Neunte Szene

[430] Sperling und Sabine.


SABINE. Herr Bau- Berg- und Weg-Inspektors-Substitut, Sie werden vermutlich vor dem Essen auch noch Geschäfte haben?

SPERLING. Werteste Mademoisell, vor dem Essen und nach dem Essen hab' ich kein andres Geschäft, als mein treues Herz vor Ihnen auszubreiten.

SABINE. Ausbreiten? es ist ja kein Mantel.

SPERLING. Poetischerweise allerdings ein Mantel, aber ohne Falten, ohne alle Falten. Schönste Sabina! versuchen Sie es! wickeln Sie sich darein bei Sturm und Frost.

SABINE. Ich bin noch jung, mein Herr, und bedarf keiner geborgten Wärme.

SPERLING. Will ich denn dies treue Herz nur borgen? nein, schenken will ich es! Er kniet nieder. Hier zu Ihren Füßen empfangen Sie Ihr Eigentum! schalten Sie damit nach Gefallen. Der König ist verschwunden, aber die Königin steht vor mir! Meine Königin! mein Götterkind![430]


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 430-431.
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