259. Brauhard's Seejungfer.

Mündlich aus Steina.

[232] In Lauterberg ist vor alter Zeit ein Mann gewesen, der hat Brauhard geheißen, war weit weg über's Waßer gewesen und hatte sich von da eine Seejungfer mitgebracht, die er geheiratet. Die war oben wie ein Mensch, unten aber wie ein Fisch gestaltet, und deshalb lebte sie auch in einer Tonne bei ihm in der Wohnung. Seine Freunde aber, die das ungestalte Weib nicht leiden mögen,[232] haben sie endlich vergiftet; da hat er sich denn nicht wieder verheiratet und das Geld, was er als Aussteuer mitbekommen, den Armen vermacht, und davon rührt die Brauhardsche Kasse her, die auf dem Amte Scharzfeld verwaltet wird und aus der die Armen der umliegenden Dörfer noch bis auf den heutigen Tag alljährlich Unterstützung erhalten.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 232-233.
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