Dritte Szene


[387] Vorige – Stein.


HENRIETTE ein wenig hastig. Mein Bruder!

STEIN. Guten Abend, Schwester! Verbeugung gegen Klingsberg, welche dieser verlegen erwidert. Wer ist dieser Herr?

HENRIETTE verlegen, weil sie ihres Bruders Hitze fürchtet. Dieser Herr ist ein Fremder, der sich in der Wohnung irrte. Nicht wahr, mein Herr?

GRAF. Ja wohl habe ich mich geirrt.

HENRIETTE. Er suchte jemand, den er nicht fand.

GRAF. Und fand hier, was er nicht suchte.

STEIN. Wir sind selbst fremd hier, und werden Sie schwerlich zurechtweisen können.

GRAF. Doch, doch, ich bin schon zurechtgewiesen worden.[387]

STEIN. So will ich Ihnen leuchten. Es ist dunkel auf der Treppe.

GRAF. Darf ich den Zufall benutzen? Darf ich wiederkommen?

STEIN. Mein Herr, Sie sehen wohl, daß wir nicht darauf eingerichtet sind, Gäste zu empfangen.

GRAF. Der gute Wille ist die beste Einrichtung für Gäste, und ich wage zu hoffen, daß Sie mich noch recht gern hier sehen werden. – Hören Sie, Mademoiselle? recht gern!


Geht von Stein mit Licht begleitet.


HENRIETTE beiseite. Ich zweifle.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 387-388.
Lizenz:
Kategorien: