Vierter Auftritt.

[15] Herrmann. Arnold. Caroline


HERRMANN. Sie sehen mich, liebste Caroline, als den zufriedensten Sterblichen von dem Grafen zurück kommen; er hat mir meinen Wunsch zu erhören heilig und fest versprochen, ich soll allen Candidaten[15] vorgezogen werden; und die versprochene Rathherrenstelle ist es nicht so wohl, welche die lebhafteste Freude in meinem Herzen rege macht, als das für mich unschätzbare Glück, daß mir nun mehr nach ihrem süssen Geständnisse alle Hindernisse aus dem Wege geräumt sind, welche mir bisher den Besitz meiner grösten Glückseligkeit in ihrer Person unmöglich gemacht haben.

CAROLINE. Liebster Herrmann, meine Freude würde vollkommen seyn, wenn nicht dieser niederträchtige durch den strafbarsten Antrag meinem Herzen auf eine zeitlang gleichsam alle Empfindlichkeit des Vergnügens geraubt hätte. Doch, was für neue Ueberzeugungen von ihrer Gewalt über mich, empfindet mein Herz! Ja, ihr Anblick allein ist vermögend allen Verdruß aus meiner Seele zu verbannen, und der heftigsten Freude über unser beyder Glück, Platz zu machen. Nehmen sie mit diesem keuschen Zeichen meiner Neigung gegen sie, die brünstige Versicherung an, daß ich Zeit Lebens die ihrige seyn werde. Sie küsset ihn, und fährt fort zum Arnold zu sagen. Sie aber können hieraus zu ihrer Beschämung lernen, daß ich weit sicherer zu gehen gedenke, wenn ich einen Menschen heyrathe, der mich liebt, als einen solchen Betrüger, der Trotz seiner Ehrfurcht vor dem Teufel, dennoch die Verwegenheit hat mich nur darum zu heyrathen, damit er mich an seinen niederträchtigen Patron für ein heiliges Amt verkuppeln könne.


Quelle:
Johann Christian Krüger: Die Candidaten, oder: Die Mittel zu einem Amte zu gelangen. [Braunschweig und Hamburg, 1748], S. 15-16.
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