Dreyzehender Auftritt.

[134] Brigitte kommt dazu.


BRIGITTE läuft auf Tempelstolzen zu, und reißt ihn beym Arme von der Frau von Birkenhayn weg. Betrüger! habt ihr so gar euer Versprechen vergessen, daß ihr, ohne an mich noch im geringsten zu gedenken, euch schon um eine andre Braut bewerbet?

TEMPELSTOLZ. Weib! was wollt ihr, seyd ihr rasend? ich kenne euch nicht.

BRIGITTE. Du kennst mich nicht, gewissenloser Betrüger? Hier bring ich dir den gerechten Ausspruch vom Consistorio, daß du mich bey Entsetzung deines Amtes heyrathen sollst.

TEMPELSTOLZ. Nun! nun! sind sie es, Frau Conrecktorin? ja, ja wir wollen – – –

FRAU VON BIRKENHAYN. Himmel! was lässest du mich für Bosheiten an Männern entdecken, die ich für die Stützen meines Glaubens abergläubisch verehret, und die mich dafür so undankbar betrogen haben? Komm, Wilhelmine, ich wiederstehe dir nicht länger, du solst dich sogleich mit dem Herrn Wahrmund verlobet sehen. Ich lerne nunmehro, daß ich auch die abscheulichsten Laster, wenn ich sie bey Menschen suchen kan, auch gewiß bey den Geistlichen finden werde.


Ende der dritten Handlung.


Quelle:
Johann Christian Krüger: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt und Leipzig 1743, S. 134-135.
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