Achte Szene


[351] Vorige ohne Frau Wunschel.


GRAF. Nun, Herr Sohn?

ADOLPH. Ich erwarte Ihre Befehle.[351]

GRAF zu Amalien. Madame! Dieser seltsame Auftritt, – ich schäme mich im Namen meines Sohnes.

AMALIE. In der Tat, Herr Graf, alles, was um mich her vorgeht, – ich weiß nicht, was ich davon denken soll.

GRAF. Daran ist einzig und allein dieser junge Herr schuld, der eben den Hut dreht, wie ein Bauerknabe. Es hat ihm beliebt, mir eine Kolik anzudichten, um seinem überlästigen Besuche einen Vorwand zu leihen. Schämst du dich nicht, Adolph?

ADOLPH. Wenn Sie befehlen!

GRAF. Stehst du nicht vor dieser fremden Dame da, wie ein Schulknabe?

ADOLPH. Es kann einer solchen Dame nichts Neues sein, die Männer so vor sich stehen zu sehen.

GRAF. Was muß sie von dir denken?

ADOLPH. Daß sie einen großen Eindruck auf mich gemacht hat.

GRAF. Deine Absichten – meinst du, man errate nicht –

ADOLPH. Das Herz ist selten imstande sich zu verbergen.

GRAF. Schweig! Halb für sich. Am Ende macht ihr der Bube noch gar eine Liebeserklärung in meiner Gegenwart. Zu Amalien. Ich warne Sie, Madame! Er ist der treuloseste Wildfang in der ganzen Stadt.

ADOLPH. Vor einer Stunde vielleicht noch.

GRAF. Possen! Possen! Selbst Ihre Reize würden ihn keinen Monat festhalten.

ADOLPH. Ich zähle nur nach Jahren.

GRAF. Heuchelei! verdammte Heuchelei! Geh und laß dich nie wieder hier treffen!

ADOLPH. Madame! Sie wissen, daß man einem Vater nie widersprechen darf. Meine Zunge schweigt. Nur über meine Augen kann ich nicht gebieten, und was die Ihnen sagen, das glauben Sie! Ab.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 351-352.
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