126. Jazco von Köpnick.

[133] G.W.v. Raumer Regesta historiae Brandenburg. S. 205-7.

Heffter Geschichte von Brandenburg S. 77.
Mündlich.

Das Dorf Pichelsdorf bei Spandow, bei welchem die Havel einen großen See bildet, ist eins der ältesten[133] in der ganzen Gegend, denn die Einwohner erzählen, daß es bereits zu jenen Zeiten vorhanden gewesen sei, als die Leute noch in der Erde wohnten. Dicht am Einfluß in den genannten See bildet die Havel mit demselben eine sich ziemlich weit hin erstreckende Landzunge, die an ihrem äußersten Ende steil zum Wasser abfällt. Bis zu diesem Punkte soll einmal in alten Kriegszeiten ein Ritter, von seinen Feinden verfolgt, gekommen sein; bei seiner eiligen Flucht hatte er aber nicht bemerkt, daß ihm hier kein Ausweg sich darbiete, und die Feinde riefen daher bereits triumphirend: »Nun haben wir ihn wie in einem Sack«, woher auch dies Stück Landes den Namen »der Sack« erhalten hat. Aber der Ritter ließ den Muth nicht sinken und versuchte noch das letzte Mittel der Rettung; er gab seinem Rosse die Sporen und stürzte sich mit ihm in den See; das kräftige Thier strengte alle Kraft an und brachte seinen Herrn glücklich an eine drüben in den See hineinragende Spitze. Da hing der Ritter zum ewigen Andenken an den gefahrvollen Ritt Schild und Speer an einer Eiche auf und darum heißt die Landzunge bis auf den heutigen Tag das Schildhorn. –

Einige sagen, der Vorfall habe sich im dreißigjährigen Kriege zugetragen, noch Andere erzählen, es sei der alte Fritz gewesen, der sich so gerettet. Die Gelehrten aber meinen: das sei der Fürst Jacze oder Jazco von Köpenick gewesen. Als nämlich der letzte Wendenfürst zu Brandenburg, Pribislav, (sein christlicher Name war Heinrich) im J. 1141 gestorben war und Markgraf[134] Albrecht der Bär die Stadt und das dazu gehörige Land, vermöge des mit Pribislav geschlossenen Erbvertrages, in Besitz nahm, blieb er in diesem ungestört bis zum Jahre 1156, wo der genannte Jacze, der Oheim Pribislav's, nachdem er ein starkes Heer gesammelt und die Besatzung von Brandenburg, die zum Theil aus Slaven bestand, bestochen hatte, auch Albrecht grade von seinen Landen entfernt war, sich plötzlich Brandenburgs bemächtigte, und von hier aus den Christen vielen Schaden zufügte. Da ließ sich Albrecht die Brandenburgische Erbschaft von neuem durch Kaiser Friedrich Barbarossa bestätigen, sammelte schnell ein Heer, bot seine nächsten Nachbarn, besonders den Erzbischof Wiger von Magdeburg zur Hülfe auf, und rückte nun eiligst vor Brandenburg, das er auf drei Seiten, namentlich auch zu Schiffe angriff. Da wurde zwar sein Schwestersohn Werner der junge von Veltheim (oder von Osterburg) von den Wenden erschlagen, und viele biderbe Leute, aber er gewann doch endlich im J. 1157 die Stadt wieder. Jazco soll geflohen, bei Spandow noch einmal geschlagen und in Folge seiner glücklichen Flucht über die Havel Christ geworden sein.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 133-135.
Lizenz:
Kategorien: