191. Das Bild des Gero.

Mündlich von einem Schäfer.

[167] Auf dem Schloße zu Gernrode hat in uralter Zeit der Kaiser (Markgraf) Gero gewohnt, und sein Bild ist dort noch in einem Saale zu sehen, und was wunderbar ist, es darf nicht fortgebracht werden. Denn als man es vor einiger Zeit nach Bernburg geholt hatte, da ist ein Lärmen und Poltern im Schloße entstanden, als sei[167] der Teufel los und es hat die Mädchen gekniffen und ihnen das Deckbett fortgezogen, und die Knechte aus dem Bett geworfen und getobt, als sollte kein Mensch mehr im Schloße bleiben. Da hat man eiligst das Bild wieder heimgeholt und an seine alte Stelle gebracht und da wird's nun wohl für ewige Zeiten bleiben. Berühren darf man's aber auch selbst da nicht, denn vor einiger Zeit wurde es abgewaschen und da gab es einen Lärmen im Schloß, als ginge die Welt unter.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 167-168.
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