Sechzehnte Szene

[419] Herr Staar – Der Bürgermeister – Sabine einer nach dem andern – Die Vorigen.


HERR STAAR eilig. Eben fährt er zum Tore herein. Die ganze Straße ist voll Jungen. Sie laufen neben dem Wagen her, und gaffen ihm ins Gesicht.[419]

BÜRGERMEISTER eilig. Er kömmt! er kömmt! Der Türmer steht auch schon unten mit seiner Trompete.

SPERLING. Du lieber Gott! die Kinder sind noch so dumm –

HERR STAAR. Streut nur Blumen, und werft sie ihm ins Gesicht.

SABINE eilig. Olmers! Olmers! er ist da!


Ein verstimmter Trompetenstoß.


BÜRGERMEISTER. Allons! ihm entgegen!

HERR STAAR. Die Kinder voraus!

SPERLING reißt ihnen die Butterbröte aus den Händen und wirft sie auf den Tisch. Laßt die Butterbröte solange hier.

HERR STAAR schiebt die Kinder zur Tür hinaus. Fort! fort.

DIE KINDER schreien. Mein Butterbrot! mein Butterbrot!

BÜRGERMEISTER ihnen folgend. Wollt ihr die Mäuler halten!


Sperling und Herr Staar folgen.

Sabine steht am Fenster und wirft Küsse hinab.


FRAU STAAR. Frau Oberfloß- und Fischmeisterin, Sie werden die Güte haben voranzuspazieren.

FRAU BRENDEL. Das wird nimmermehr geschehn. Frau Stadtakzisekasseschreiberin, ich bitte gehorsamst –

FRAU MORGENROTH. Frau Untersteuereinnehmerin, Ihnen gebührt die Ehre.

FRAU STAAR. Bewahre der Himmel! ich bin in meinem eigenen Hause.

FRAU BRENDEL. Ich kenne meine Schuldigkeit –

FRAU MORGENROTH. Ich gehe nicht von der Stelle.


Alle Drei fangen plötzlich an zu reden und zu komplimentieren.

Der Vorhang fällt.


Ende des ersten Akts.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 419-420.
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