Elfter Auftritt


[58] Die Vorigen. Pancratius, aus dem Speisesaal.


PANCRATIUS. Der Herr Stallmeister möchten zu der Abendtafel kommen. Die Herrschaften warten, wie närr'sch.

BARON. Ich habe keinen Appetit, ich bin unwohl.

BACULUS. Schade, daß die Einladung nicht an mich gerichtet ist, mein Appetit ist grenzenlos.

PANCRACIUS. Desto besser. Der Herr Graf haben befohlen, Ihn zu restaurieren; wenn es also gefällig ist, mir zu folgen –

BACULUS. Edler Mann! So was läßt man sich nicht zweimal sagen. Will gehen.

BARONIN. Er will mich allein lassen?

BACULUS. I was, der Herr bleibt ja.

BARONIN leise. Eben deswegen soll Er dableiben.

BACULUS. Zier Er sich doch nicht. Ich habe Hunger, und da der Herr Graf so zuvorkommend ist –

BARON. Versteht sich, drum geh Er getrost; Seine Braut ist in den besten Händen.

BACULUS. Meine Braut? Ja so. Mir fiel eben sein Stubenbursche ein.

BARON. Was schwatzt Er da?

PANCRATIUS. Wer fiel Euch ein?

BARONIN. So geh Er, aber laß Er mich nicht lange warten!

BACULUS. Nun, Herr Stallmeister, gute Unterhaltung; meinetwegen braucht Er sich keinen Zwang anzutun; ich bin nicht eifersüchtig, hähähä!


[58] Baron und Baronin gehen im Gespräch in den Hintergrund.


PANCRATIUS leise.

Wie steht's denn?

BACULUS leise.

Je nun –

PANCRATIUS.

Gut?

BACULUS.

Passabel.

PANCRATIUS.

Also Hoffnung?

BACULUS.

Wie närr'sch! Hähähä!

PANCRATIUS.

Freut mich – wie närr'sch – hahaha!


Beide lachend ab.


Quelle:
Albert Lortzing: Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur. Nach Kotzebue frei bearbeitet, Stuttgart 1969, S. 58-59.
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