Epilogus.

[117] Hiemit wir wollens heut beschließen.

ich bitte, laßt euchs nicht verdrießen,

zu sagen Got, dem herren, lob,

der uns hierzu sein gnade gab,

das wir allhie gesehen frei,

wies jederzeit ergangen sei

von anfang der welt biß daher.

erstlich so war der Lucifer

von Got geschaffen ein engel zart,

er bald zum Mamelucken wart,

und tet sich über Got erheben,

dem er doch solt die ere geben;

setzet sich wider Jesum Christ,

darumb er aus dem himmel müst,

wart bald samt allen mitgenoßen,

hinab zur hellen grund gestoßen

umb seiner hoffart nur allein;

das laßt euch ein exempel sein.

gedenket, das ir Gottes willen

aufs aller beste tut erfüllen;

dann also sols auch allen gen,

so Gotts geboten widersten.

weil er nun must um ewign tot

und bracht hernach in solche not

das menschlich gschlecht durch seine kunst,

do wir verloren Gottes gunst,

so habt ir mer alhie vernommen,

das Gottes son auf erden kommen,

von einer jungfrau mensch geboren,

und uns erlöst, die wir verloren,

am kreuz bezalet unser schuld,

erworben uns seins vaters huld.

die an in gleuben, sollen sein

erlöset von der hellen pein,

wie er zu seinen jüngern spricht,

wer an in gleubt, sol sterben nicht,[117]

sondern durch in das leben han,

dann er für alle gnug getan.

als er sein jünger schicket fort,

zu predigen solch heilsam wort,

kam bald der teufel hinter her,

verfelschet seine göttlich ler,

verfolgt die ganze Christenheit

von anfang biß zu diser zeit.

was er selbst nicht ausrichten kan,

schickt er ein altes weib hinan,

oder ein münch und solche gsellen;

die müßen seinen dienst bestellen

und füren unter falschen schein

die menschen in die hell hinein.

derhalben wollet noch mer hören,

und euch allsamt zu Gott bekeren.

wir haben warlich hohe zeit,

der jüngste tag ist nicht ser weit.

verachtet nicht das göttlich wort,

welchs klar und rein an allem ort

geleret wird in unserm land,

und hütet euch vor sünd und schand.

laßt euch den teufel nicht betriegen,

wann er komt mit der schönen wiegen,

darinnen ligt ein kindlein rot,

die sünd, daraus der ewig tot

erfolget, wo man sie nicht kennt

bei zeit, und leßt darvon behend.

der teufel trachtet nacht und tag,

wie er die laster schmücken mag,

und streicht in an gar guten schein,

das er ja bring den menschen drein;

als euch geweiset hie zum teil,

wie sie die sünde tragen feil

bei allen stenden hie auf erden,

dadurch die leut verfüret werden.

wann er sie dann gebracht ins netz,

kan er wol finden das gesetz,

welchs alle sünder in gemein

verdammet zu der hellschen pein.[118]

solchs weiß er auszulegen wol,

do er den menschen bracht zum fal

im paradis durch seine list,

wie euch hie fürgetragen ist.

also wird er auch allen tun,

die sich von im verfüren lan,

und machen in die sünd so groß,

das mancher drin verzweifeln muß,

der nicht halb faßet Jesum Christ,

tröst sich, das er gestorben ist

für unser sünd an kreuzes stam,

das rechte ware Gottes lamb,

als hie diser Christophorus,

den wol zu friden laßen muß

der teufel, tot, und ir legaten,

die alle lustig zu im traten,

vermeinten in zu wenden ab

von rechter ler, denen er gab

zur antwort warlich kurz bescheid,

und hielt ein ritterlichen streit

mit tot und aller teufelschar.

ob sie an im versuchten zwar

ir beste kunst, verlorens doch.

Gotts son, der füret im die sach.

Christophorus behelt das felt

und wird gekrönet als ein helt

mit der kron der gerechtigkeit.

drumb laßt uns bitten allezeit,

weils kommen ist zum letzten end

mit diser welt, das Got uns send

den heilign geist, der durch sein kraft

uns macht wider den feind sighaft;

das wir feststen gleich wie ein maur,

ob sich der feind schon stellet saur,

und streiten allhie ritterlich,

dort selig werden ewiglich;

dann wer ans end beharren tut,

derselbig hat das ewig gut

bei allen gottseligen, frommen,

wann nun der jüngste tag wird kommen,[119]

der warlich, warlich nicht ist weit.

wachet und betet allezeit!

ein jeder seh sich eben für,

der jüngste tag ist für der tür.

bekeret euch in disem leben,

so wil euch Got das ewig geben.


Sic pius in coelum Christo cum iudice scandit,

impius ad coeli regna venire nequit.
[120]

Quelle:
Schauspiele aus dem sechzehnten Jahrhundert. Leipzig 1868, S. 117-121.
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