erhält aber eine ablehnende Antwort. |
1785 | 25. Februar: Heirat mit Friederike, der Tochter des Oberkommandanten der Festung Reval, Generalleutnant und Ritter von Essen. 12. Mai: Geburt des Sohnes Wilhelm. Gegenüber seiner Mutter datiert Kotzebue das Datum seiner Heirat um ein Jahr zurück. Reise nach Deutschland. Historische Studien in der Wolfenbütteler Bibliothek. Bekanntschaft mit Johann Georg Zimmermann in Hannover. Rückkehr nach Reval. Kotzebue wird zum Präsidenten des Gouvernementsmagistrats von Estland im Range eines Obristleutnants ernannt. Mit der Beförderung ist der persönliche Adel verbunden. »Die Leiden der Ortenbergischen Familie« (Roman, zweiter Band 1786) |
1786 | Kotzebue wird Herausgeber der Zeitschrift »Für Geist und Herz«. |
1788 | 23. November: Uraufführung von »Menschenhaß und Reue« (gedruckt 1789) auf der von Kotzebue geleiteten Liebhaberbühne in Reval. |
1789 | 3. Juni: Mit dem sensationellen Erfolg der Premiere von »Menschenhaß und Reue« am Nationaltheater in Berlin beginnt Kotzebues jahrzehntelang anhaltender Erfolg als meistgespielter deutscher Bühnenautor seiner Zeit. Reise zur Kur nach Bad Pyrmont. Treffen mit Zimmermann und Johann Georg Jacobi. Auf der Rückreise Aufenthalt in Berlin. Bekanntschaft mit den Direktoren des Nationaltheaters, Johann Jakob Engel und Karl Friedrich Ramler, sowie mit Friedrich Nicolai und Mitgliedern der königlichen Familie. Auf Zimmermanns Gesuch gewährt Katharina II. Kotzebue einen anderthalbjährigen Urlaub zur Herstellung seiner Gesundheit. |
1790 | Erneute Reise nach Pyrmont. Kotzebues Ehefrau wohnt bei seiner Mutter in Weimar. Kotzebue verteidigt seinen Freund Zimmermann gegen die Angriffe der von diesem herabgewürdigten Aufklärer und publiziert unter dem Namen Adolph Freiherrn Knigges das Pasquill »Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn, oder die deutsche Union gegen Zimmermann«. Er löst damit einen enormen Skandal aus. September: Rückkehr von Pyrmont nach Weimar. Aus Furcht vor dem Tod seiner Ehefrau flieht Kotzebue über Mainz nach Paris. Tod seiner Ehefrau nach der Geburt des vierten Kindes. |
1791 | Januar: Rückkehr nach Mainz. »Meine Flucht nach Paris im Winter 1790« (autobiographische Schrift). »Ludwig XIV. vor den Richterstuhl der Nachwelt gezogen von einem freien Franken« (anonym). »Der weibliche Jakobinerklub« (Lustspiel). Frühjahr: Als französischer Spion und Jakobinerfreund verdächtigt, flieht Kotzebue aus Mainz und geht nach Leipzig und Berlin. Anschließend erneuter Aufenthalt in Pyrmont. Kotzebue gibt den Nachlaß von Musäus heraus (»Nachgelassene Schriften«). Herbst: Nach monatelangen Nachforschungen wird Kotzebues Autorschaft am »Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn« bekannt. Sein öffentliches Ansehen erleidet größten Schaden. Aus Furcht vor gerichtlicher Verfolgung flieht er zurück nach Rußland, wo Katharina II. die weitere Untersuchung niederschlagen läßt. |
1792 | Kotzebue kauft ein Rittergut bei Reval mit 42 Leibeigenen und baut es zum Landsitz Friedenthal aus. Um sich für ein Amt in St. Petersburg zu empfehlen, publiziert Kotzebue die Abhandlung »Vom Adel« und übersetzt Werke von Katharinas Kabinettssekretär Gawrila Derschawin ins Deutsche. Die Bemühungen bleiben jedoch erfolglos. |
1793 | »Die jüngsten Kinder meiner Laune« (6 Bände, bis 1797). Um seinen durch die Zimmermann/ Bahrdt/Knigge-Affäre ruinierten Ruf wieder herzustellen, publiziert Kotzebue die Flugschrift »An das Publikum«. |
1795 | »Unparteiische Untersuchungen über die Folgen der französischen Revolution auf das übrige Europa«. »Armut und Edelsinn« (Lustspiel). Heirat mit Christiane von Krusenstern, einer Schwester des Admirals, der später als Weltumsegler Berühmtheit erlangt. |
1796 | »Die Negersklaven« (Schauspiel). Gegen zunehmend kritische Rezensionen seiner Romane, Erzählungen und Schauspiele setzt sich Kotzebue mit den »Fragmenten über den Rezensenten-Unfug« zur Wehr, die er als Beilage der »Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung« drucken läßt. Oktober: In den »Xenien« des Schillers »Musen-Almanachs auf 1797« wird auch Kotzebue mehrfach angegriffen. |
1798 | Januar: Übersiedlung nach Wien, wohin er als Leiter des Burgtheater berufen worden ist (bis 1799). Am Burgtheater trifft Kotzebue bald auf wachsenden Widerstand der Schauspieler. Auf sein Gesuch hin entbindet ihn der Kaiser von der Funktion des Theaterleiters und ernennt ihn zum Hoftheaterdichter mit einem Jahresgehalt von 1000 Gulden, die er auch außerhalb des Landes erhalten solle. Kotzebue reist aus Wien ab. Seine Fahrt durch Deutschland wird zu einem Triumphzug. Jahresende: Ankunft in Weimar. »Schauspiele« (23 Bände). |
1799 | »Über meinen Aufenthalt in Wien« (autobiographische Schrift) Mai: Während der Leipziger Messe läßt Kotzebue seine gegen die Frühromantiker um Friedrich Schlegel gerichtete satirische Posse »Der hyperboreische Esel oder die heutige Bildung« aufführen. |
1800 | April: Um seine Geschäfte in Reval zu ordnen und seine in St. Petersburg lebenden Söhne zu besuchen, reist Kotzebue nach Rußland, wo er sich nur kurze Zeit aufhalten will. Beim Überschreiten der Grenze nach Rußland wird er auf Grund einer Denunziation als vermeintlicher Jakobiner verhaftet und ohne Verurteilung nach Kurgan in Sibirien verbannt. Juli: Sein zarenfreundliches Drama »Der alte Leibkutscher Peters III.« (entstanden 1799) bewirkt nach vier Monaten seine Begnadigung durch den Zaren. Über seine Verbannung berichtet Kotzebue später in »Das merkwürdigste Jahr meines Lebens« (2 Bände, 1802). Rückkehr nach Moskau, dann nach St. Petersburg. Zar Paul ernennt Kotzebue zum Direktor des deutschen Theaters in St. Petersburg mit dem Charakter eines Hofrats und einem Gehalt von 1200 Rubeln und schenkt ihm das in Livland gelegene Krongut Woroküll mit 400 Leibeigenen. Mit weiteren finanziellen Vergünstigungen, dem Jahresgehalt aus Wien und den Einnahmen aus seiner literarischen Produktion ist Kotzebue vermutlich der reichste Schriftsteller seiner Zeit. |
1801 | März: Nach der Ermordung von Zar Paul I. wird Kotzebue auf sein eigenes Gesuch von Zar Alexander I. aus dem Dienst entlassen. Er wird zum Kollegienrat befördert und behält sein bisheriges Gehalt als Pension bei. April: Rückkehr nach Deutschland. Herbst: Ankunft in Weimar. |
1802 | Es kommt zum Bruch mit Goethe, der Kotzebues Stück »Die deutschen Kleinstädter« inszenieren will, jedoch vergeblich vom Autor verlangt, die gegen die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel gerichteten Passagen zu streichen. Die Aufführung findet nicht statt. »Die beiden Klingsberg« (Lustspiel). Übersiedlung nach Berlin (bis 1806). Freundschaft mit August Wilhelm Iffland, dem Direktor des Berliner Nationaltheaters. |
1803 | Kotzebue begründet die Zeitschrift »Der Freimütige«. Im Laufe des Jahres vereint er das Blatt mit Garlieb Merkels Zeitschrift »Scherz und Ernst«. Ernennung zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Die Angriffe auf Goethe und die Jenaer Romantiker führen dazu, daß Herzog Karl August von Sachsen-Weimar Kotzebue des Betreten seines Landes untersagt; das Verbot wird erst 1817 wieder aufgehoben. 22. März: Kotzebues Lustspiel »Die deutschen Kleinstädter« wird im Wiener Burgtheater uraufgeführt. Tod der zweiten Ehefrau. »Almanach dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande« (18 Bände, bis 1820). |
1804 | Nach Streitigkeiten mit Merkel kündigt Kotzebue seine Mitarbeit an der gemeinsamen Zeitschrift, die Merkel allein fortsetzt. Reise nach Frankreich, Besuche in Lyon und Paris. Audienz bei Napoleon. Rückkehr nach Reval. »Erinnerungen an Paris im Jahre 1804« (autobiographische Schrift). Heirat mit einer Cousine seiner zweiten Frau. Hochzeitsreise über Berlin, Dresden und Wien nach Rom und Neapel. Enttäuschung über Italien. Kotzebue berichtet über die Reise in seiner Reisebeschreibung »Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel« (1805). »Ariadne auf Naxos. Ein tragikomisches Triodrama«. Rückkehr nach Berlin, wo er sich häuslich niederläßt. |
1805 | »Kleine Romane, Erzählungen, Anekdoten und Miscellen« (6 Bände, bis 1809). |
1806 | Oktober: Bei der französischen Besetzung Berlins flieht Kotzebue nach Königsberg, dann nach Reval. »Die gefährliche Nachbarschaft« (Schauspiel). |
1808 | »Preußens ältere Geschichte« (4 Bände). Kotzebue gibt die radikal antinapoleonische Zeitschrift »Die Biene« (1808/09) heraus, die er nach einem Jahr auf Betreiben des französischen Gesandten einstellen muß. |
1810 | »Theater« (56 Bände, bis 1820). |
1811 | Kotzebue setzt seine verbotene Zeitschrift »Die Biene« mit dem neugegründeten, ebenso antinapoleonischen Blatt »Die Grille« (1811/1812) fort. |
1812 | Kotzebues ältester Sohn fällt als russischer Offizier im Kampf gegen Napoleon. |
1813 | 1. April: Auf Befehl des russischen Generals Graf Wittgenstein gibt Kotzebue das »Russisch-deutsche Volksblatt« (bis 29. Juni 1813) heraus, dessen Beiträge er größtenteils selbst schreibt. »Possen bey Gelegenheit des Rückzugs der Franzosen«. |
1814 | Kotzebue wird zum russischen Generalkonsul in Königsberg ernannt. »Politische Flugblätter« (2 Bände, bis 1816). »Geschichte des Deutschen Reiches von dessen Ursprunge bis zu dessen Untergange« (bis 1815). Im Auftrag der deutschen Buchhändler verfaßt Kotzebue eine »Denkschrift über den Büchernachdruck«, die zur Grundlage der Verhandlungen beim Wiener Kongreß über die Fragen des Verlags- und Urheberrechts wird. |
1817 | April: Kotzebue siedelt als persönlicher Berichterstatter des Zaren Alexander I. nach Weimar über und schreibt in den folgenden Jahren geheime Berichte über politische und öffentliche Ereignisse. In Weimar gibt er das »Litterarische Wochenblatt« (2 Bände, bis 1819) heraus. Er wendet sich gegen die Demokratie, verspottet den »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn und macht sich bei den Liberalen unbeliebt. 17./18. Oktober: Auf dem Wartburgfest der Burschenschaften werden auf Anregung von Jahn zahlreiche Bücher, darunter auch Schriften von Kotzebue, verbrannt. Jahresende: Durch eine Indiskretion wird einer von Kotzebues Geheimberichten an den Zaren bekannt. |
1818 | »Gedichte« (2 Bände). |
1819 | 23. März: August von Kotzebue wird als vermeintlicher zaristischer Spitzel und wegen seiner reaktionären politischen Haltung von dem Burschenschaftler und Jenaer Theologiestudenten Karl Ludwig Sand in seiner Wohnung erstochen. Der Mord wird zum Anlaß für die Karlsbader Beschlüsse genommen, mit denen die sich schnell ausbreitende »Demagogen«-Verfolgung und eine allgemeine Verschärfung der Zensur in Deutschland beginnt. |
Buchempfehlung
Hume hielt diesen Text für die einzig adäquate Darstellung seiner theoretischen Philosophie.
122 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro