Siebente Szene

[428] Die Magd – Vorige.


MAGD. Draußen stehn zwei Männer. Sie sprechen, sie wären Deputierte von der Schützengilde, und wollten den König bewillkommen.

BÜRGERMEISTER. Wollen Ew. Majestät allergnädigst erlauben?

OLMERS. Ei zum Henker! was fällt Ihnen ein? ich bin ja ebensowenig eine Majestät als Ihr Nachtwächter.

BÜRGERMEISTER. Ach großer Gott! was wollen Allerhöchstdieselben länger leugnen? wir besitzen ja Dero unschätzbares Portrait.

OLMERS. Mein Portrait?

FRAU STAAR. Hier ist es, großer König.


Sie überreicht es.


OLMERS. Ja, es ist allerdings mein Portrait –

BÜRGERMEISTER. Endlich! Zu der Magd. Die Deputation soll hereinkommen, soll die Gnade haben vorgelassen zu werden.

OLMERS. Ums Himmels willen nicht! Sie machen mich zum Gespött; ich heiße Karl Olmers, und damit holla.

HERR STAAR. Lasse der Herr Bruder es gut sein; Se. Majestät wollen nun einmal durchaus inkognito bleiben.

FRAU STAAR. Aber die Ehrenwache werden Allerhöchstdieselben doch nicht verschmähen?

OLMERS. Wenn Sie nicht bald aufhören, so brauch' ich allerdings eine Wache, denn ich werde verrückt. Zu Sabinen, welche eben hereintritt. Ah Mademoisell! gut daß Sie kommen. Man will mich hier mit Gewalt zum König machen. Wie das zugeht, mag Gott wissen. König bin ich wahrlich nicht! zu herrschen begehr' ich nirgends, als nur in einem Herzen. Erlang ich aber diesen Wunsch, so beneid' ich keinen König. Ab.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 428.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die deutschen Kleinstädter
Die deutschen Kleinstädter (Komedia)
Die deutschen Kleinstädter: Ein Lustspiel in vier Akten
Die deutschen Kleinstädter